Geschrieben von Katja Rohloff
Band: Nergard
Album: Memorial For A Wish (New Edition)
Genre: Metal
Plattenfirma: Battlegod Productions
Veröffentlichung: 13. April 2018
Nur wenige haben die Chance zum zweiten Versuch. Man sollte diesen also besser nicht gegen die Wand fahren. Tut Andreas Nergård, der Mastermind hinter diesem beeindruckenden Projekt, auch nicht.
Jeder kennt doch dieses Gefühl, letztendlich nicht das geleistet zu haben, was man sich eigentlich vorgenommen und vorgestellt hat. Auch Nergård ging 2013 mit bestimmten Vorstellungen an die Arbeit zu seinem Debütalbum „Memorial For A Wish“ heran. Schon damals konnte er mit einer unglaublichen Anzahl und Klasse an Gast-Musikern aufwarten, aber im Rückblick gelangte er für sich zu der Überzeugung, dass er aufgrund seiner Unerfahrenheit zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich das volle Potenzial aus den Songs herausgeholt hat. Auch das eine Erfahrung, die wir alle kennen: irgendwann möchte man einfach nur noch fertig werden und nimmt dann billigend Qualitätsverluste hin.
Während die Songs an sich immer noch dem hohem Qualitätsanspruch des Musikers genügten, zumindest in weiten Teilen, war ihm die technische Umsetzung auf seinem Debüt ein Dorn im Auge bzw. Ohr. Nachdem ich mal testweise an paar alte und neue Versionen verglichen habe, kann ich ihn da stellenweise schon verstehen. Aber damit sich jeder Hörer selber ein Bild von der Veränderung machen kann, enthält die neue Ausgabe des Albums auch das 2013er Werk zum Vergleich.
Während Nergård die meisten Gesangsspuren und auch einige Gitarren-Soli von den alten Aufnahmen beibehalten hat (bei der Gaststar-Fülle kann man an deren Qualität auch wirklich nicht mäkeln), wurden die Instrumente alle komplett neu eingespielt, es gibt ein paar neue Gäste und auch bei den Songs an sich gibt es einige Veränderungen. Die ursprüngliche Konzeptstruktur wurde aufgegeben und das Album stattdessen um andere, stimmigere Stücke ergänzt. Auch die verbliebenen Tracks erfuhren diverse Anpassungen, Straffungen und Neu-Erschaffungen.
Eröffnet wird das Album jetzt mit „Angels“, bei dem mir beim ersten Hören die Kinnlade ziemlich runterklappte, weil sich mit jeder neuen Stimme das beeindruckende Gast-Portfolio noch erweiterte. Bei über 20 Hochkarätern auf dem Album braucht man da ja auch nicht kleckern. Um mal einen kurzen Auszug zu nennen: Michele Lupi, Göran Edman, Mike Vescera, Ralf Scheepers, Helge Engelke, Åge Sten Nilsen, David Reece u.v.m.
Musikalisch bewegt sich Nergard innerhalb eines weiten Radius des Metal, mit kurzen Ausflügen in den Rock. Immer melodiebetont geht es mal Richtung Power, mal Richtung Heavy und auch mal in leichte Progressive-Gefilde. Wunderbar anzuhören ist es dabei immer. Neben dem energiegeladenen Opener „Angels“, der mit großartigen Melodiebögen und einer faszinierenden Vocal-Vielfalt zu begeistern weiß, sind die zweite Single „The Haunted“ (ursprünglich von der EP „The Beginning“ und damals mit Vocals von Ralf Scheepers) mit der niederländischen Sängerin Sanne Mieloo und die unglaubliche Ballade „Stay“, gesungen von Göran Edman und Åge Sten Nilsen, Anspieltipps, um sich die klangliche Vielfalt dieses Projektes zu erschließen.
Wer das Debütalbum von 2013 nicht kennt, muss in die Neuauflage unbedingt reinhören, denn es ist für sich genommen ein großartiges Album. Und wer die alte Version kennt, muss hier ebenfalls reinhören, um sich davon zu überzeugen, dass man mit der nötigen Erfahrung aus „toll“ auch „perfekt“ machen kann. Nicht zu vergessen: die Stardichte, welche so manche Galaxie übertreffen dürfte.
Trackliste:
1. Angels
2. The Haunted
3. Hell On Earth
4. Stay
5. A Question Of God
6. An Everlasting Dreamscape
7. Nightfall
8. Requiem
9. Inside Memor
Weitere Infos:
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Website von Nergard