Geschrieben von Michi Winner
Band: MoLD
Album: Horrors
Genre: Hardrock, Sleaze
Plattenfirma: GMR Music
Veröffentlichung: 26. Juli 2019
Die Schweden machen nach Angaben ihres Labels Hardrock, dem man die langen Winter in Stockholm durch seinen Blues anhört. Das ist zumindest mal eine interessante Beschreibung, die ich so allerdings nicht unterschreiben möchte. Auch wenn Genregrenzen relativ sind, ist mein erster Eindruck: Sleaze mit Punk-Attitüde. Bei dieser Einschätzung bleibe ich auch. Sieht man sich an, wer hinter der Produktion dieses Debütalbums steckt, wundert es auch nicht. Die Scheibe abgemischt hat Tomas Skogsberg (u.a. Backyard Babies) in seinem Sunlight Studio und das Mastering erfolgte durch Alan Douches (u.a. The Misfits). Das ist gerade bei einem Debüt schon ein sehr renormmierter Background.
So ganz hindernisfrei, wie sich das jetzt las, war der Weg zum ersten Album dann doch nicht. Erst ging Bassist Nummer Eins auf dem Weg zum Proberaum verloren, dann kam Johan Liljeberg während der Aufnahmen auf die zündende Idee, wie Jimi Hendrix auf Speed klingen zu wollen, was sein Verstärker allerdings etwas zu wörtlich nahm und in Flammen aufging. Weil das noch nicht reicht, sorgte ein netter Nachbar noch für eine Überflutung – liebe Kinder: Handtücher gehören nicht in die Toilette -, die ganzen Aufnahmen quasi das Klo runter gespült. Chapeau. So einen Werdegang kann kaum ein Album vorweisen.
Ich habe keine Ahnung wie sich die ursprünglichen Aufnahmen angehört haben, aber das was hier jetzt letzendlich raus kam, kann sich auf jeden Fall hören lassen. Der Klang ist für die Produktionsbedingungen erstaunlich sauber, beziehungsweise hat den sleaze-typischen dreckigen Klang. Ich muss allerdings gestehen, dass MoLD nicht immer leichte Kost sind. Den Tracks haftet eine gewisse Schwermut an, die auch durch den lockeren Grundrhythmus nicht ausgeglichen wird. Maßgeblich verantwortlich für diesen Eindruck sind die schweren Basslinien und tiefe Gesangspassagen. Bei der aktuellen Wetterlage passt das für mich nur bedingt, das ist doch eher ein passender Sound für Sturm und Regen. Etwas lockerer als seine Vorgänger schallt mir mittlerweile „Locomotive“ aus meinen Boxen entgegen. Hier passt jetzt auch Drive und Groove. Während ich fleißig auf meinem Stuhl hin und her wackel, kann ich diesen Satz jetzt schon zum dritten Mal tippen, man kann halt nur eingeschränkt zappeln, wenn man noch produktiv arbeiten will.
Kaum zu glauben, aber auch die Schermut von vorhin können die Jungs noch steigern. „Hush Now“ ist eine Ballade, die an Melancholie kaum zu übertreffen ist. Zu meinem Glück bleibt es nicht so, sondern wird mit „Roadkill“ auch mal eine ganze Ecke schneller und rauer. Das ist schon eher nach meinem Geschmack.
Das Album plätschert ein wenig zu sehr vor sich hin, die Songs haben noch so einiges an Ecken und Kanten, vielleicht noch ein paar zu viele, aber grundsätzlich haben die Schweden hier ein beachtenswertes Debüt vorgelegt.
Von mir gibt es 7 von 10 Hellfire-Punkten.
Trackliste:
- Horsemen Riding
- Love Hungry Man
- Long Shiny Knives
- Horrors
- Locomotive
- Black Forest
- Hush Now
- Breaking Bones
- Roadkill
- Mischief And Disbelief
- Rock N Roll Monster
Line-Up:
Johan Liljeberg: Gitarre, Gesang
Mattias Ekstig: Gitarre
P-A Lithner: Schlagzeug
Peter Lundgren: Bass
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