Geschrieben von Katja Maeting
Band: Nesaia
Album: Kapitel 4 (EP)
Genre: Metalcore
Plattenfirma: unsigned
Veröffentlichung: 11. Mai. 2019
Wenn man weiß, dass Nesaia der Name einer Meeresnymphe ist, dann erwartet man ja alles mögliche an Tönen, aber definitiv nicht das, was sich die gleichnamige Band als musikalische Ausdrucksweise ausgesucht hat. Anscheinend liegt auch unterhalb der Wasseroberfläche vieles im Argen auf dieser Welt, denn die Jungs aus Sachsen-Anhalt nehmen in ihren Texten kein Blatt vor den Mund, sondern legen stattdessen den Finger in die Wunde und untermalen das Ganze in einer Metalcore-basierten Mischung aus Modern Metal und Hardcore-Einflüssen. Nachdem sie dies 10 Jahre und 3,5 EPs auf Englisch taten, sind sie nun seit einiger Zeit mit deutschen Texten unterwegs. Die passend betitelte vierte EP bildet dabei den Wandel innerhalb des Songwritings ab, enthält sie doch zwei Songs auf Englisch, drei auf Deutsch und als Bonus auch noch vier der Songs in Instrumental-Versionen.
„Wasteland“ eröffnet die EP mit einem druckvollen Groove, ein früher Breakdown setzt den Kontrast zum clean gesungenen Refrain und das zwischenzeitlich immer wieder etwas anziehende Tempo macht den Song zur idealen Aufwärmübung. „The Atheist“ schlägt dann den Bogen Richtung Deathcore und verzichtet konsequent auf Clean Vocals. Stattdessen bietet der Track reichlich Blastbeats, Rhythmuskaskaden und einen gefühlten Dauer-Breakdown, dazu die aggressiv jagenden Shouts von Frontmann Markus, die zwischendurch variantenreich auch zu Growls wechseln. Lediglich eine spröde Synthie-Spur setzt hier Kontrapunkte in der vorandrückenden Nummer. Mit „Angstzustand“ wechseln Nesaia dann das erste Mal zu deutschen Texten, gesanglich bietet der Song ein fast klassisches Wechselspiel aus Shouts in den Strophen und Cleans im Refrain, die durch punktuelle Backing Shouts die genau richtige raue Note bekommen. Musikalisch dominiert auch hier eindeutig die Rhythmus-Fraktion, diese tritt lediglich im Chorus etwas zurück und lässt sich zwischendurch durch eine schnörkellose Melodielinie in genau richtigem Maße eine Verzierung verpassen.
Bei „Kanonenfieber“ überrascht direkt von Beginn an die Melodiedominanz, der Track ordnet sich um eine Synthie-Linie als roten Faden an, die clean gesungenen Passagen bekommen mehr Raum und die Shouts bespielen eine eingeschränktere Bandbreite ohne an Reiz zu verlieren. Dieser Effekt wird durch die wechselnde Dynamik zwischen den einzelnen Songteilen und dem Breakdown als Zäsur noch verstärkt. Zwar hochmelodisch, aber kein Softie, auch wenn der Klargesang für meinen Geschmack noch etwas mehr Prägnanz vertragen könnte. Perfekt in jeglicher Hinsicht ist dann der Abschluss „TXT3“, mein absoluter Favorit auf der EP. Hier sind Shouts und Cleans aus einem Guss bzw. einer Kehle, der Track ist in Sachen Melodie und druckvoller Rhythmik perfekt ausgewogen, Härte und Eingängigkeit vereinen sich zum musikalischen Aushängeschild der EP.
Wer sich in einem Dreieck aus Caliban, älteren Callejon und etwas The Browning nicht unwohl fühlt, der dürfte an Nesaia Freude haben. Die Jungs haben es aber definitiv nicht nötig, bei diesen Bands abzuschreiben, sondern machen ihr ganz individuelles Ding, das erstaunlicherweise sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch funktioniert. Nesaia haben es geschafft, die notwendigen Feinschliff-Arbeiten vorzunehmen, um den sprachlichen Wandel passgenau in die Musik einzufügen. Da macht das Zuhören einfach Spass und es bleibt zu hoffen, dass das nächste Kapitel etwas länger wird.
Von mir gibt es 9 von 10 Hellfire-Punkten
Trackliste:
01. Wasteland
02. The Atheist
03. Angstzustand
04. Kanonenfieber
05. TXT3
06. The Atheist (Instrumental)
07. Angstzustand (Instrumental)
08. Kanonenfieber (Instrumental)
09. TXT3 (Instrumental)
Line-up:
Markus Schmidt – Shouts &Gesang
Matthias Röder – Gitarre & Background Shouts
Karsten Link – Gitarre
Sebastian Kanitz – Bass
Frank Glaser – Schlagzeug & Gesang
Steffen Krause – Synthesizer
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https://www.youtube.com/watch?v=K7tp4a6zV4A