Wir schreiben das Jahr 1972. Mit zwei Jahren Verspätung nach Veröffentlichung steigt der zwölfjährige Jörg mit Deep Purple In Rock in die harte Musik ein.
Bevor ich Deep Purple (in der Mark II Besetzung versteht sich) jemals live sehen konnte, hatte sich die Band zerstritten aufgelöst.
Vier Jahre später tourt Richie Blackmore mit seiner neuen Band Rainbow in Deutschland.
Der Teenager hat sich geschworen, jede Band der ehemaligen Deep Purple Mitglieder mit Ihren Folgetruppen sehen zu wollen, um wenigstens einigermaßen in den Genuss des alten Spirits zu gelangen.
Mit Gillan und Whitesnake funktionierte das später.
Die Ambitionen, 1976 Rainbow zu sehen wurden vom Unverständnis der eigenen Mutter zerstört.
Genau 40 Jahre später sollte nun mein Schwur, mein sehnlichster Wunsch, in Erfüllung gehen.
17.Juni 2016: nach langer Abstinenz, was Purple und Rainbow Songs angeht, hat sich der Meister entschlossen, doch noch einmal seine Babys auf die Bühne zu bringen.
Ein essentieller Antrieb war sicherlich die schleichende Arthritis, die es Herrn Blackmore in nicht allzu ferner Zukunft unmöglich machen wird, diese Songs noch einmal perfekt zu spielen.
Aber fangen wir vorne an: das Wetter auf der Loreley ist durchwachsen; wie schon seit einigen Wochen.
In Anbetracht, dass dieses Monsters Of Rock Spektakel aber nur drei Stationen aufweist, Grund genug für abertausende Fans aus aller Welt, das Debütkonzert am Rhein aufzusuchen.
Unverständlich für mich und viele Zuhörer, dass nicht Manfred Mann’s Earthband beginnt, sondern die Rock Legende Thin Lizzy.
Verstärkt durch Judas Priest Schlagwerker Scott Travis und Aerosmith Basser Tom Hamilton. Erwartungsgemäß haben die Jungs das Publikum vom ersten Song an in ihrer Gewalt.
Mit einen derart optimalen Backkatalog auch keine Kunst.
Auch der am Anfang des Gigs herrschende Regen kann weder die Spielfreude der Lizzys, noch der Begeisterung des Publikums Abbruch tun.
Als dann nach eineinviertel Stunde mit „Whiskey in the Jar“ die letzten Töne verklingen, bleiben tausende begeisterte Fans zurück.
In der kurzen Umbaupause soll Hans Werner Olm als Marie-Luise Koschinski die Zeit verkürzen. Irgendwie scheint es aber nun mal gar keinen zu interessieren, dass der Proll da vorne auf der Bühne steht, so dass er sehr schnell entnervt die Bretter verlässt.
Als zweiter Act nun Manfred Mann’s Earthband.
Man verstehe mich bitte nicht falsch. Ich stehe auf die Band und all die Klassiker, die sie hervorgebracht hat. Aber die Kapelle zwischen Lizzy und Rainbow zu platzieren war mit Sicherheit eine Fehlentscheidung.
Die Songauswahl bestimmt nicht schlecht und mit „Father Of Day Father Of Night“, „Blinded By The Light, Mighty Quinn“ oder “Davy’s On The Road Again“ bekam das Publikum auch echte Knaller präsentiert; wenn…, ja wenn die Egozentriker nicht jedes einzelne Stück verdudelt hätten.
Und, wenn man bei Monsters mitmacht: wo zum Teufel war „Spirits In The Night“?
Großen Teilen des Publikums hat’s trotzdem gefallen; ich hake s mal einfach ab.
Dann war es Zeit für Herrn Blackmore und seine Band Rainbow. Auffallend, wie spartanisch die Technik auf der Bühne ausfiel. Im Grunde höchstens Proberaum Equipment.
Showmäßig wurde eine neue Version des Regenbogens ausgepackt, die, kombiniert mit einer Handvoll weiterer Spots das geeignete Ambiente für die Band brachte.
Das Lineup eine Überraschung. Richie hatte es abgelehnt, noch lebende Ex-Mitglieder auf dieser kurzen Tour zu engagieren und so setzte sich die Band folgendermaßen zusammen:
Ritchie Blackmore Guitars, Ronnie Romero Vocals, Jens Johansson (Stratovarius) Keyboards, Bob Nouveau Bass und David Keith Drums“.
Speziell Sänger Ronnie Romero ein Glücksgriff sondergleichen. Er war so nahe an Ronnie James Dio, dass einem die Gänsehaut rauf und runter lief.
Ich denke, dass der kleine „Große“ Ronnie da oben auch begeistert war und dem irdischen Ronnie seinen Segen für diese Auftritte gab.
Und auch die Purple Songs bekam Herr Romero überragend hin. Ich glaube, dass Ian Gillen mindestens zwei Jahrzehnte „Child In Time“ nicht annährend so gut hinbekommen hat, wie der Rainbow Shouter. Ganz großes Kino!!
Die Setlist war ebenfalls von bester Qualität; klar hätte man noch diese oder jenen Song einbauen können. Aber wie viel Tage sollten die Jungs denn spielen?
So waren 120 Minuten bester Unterhaltung geboten mit den Klassikern:
Highway Star
Spotlight Kid
Mistreated
Since You Been Gone
Man on the Silver Mountain
Catch the Rainbow
Difficult to Cure
Perfect Strangers
Child in Time
Long Live Rock ’n‘ Roll
Stargazer
Black Night
Smoke on the Water
Und es machte der Band Spaß, riesigen Spaß. Ronnie und Richie debattierten zwischen den Songs auf eine unterhaltsame Art, dass die Zuschauer den Eindruck hatten, eher bei einer Bandprobe anwesend zu sein.
Und Herr Blackmore: er nahm seiner selbst das Mikro in die Hand, um seinen unglaublichen Sänger vorzustellen: „Ich muss lernen zu reden…“ Hat doch gut geklappt!!
Es war schon beeindruckend zu sehen, wie begeistert Richie Blackmore von jedem einzelnen seiner Musiker war. Immer wieder zollte er selbst applaudierend seine Hochachtung.
Ein Wehrmutstropfen: so wie ich erhielten viele meiner Fot-Kollegen keine Akkreditierung und mussten mit „Behelfsmitteln“ aus großer Entfernung „knipsen“.
Aber: ohne Frage war dieses Monsters Spektakel DER Höhepunkt.
Für mich persönlich das Einlösen eine vierzigjährigen Schwurs und emotional das beste Konzerterlebnis überhaupt; für den Rest der Welt mit Sicherheit DAS Konzertereignis des Jahres… ach was: des Jahrhunderts!
Vielen Dank Herr Blackmore!
Rainbow live: ICH WAR DABEI!!!
Mehr Infos:
http://www.monsters-of-rock-germany.de/
Danke für den Bericht.
Was mich interessieren würde, wie war der Sound?
Laut und kräftig genug?
Ok, Blackmore sehr gut, er kann aber auch sein Alter bei den soli nicht mehr verbergen (Arthritis).
Ronnie Romero, ja tatsächlich unglaublich wie nahe er an Dio dran ist, nur hätte man mehr Deep Purple MkIII Nummern als MkII in die setlist aufnehmen sollen (meine Meinung).
Da hätte er noch mehr brilliert (Burn, Stormbringer, You fool no one).
Aus videos hab ich den Eindruck, dass David Keith a Schlagzeug etwas „überfordert“ ist.
Überhaupt kein Vergleich mit einem Cozy Powell, der mit seinem kräftigen, knallharten Drums den Nummern erst den richtigen punch verlieh, von Ian Paice zu schweigen.
Auch der Keyboarder hat sich offensichtlich nicht besonders wohl gefühlt, so lustlos wie er in die Tasten griff.
Doch gratuliere ich.
Wäre auch gern dabei gewesen…..
Hi Wolf,
der Sound war extrem brillant; Lautstäre war ok, hätte eventuell etwas lauter sein können..
Cozy Powell war definitiv der bessere Drummer, gegen ihn im Vergleich sehen die meisten blass aus.
Ich fand die Schlagzeugarbeit solide; für mich nichts auszusetzen.
Jens Johansson ist ein Tier an den Keyboards; dass er evtl. zurückhaltend wirkte schreibe ich dem Respekt gegenüber Blackmore zu.