Motor Sister – Get Off

(C) Motor Sister

Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Motor Sister
Album: Get Off
Genre: Hard Rock
Plattenfirma: Metal Blade Records
Veröffentlichung: 06.05.2022

Bestehend aus Sänger/Gitarrist Jim Wilson (Mother Superior), Gitarrist Scott Ian (Anthrax), Bassist Joey Vera (Armored Saint), Schlagzeuger John Tempesta (White Zombie, The Cult) und Sängerin Pearl Aday (Pearl), wurden Motor Sister ursprünglich als Mother Superior-Coverband gegründet, die sich aus eingefleischten Fans zusammensetzte, die – unterstützt durch den gleichen Frontmann – die Songs aus Spaß an der Sache spielten. Metal Blade wurde auf die Band aufmerksam und bot ihr an, ein Album zu veröffentlichen. Das Ergebnis war „Ride“ (2015), eine Sammlung von Live-Aufnahmen im Studio, die aus dem Backkatalog von Mother Superior herausgepickt wurden. Nun gehen sie über diese Parameter hinaus und kehren mit ihrem zweiten Album zurück, das fast ausschließlich aus brandneuem Material besteht.

Wer nun vielleicht der Annahme verfallen sollte, MOTOR SISTER’s Sound würde sich aus einer Mixtur der Bands der jeweiligen Mitglieder zusammensetzen, der irrt. Stattdessen könnte man „Get Off“ schlicht als in Sachen Tempo und Stil sehr variables Hard Rock Album bezeichnen. Oder um es mit den Eingangsworten von „Right There, Just Like That“ zu sagen: „The world’s going to fuckin‘ hell, and we’re making rock and roll!“. Und das Eröffnungsdoppel, bestehend aus „Can’t Get High Enough“ und „Coming For You“, macht auch ganz schnell klar, dass dies keine leere Phrase ist, denn beide Tracks gehen sofort nach vorne und strotzen nur so vor Energie, wobei erstgenannter mich in Teilen vom Vibe her ein wenig an Metallicas „Fuel“ erinnert, während Lemmy aufgrund der nicht zu leugnenden Verwandtschaft zu seiner Band am letztgenannten seine helle Freude gehabt hätte.

Das eben erwähnte „Right There, Just Like That“ liefert dann einen interessanten Mix aus rasanten Riffs und gepflegtem Groove, der nur noch von einem ziemlich abgedrehten Solo getoppt wird. Wenn man dagegen „Sooner Or Later“ das erste Mal hört, könnte man meinen, hier wäre eine komplett andere Formation am Werk, denn der Song tendiert eher Richtung amerikanischen Radio Rock mit Pop-Appeal, der aber nach jedem Durchlauf besser gefällt und für überraschende Abwechslung sorgt.

Mit „Excuse Me, Your Life Is Exposed“ kehren MOTOR SISTER dann wieder zum Vollgas Rock’n Roll zurück – was sollte man auch sonst von einem nicht mal dreiminütigen Song anderes erwarten? Gerade wenn man denkt, „Lion’s Den“ wäre „nur“ ein weiterer Vollgas Rocker, nimmt das Quintett unversehens den Fuß vom Gaspedal und driftet in fast schon psychedelische Sphären ab, nur um bald darauf wieder zur Attacke zu blasen und das Wechselspielchen von vorne zu beginnen. Kein leichter Stoff, aber verdammt cool!

„1.000.000 Miles“ ist mit Blick auf die Dynamik ähnlich wechselhaft und ein weiteres Mal bin ich überrascht ob des recht abgedrehten Gitarrensolos. Bei „Pain“ wird es bluesig balladesk mit emotional intensivem Refrain, ohne jedoch ins cheesige abzudriften. Nach knapp viereinhalb Minuten scheint die Nummer beendet zu sein, ehe die Band unvermittelt nochmal die aufdreht. „Bulletproof“ sind straighter, simpler Heavy Rock, der – kaum das er begonnen hat – auch schon wieder vorbei ist. „Bruise It Or Lose It“ wandelt auf den Spuren von AC/DC und Airbourne typischen Midtempo Bangern, während das lässige „Time’s Up“  zweifelsohne als Hommage an 70er Jahre Kiss Songs durchgeht.

Mit einer Neuaufnahme des Mother Superior Tracks „Rolling Boy Blues“ beschließen MOTOR SISTER dann das Album. Der Track ist getreu seines Titels ein weiteres Highspeed Monster, welches, statt mit eingänglichen Harmonien auf Nummer sicher zu gehen, eher wild und chaotisch wirkt, was aber letzten Ende auch für den Song spricht. Nach insgesamt zweiundvierzig überwiegend schweißtreibenden Minuten ist es dann geschafft und der Hörer darf sich ausgepowert aufs Sofa fallen lassen.

„Get Off“ ist in seinem Kern ein Album von befreundeten Musikern diverser Bands, die gemeinsam ihre Liebe zum Rock’n Roll ausleben. Wer auf ein Album mit hohem Hitfaktor hofft, dürfte daher eher enttäuscht werden. „Get Off“ punktet vielmehr mit roher Energie und Leidenschaft, ohne auf Radiokompatibilität zu achten. Wer damit klarkommt, wird von MOTOR SISTER bestens bedient.

Von mir gibt es 8 von 10 Hellfire-Punkten.


Trackliste:

  1. Can’t Get High Enough
  2. Coming For You
  3. Right There, Just Like That
  4. Sooner Or Later
  5. Excuse Me, Your Life Is Exposed
  6. Lion’s Den
  7. 1.000.000 Miles
  8. Pain
  9. Bulletproof
  10. Bruise It Or Lose It
  11. Time’s Up
  12. Rolling Boy Blues

Line Up:

Jim Wilson: Gesang, Gitarre
Scott Ian: Gitarre
Joey Vera: Bass
John Tempesta: Drums
Pearl Aday: Gesang

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Video zu „Right There Just Like That“

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