Was für eine „Geile Scheiße“…,
nicht nur der Lieblingsspruch des Abends von Frontmann Chad Kroeger, sondern auch absolut zutreffend für das gesamte Konzert der Band Nickelback, die vergangenen Samstag die Barclaycard Arena in Hamburg zum Beben brachten. Wenn man es am 24.09.2016 erst einmal durch die Massen an Fußballfans (HSV gegen FC Bayern München in der Nachbars Arena) und dem Verkehrschaos bis zur Arena geschafft, die verschärften Sicherheitschecks hinter sich gebracht und ein Bier besorgt hatte, war das Publikum mehr als bereit für die kanadische Rockband.
Die Barclaycard Arena, füllte sich zunehmend mit eingefleischten Fans über dreißig, junge Mädchen, die jeden Song auswendig können, dem Ehepaar um die sechzig, dass ihren Lieblingssong aus dem Radio einmal Live hören möchten und auch die festen Freunde die ihrer Freundin zur Liebe mitgekommen sind.
Von Hamburg direkt auf die Route 66
Pünktlich um 20:00 Uhr leitete Monster Truck aus Hamilton Ontario den Abend ein. Mit ihrer Mischung aus Hard- und Southern Rock katapultierten sie das Publikum direkt auf die Route 66 und machten ihren Namen zum Programm. Es war nicht schwer mit der Band um Sänger Jon Harvey warm zu werden. Zehn Songs lang zeigten sie wie viel Bock sie selbst auf dieses Konzert hatten, was sich auch schnell auf das Publikum übertrug, dass an den richtigen Stellen laut mit grölte und klatschte. Monster Truck hat Tempo und Power und schafft es die vielen Gitarrensolis so gekonnt einzusetzen, dass sie einen nicht irgendwann aus den Ohren raus hängen. Die vier Mann starke Truppe, die seit der Gründung 2009 gemeinsam unterwegs ist, hat an diesem Abend bewiesen das der Rock der 70er Jahre auch bei einer jüngeren Generation noch bestens funktioniert.
Highlight des Auftritts war definitiv das kleine Gitarrenbattle zwischen Monster Trucker Jeremy Widerman und Nickelback Gitarrist Ryan Peak, die gemeinsam den Song „For the People“ performten. Nach 45 Minuten Energie geladenen Gitarrenriffs und wilden Spinns des Gitarristen, räumte Monster Truck die Bühne frei für den Hauptact des Abends: Nickelback.
„Moin, Moin Hamburg. Wir sind Nickelback!“
Nach einer Umbaupause von ca. einer halben Stunde war es soweit. Das Licht ging aus und mit einer gewaltigen Lichtshow und satter Gitarre legten die Jungs von Nickelback mit dem Song „Edge of Revolution“ aus ihrem letzten Album „No Fixed Address“ los.
Nun kein Lockenschopf mehr, wie man Chad Kroeger vielleicht noch aus Zeiten wie „How You Remind Me“ kannte, überzeugt seine Stimme auch mit kurzem Haarschnitt und nach Stimmband-Op noch immer und lässt die Songs auch weiterhin nahezu wie auf CD klingen. Schon während des ersten Songs hatten die Kanadier das doch meist schwierige norddeutsche Publikum in ihren Bann gezogen und konnte die bunt gemischte Menge zum Mitklatschen und Singen animieren.
Wir wollen doch nur spielen…
Unverkennbar war die gute Stimmung der Band an diesem Abend, interagierten sie doch viel mit dem Publikum und gaben ihre Deutschkenntnisse zum Besten. Zitate, wie: „Geile Scheiße„, „Moin, Moin“ wurden häufig durch das Mikro gebrüllt, auch Sänger Chad erlaubte sich die „German-Voice“ nachzustellen und präsentierte eine perfekte Nachahmung vom ersten Vers des Rammsteins Lied „Du Hast“ in bester Till Lindemann-Manier. Auch eine alte Tradition, wie Bierwerfen, wurde mit ins abwechslungsreiche Programm genommen. Hamburg überzeugte mit einer sportlichen Bier-Fang-Leistung und gewann somit die Bierwerf-Challenge haushoch gegen Köln. Ob Hamburg mit dem Rockstar-Karaoke überzeugen konnte, stand letztendlich nicht fest. Ein glücklicher Fan hatte die Ehre mit der Band den Song Rockstar zu performen, welches so schnell nicht mehr aus unseren Ohren gehen bzw. vergessen werden sollte, denn so wie Chad verkündigte: „It´s your choice: Youtube is Forever!“
Ohrwürmer für das ganze Jahr
Zurückblickend kann man sagen, dass Nickelback an diesem Samstagabend eine perfekte Mischung an Songs dabei hatte. Von bekannten Klassikern aus den Alben „All The Right Reasons„, „Silver Side Up„, „Dark Horse“ und „Here And Now„, über hartem Rock, der alle zum Springen brachte z.B. beim Song „Too Bad„, bis hin zu langsamen, Kuschelsongs als Akustikversion, wie z.B. „Mistake“.
Spätestens beim Song „How You Remind Me“, der einer der bekanntesten Dauerbrenner im Radio ist, hat der Funke wirklich jeden der ca. 14.000 Fans in der Halle erwischt. Auf den Rängen stellten sich nun auch die letzten Fans hin und begannen das Intro des Songs ohne Hilfe der Band zu singen. Das war er nun, der letzte Song vor der Zugabe, doch Nickelback, die offenbar nicht auf das „Hurry up, hurry up“ der Crew hörte, die noch in Hamburg feiern wollte, kamen noch einmal für zwei Songs zurück und lieferten ein grandioses feuriges Finale des Abends.
Angespornt durch das laute Gejubel und Getrampel der Fans gaben die Kanadier noch einmal alles und heizten das Publikum mit den Songs „Everlong“ und „Burn It To The Ground“ ordentlich ein. Gute zwei Stunden und 20 Songs lang stand Nickelback auf der Bühne und hat nicht nur durch ihre Performance und die Songauswahl überzeugt, sondern auch mit dem grandiosen Sound, Live- und Lichtshow und die stimmig eingesetzte Diashow, die unter anderem Backstagefotos und Bilder der vielen Reisen der Band zeigte.
Kritik gegenüber Nickelback unberechtigt
Die viele Kritik die die Band, die sich scheinbar in kein Musikgenre wirklich einordnen lassen will, ist vollkommen unberechtigt. Musikalisch und auch Menschlich konnten sie an diesem Abend in vollem Maße überzeugen und machen definitiv Lust auf weitere Konzertbesuche.
Setlist Hamburg 24.09.2016:
1. Edge of Revolution
2. Something in your Mouth
3. Animals
4. Too Bad
5. Far Away
6. Photograph
7. Never Again
8. Lullaby
9. Figured You Out
10. Trying Not To Love You
11. Beer Throwing Music
12. Dirty Laundry (Cover Don Henley)
13. Mistake (Big Wreck Cover)
14. When We Stand Together
15. What Are You Waiting For
16. Rockstar
17. Gotta Be Somebody
18. How You Remind Me
-Zugabe-
19. Everlong (Cover Foo Fighters)
20. Burn It To The Ground
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Geschrieben von Jeanine und Jennifer Ehlers