Geschrieben von Mathias Keiber
Band: Neon Nightmare
Album: Faded Dream
Genre: Type 0 Negative
Plattenfirma: 20 Buck Spin
Veröffentlichung: 01.11.2024
Vertraut mit dem Begriff „Fan Fiction“? Ich kenne ihn aus der Literatur. Kurz erklärt: Im Grunde genommen geht es darum, dass Leser das Werk eines Autors weiter schreiben. Zum Beispiel: ein neunter Harry Potter schreibt, nur halt nicht von J. K. Rowling, geschrieben, sondern von einem Harry-Potter-Fan.
Es gibt Bands, die man im Prinzip auch als Fan Fiction bezeichnen kann: So wie Greta van Fleet eine Fortsetzung von Led Zeppelin sind, oder Orchid von Black Sabbath, so sind Neon Nightmare eine Fortsetzung von Type 0 Negative – mit dem Unterschied, dass Greta und Orchid sich wohl eher als von Zeppelin beziehungsweise Sabbath beeinflusst bezeichnet würden, während Neon Nightmare ein offenes, ungeniertes Tribut an Type 0 Negative sind.
Das sieht man schon an der Anordnung von Bandnamen und Albumtitel auf dem Cover, das hört man beim Type-0-typischen Witzintro, man hört es am Songwriting, an der Produktion, einfach an allem. Und wer hinter Neon Nightmare steckt, das hört man als Fan von Spirit Adrift am Gesang – es ist Nate Garrett, Mastermind besagter Band.
Und? Wie ist die Qualität?
Ganz klar: „Faded Dream“ ist ein äußerst gelungenes Tribut an Brooklyn’s Finest, es ist so nah am Original, dass man sich verwundert die Augen – pardon: die Ohren – reiben muss, ob Pete Steele vielleicht doch noch nicht tot ist. Oder ob er vor seinem Tod noch ein Album aufgenommen hat.
Mit Neon Nightmare bringt Garrett Typ O Negative auf den Punkt, nicht nur musikalisch, sondern auch lyrisch: Wer bei “Laughing all the way to the grave” vor seinem inneren Auge nicht Peter Steele sieht, der hat den Mann vermutlich nicht verstanden.
Okay, man kann ein solches Tribut scheiße finden, als Plagiat bezeichnen, wenn man ein Spießer ist. Man kann es als Freund der Musik von Type 0 Negative aber auch mögen, man kann es sogar feiern. Ich entscheide mich für letzteres, vor allem im November, und vergebe 8 von 10 Hellfire-Punkten.
Tracks:
01 Higher Calling 00:55
02 Lost Silver 06:50
03 It’s All Over (For You) 05:38
04 LATW2TG 07:46
05 They Look Like Shadows 04:28
06 She’s Drowning 05:51
07 Promethean Gift 09:43