Geschrieben von: Gernot Sieger
Band: Motörhead
Album: Another Perfect Day 40th Anniversary Edition
Genre: Heavy Metal
Plattenfirma: Bmg/Sanctuary (Warner)
Veröffentlichung: 03. November 2023
Motörhead, eine Band die man entweder liebt oder hasst. Das war von Beginn der Karriere von Lemmy und Co. an so. 1975 wurde die Band in London in der Urbesetzung gegründet. Insbesondere in den Jahren 1979 bis 1982 war die Band sehr erfolgreich, Da wurden die Alben geschrieben die bis heute als Klassiker und Meilenstein im Heavy Metal gelten, zum Beispiel Ace Of Spades und Bomber. Bei den Aufnahmen zu Iron Fist eskalierten die bandinternen Schwierigkeiten, was dann letztendlich zur Trennung von Fast Eddie Clarke führte. Ersetzt wurde er im Juni 1982 durch den ehemaligen Thin Lizzy Gitarristen Brian Robertson, den Lemmy schon einige Jahre kannte. Dies war teilweise eine Notlösung, Robertson war der einzige Gitarrist, der kurzfristig verfügbar war und dem Lemmy zutraute, dass er die alten Songs auch live spielen könne.
Letztlich war Brian Robertson nicht die beste Wahl. Zwar war er musikalisch durchaus in der Lage die Songs der Band zu spielen, allerdings stand dem dann seine Einstellung im Weg. Robertson hielt gar nichts von Motörhead, er hat an diversen Stellen geäußert, dass sie mit Scheiße Geld verdienen. Daher weigerte er sich auch konsequent viele alte Songs der Band zu spielen, zum Beispiel Ace Of Spades. Auch optisch passte Robertson mit einem extravaganten Kleidungsstil so gar nicht zu Motörhead. Die Fans lehnten ihn aufgrund seiner Einstellung von Anfang an ab. Trotzdem spielte Robertson mit der Band Another Perfect Day ein.
Da Robertson dem Album teilweise seinen Stempel aufgedrückt hat, haben die Fans das Album zunächst abgelehnt. Sie warfen der Band vor, dass sie ihren musikalischen Weg verlassen würde um eher kommerziellen Gesichtspunkten zu folgen. Auf der anschließenden Tour weigerte sich Roberts sehr konsequent die Klassiker der Band zu spielen, was immer wieder zu Reibereien innerhalb der Band führte, aber auch großen Unmut der Fans erregte. Bei der Show in Hannover spielte Robertson, entgegen Lemmys Anweisung mehrfach den Song Another Perfect Day an. Daraufhin warf Lemmy ihn aus der Band, sagte den Rest der Tour ab.
Heute gilt das Album Another Perfect Day als Geheimtipp in der Metal Szene, somit ein guter Grund für eine Neuveröffentlichung. Auch wenn dies nach dem, viel zu frühen Tod von Lemmy am 28. Dezember 2015, immer auch ein bisschen was von Ausschlachten und Leichenfledderei hat. In diesem Fall kann ich da aber ganz gut drüber hinwegsehen. Es ist wohl eher eine Hommage an einen großartigen Musiker, einen Menschen der seinen Weg gegen alle Widrigkeiten gegangen ist, der Musikgeschichte geschrieben hat…
Mit dem Song Dancing On Your Grave enthält das Album einen Titel, den wohl jeder Fan der Band, aber auch fast jeder Metal Fan kennt, ein echter Klassiker. Durch das gesamte Album zieht sich eine gesunde Härte, auch wenn es stilistisch vom vorherigen Stil der Band abweicht. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis die Fans das Album akzeptierten, allerdings konnte Motörhead durch diesen leichten Stilwechsel viele neue Fans hinzugewinnen.
Auch das eher schleppende One Track Mind, der langsamere Song des Albums, entfaltet seine Magie erst nach mehrmaligem Hören. Dann aber trifft es umso mehr. Trotz des fehlenden Tempos hat er die übliche Motörhead Härte, und Lemmys Stimme tut ein Übriges. Allerdings sind der größte Teil des Albums doch die Motörhead typischen, schnellen und frechen, rotzigen Rocknummern. Wobei man durchaus den Unterschied in der Gitarrenarbeit heraushört, früher der eher brachiale Fast Eddie Clarke, hier der eher filigrane Brian Robertson. Ergänzt wird das ursprüngliche Album um einige Bonustracks. Hier handelt es sich um Live Aufnahmen, aber auch um Stücke in alternativen, früheren Versionen, teilweise auch mit anderen Texten.
Die zweite Scheibe ist auf der anschließenden Tour aufgenommen, am 22.06.1983 in der City Hall von Hull in England. Die Songauswahl zeigt sehr deutlich die Probleme, welche Robertson mit den Motörhead Klassikern hatte, was dem Ganzen aber keinen Abbruch tut. Die Aufnahmequalität ist gut, und so rundet diese Aufnahme die Wiederveröffentlichung gekonnt ab.
Ein gelungenes Album, geschickt durch Bonustracks und Liveaufnahme aufgepeppt. So ist es selbst für eingefleischte Fans, welche Another Perfect Day bereits seit 1983 im Regal stehen haben, interessant. Wer nicht Fan ist, sollte einfach mal in den einen oder anderen Song reinhören.
Von mir gibt es 9 von 10 Hellfire Punkten!
Tracklist:
CD 1 – „Another Perfect Day“
01 Back At The Funny Farm
02 Shine
03 Dancing On Your Grave
04 Rock It
05 One Track Mind
06 Another Perfect Day
07 Marching Off To War
08 I Got Mine
09 Tales Of Glory
10 Die You Bastard
11 Turn You Round Again (single b-side)
12 Hoochie Coochie Man (live, single b-side)
13 [Don’t Need] Religion (live, single b-side)
14 Climber (early version of Shine)
15 Chinese (early version of One Track Mind)
16 Fast One (early version of Die You Bastard)
17 Climber (instrumental, early version of Shine)
CD 2 – „Live At Hull City Hall, 22.06.1983“
01 Back At The Funny Farm
02 Tales Of Glory
03 Heart Of Stone
04 Shoot You In The Back
05 Marching Off To War
06 Iron Horse (Born To Lose)
07 Another Perfect Day
08 (I’m Your) Hoochie Coochie Man
09 (Don’t Need) Religion
10 One Track Mind
11 Go To Hell
12 America
13 Shine
14 Dancing On Your Grave
15 Rock It
16 Bite The Bullet
17 The Chase Is Better Than The Catch
Mehr Infos: