Never Back Down – Black And White

© Never Back Down

Geschrieben von Katja Maeting
Band: Never Back Down
Album: Black And White
Genre: Melodic Hardcore
Plattenfirma: Dedication Records
Veröffentlichung: 24. August 2018

Immer wenn ein mir unbekannter Musiker bei einer fremden Band funktioniert, frage ich mich sofort, um wieviel besser noch er mit seiner eigenen Band funktioniert. Im Fall von Never Back Down-Shouter Daryl Mevißen lautet die Antwort: So gut, dass ich meine endlose To Do-Liste souverän ignoriert und mir das neue Album „Black And White“ zur Review organisiert habe, nachdem ich durch sein Feature auf der aktuellen Traced By Enemies-EP auf die Jungs aus dem Kreis Heinsberg aufmerksam geworden war. 

Never Back Down entstand 2014 und hat seitdem die Position am Bass neu besetzen und sich von einer Gitarre verabschieden müssen, was die Band aber niemals ausbremsen konnte. „Black And White“ ist bereits der dritte Release in der vergleichsweise kurzen Bandgeschichte und der Beweis, dass man musikalische Entwicklung auch ziemlich schnell durchlaufen kann, denn da ist schon einiges an Abstand zwischen den ersten Demos und dem aktuellen Sound von NBD. Schon immer wussten sie allerdings, dass Härte am besten klingt, wenn sie die Lautsprecher zum zittern bringt und man mit den softeren Tönen sparsam umgehen sollte, damit sie umso besser Wirkung entfalten können. 

Stilistisch stehen sie entsprechend fest verankert im Hardcore, klauen sich aber auch gerne mal Kirschen aus dem benachbarten Metalcore-Garten und des Öfteren wehen auch starke Einflüsse aus dem Beatdown rüber. Diesen Sound brachten sie schon zusammen mit ’nem netten Auszug aus dem Who is Who der Core-Szene auf die Bühne, u.a. gehören To The Rats And Wolves, Any Given Day und Thy Art Is Murder dazu. Während NBD sich mit den beiden Vorab-Singles von ihrer, für NBD-Maßstäbe, sanfteren Seite gezeigt haben und das mal so mittelprächtig („Black And White“) und dann wieder überragend und voller Emotion („March“) gelungen ist, stehen die Zeichen gut, dass noch vorm Album Release wieder durchgehend schöne Schläge in die Magengrube aus den Boxen knallen.

Dass die nächste Single „Unknown Graves“ heißen wird, konnten die Fans schon aus den diversen Hinweisen der Band kombinieren…und ich habe dazu glücklicherweise das Wissen: Das Ding wird ein ziemliches Brett! Fast schon DAS Brett des Albums. Clean Vocals haben hier Sendepause, dafür kratzt der Song quasi durchgehend am Breakdown-Level. Beatdown im NBD-Style, der sich nur durch die gut gesetzten melodischen Momente zum Einfluss degradieren lässt. Hier übernehmen die Rhythmus-Kaskaden in einer Abwärtsspirale die Kontrolle über Puls und Atmung, während die intensiven Shouts inklusive kleiner Gang Momente und Ausflüge aufs Growl-Level das instrumentale Drängen auf druckvolle Art sprengen und dabei ihren eigenen fetten Fußabdruck im Trommelfell hinterlassen. 

Bei „Sparks“ kehren die Jungs dann wieder zu klassischeren Melodic Hardcore Strukturen zurück. Die melodische instrumentale Eröffnung geht in harte, immer wieder mit Breakdown-Andeutungen hinterlegte Shouts über, während sich im Chorus die Eröffnungs-Passage in Gestalt des eingängigen Riff-Motivs wiederholt.  Der an sich verdammt geile Breakdown des Songs wird nur durch die stimmliche Leistung von Feature-Gast Pavel Hundt (Mind Like Hurricanes) auf Platz 2 der Song-Highlights verwiesen. „Anger“ serviert anschließend nochmal eine fette Portion Beatdown-Style, den stimmlichen Kochlöffel schwingt dabei ein Gast aus den Niederlanden. Daan Nieboer von 18 Miles gibt hier ordentlich extradunkle Politur auf den Song.

„Never Enough“ ist so etwas wie der perfekte Schluss-Song für das Album. Die aggressiven, instrumental druckgewaltig unterlegten Strophen wandeln sich zwischenzeitlich immer wieder zu einer melodischeren Auslegung unter den Shouts und deuten so den Abgesang des Albums an. Der etwas dezente Breakdown bildet dann den Härte-Abschluss und die Zweiteilung des Tracks, denn die anschließenden cleanen Passagen leiten mit ihrer zunehmend melodischeren und den Beat zurückdrängenden Ausgestaltung sanft fließend aus einem Album heraus, welches den Hörer oftmals aufs angenehmste mit fetten Druckwellen überrollt hat. 

Nicht unterschlagen möchte ich den dritten Gast auf „Black And White“. David Teutenberg von Reversionists performt auf „Unlearned“ und macht dabei ebenfalls Bock, ’ne neue Band zu entdecken. Die Zeichen stehen gut, dass dieser Song bald auch live inklusive Feature-Gast umgesetzt wird, denn Reversionists supporten Never Back Down bei ihrer Release Party am 01. September zusammen mit Our Mirage. 

Mit „Black And White“ setzen Never Back Down definitiv einen Meilenstein in ihrer musikalische Entwicklung. Die Jungs haben schon verdammt gut den Dreh raus, sich in ihrer Musik auszudrücken und scheuen nicht davor zurück, eine große Bandbreite an Emotionen in ihre Songs einzubringen. Insgesamt ein Album, welches nicht nur bei Freunden der härteren musikalischen Gangart Glücksgefühle auslösen kann, sondern auch für Fans der melodischeren Core-Ausprägungen das eine oder andere Bonbon bereithält. Wer (Hard)Core mag, sollte hier mal reinhören.

Trackliste:
01. Welcome To The Family
02. Black & White
03. Unknown Graves
04. Unlearned
05. March
06. The Scars I Wear
07. Sparks
08. Anger
09. Visions
10. Never Enough

Line-up:
Vocals – Daryl Mevißen
Guitar – Caner Tatli
Bass – Philipp K.
Drums – Tobias Hojka

Weitere Infos:
Never Back Down bei Facebook

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