Neaera – All Is Dust

© Neaera

 

Geschrieben von: Johannes (Jojo) Knopp
Band: Neaera
Album: All Is Dust
Genre: Melodic Death Metal/Modern Metalcore
Plattenfirma: Metal Blade Records
Veröffentlichung: 28.06.2024

 

Gewaltig ist mein erster Eindruck, was das Soundgewand des achten Outputs der Münsteraner NEAERA mit ALL IS DUST betrifft. Hier hat Janosch Rathmer, Drummer von Long Distance Calling als Produzent wirklich ganze Arbeit geleistet.
Im Kohlenkeller Studio Südhessens wurde der Mix und Mastering fertiggestellt und hat dem Album einen idealen brachialen Sound verpasst. Die stürmischen Gitarrenwände geben dem Album einen schleppenden, durchdringenden Gesamteindruck, der immer wieder mit direkt einnehmenden Harmonien durchbrochen wird.
Einst als reine Metalcore Band gestartet, haben sie sich immer mehr Nuancen aus anderen Metal Genres wie Death/ Thrash und Hardcore in ihre Songs einfließen lassen, ohne ihre Krawall-Trademarks zu vernachlässigen.
Dadurch ist ihr Spektrum wesentlich breiter aufgestellt und lässt den Hörer, wie mir, mit einem Gefühl zurück, sich mehr mit dem Album auseinander zu setzten, da es erst mit mehrmaligen Durchläufen in Gänze erschließt, um das Album zu erfassen.

So beginnt der Song mit Anidote to Faith, mit einem Doublebass Inferno, mit einer Menge Wut im Bauch und in den Growls von Frontmann Benny Hilleke, die direkt ein Nackenmuskelzucken verursachen, um direkt zu zeigen, wo der Hammer hängt.
Mit der ersten Single Auskopplung Pacifier geht es nahtlos weiter, beweist aber mit einer eingängigen Gitarrenharmonie und vielen Tempi Wechsel durchgehend für eine melodische Note, ohne an der düsteren Intensität zu verlieren.
Der Titelsong All Is Dust beschreibt die wirkliche düstere Grundstimmung, die mit dem Album ausgedrückt werden möchte und lässt im Mittelteil keine Zweifel aufkommen, wie man groovige Harmonien in schwere Riffs packen kann und immer wieder aufhorchen lässt, wie abwechslungsreich das Quintett mittlerweile geworden ist. Ich kann mir schon gut vorstellen, wie der Refrain frenetisch live mitgegrölt wird.
Etwas ruhiger fängt Swords Unsheated an, um in eine thrashigen Midtempo Nummer überzugehen. Aber im Mittelteil wird das Deathcore Biest dann doch von der Leine gelassen, um hier auch wieder mit einer Wahnsinns-Gitarrenwand um sich zu schlagen, die auch jeden Black Metaller mit wippen lässt.
Grooviger Grundrhythmus ist bei Per Aspera angesagt, der immer mit dem brachialen Growlgewittern einem in Gesicht schlägt, zwar wieder gespickt mit melodischen Gitarrenharmonien, aber im nächsten Moment wieder alles einstürzen lassen.
Einstürzen lassen ist das beste Wort für den Edifier. Der Song lässt wirklich keinen Stein auf dem anderen und wird live für einen Moshpit erster Güte sorgen. Ist wohl der Song, der alten Neaera Ära huldigt und fordert in den tiefen Lagen Benny Growltechnisch alles ab.
Mit In Vain ist auch keine Coverversion der Hannoveraner „Veil“ mit an Bord, die sich zwar nahtlos in das Album einfügt, man aber trotzdem merkt, dass es nicht aus ihrer Feder stammt, denn dafür ist der Song zu einfach strukturiert und ein wenig eintönig.
Render Fear Powerless werden die Pferde der Geschwindigkeit wieder losgelassen und fegen einem Powervoll brachial um die Ohren, ohne dass der Nacken überhaupt eine Pause bekommt. Es juckt mich, von meiner Tastatur loszulassen, um durchs Zimmer zu moshen. Nur wird dann dieses Review nie fertig und das ist wohl nicht im Sinne der Leserschaft.
Dividers düsterer, Midtempo Beginn erschlägt einen fast und auch dem fast doomigen Part steht dem Song richtig gut, bevor die typischen Doublebass Trademarks die Führung übernehmen. Es ist ein wirklich perfektes Hin und Her der Geschwindigkeiten und deshalb auch immer wieder überraschend. Einfach ein Klasse-Songwriting.
Into the Hollow ist Song Nummer Zehn und leider auch der Letzte, der hier einen nochmals mit aller Brutalität rausschmeißt und mit der düsteren Stimmung einen alleine lässt, bis man die Nadel neu ansetzt oder die Playtaste es wieder von vorne beginnen lässt.

Mein Fazit lautet. Es gibt wohl wenige in dem Genre, die es mit Neaera aufnehmen können und All Is Dust setzt eine sehr düstere Kerbe für alle, die sich dort hinbegeben möchten. Außerdem hat mich die geile Produktion direkt gepackt, denn ich habe selten so ein Klanggewand gehört, was jeden Song so komplett ausfüllt.  Ich bin froh, mir die auf 300 Stück limitierte Wooden Box inkl. Dark Goldenrod Vinyl, 7″ gesichert zu haben, denn in dem Album ist alles drin, was es das Metalherz braucht.
Bin gespannt wie die Geschichte der Band weitergeht und es wird schwer werden das eigene Album in naher Zukunft zu toppen.

9 von 10 Hellfire Punkten von mir und hoffe sie bald live erleben zu dürfen.

 

Tracklist:

 01 Antidote to Faith
02 Pacifier
03 All Is Dust
04 Swords Unsheathed
05 Per Aspera
06 Edifier
07 In Vain
08 Render Fear Powerless
09 Dividers
10 Into the Hollow

 

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