Nocturnal Rites – Phoenix

© Nocturnal Rites

Geschrieben von Katja Rohloff
Band: Nocturnal Rites
Album: Phoenix
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 29. September 2017

Manche Bands lösen sich auf, einige legen bewusst eine Pause ein, und bei wiederum anderen passiert es einfach so, dass man jahrelang nichts von ihnen hört. So wie im Fall von Nocturnal Rites.

Bei den schwedischen Melodic Power Metallern, immerhin schon seit 1990 aktiv, fehlte nach dem 2007 veröffentlichten
achten Album „The 8th Sin“ der Antrieb, sich wieder ins Studio zu begeben. Dieser Winterschlaf dürfte unter anderem auch in den doch recht häufigen Besetzungswechseln an der Lead Gitarre begründet liegen. Mit dem Einstieg von Per Nilsson wurden dann aber wohl die schlafenden Geister geweckt und die Band machte sich daran, diesmal ohne den sonst üblichen Zeitdruck, neue Songs für ein Album zu schreiben.

Sich nach so langer Zeit zurückzumelden, beinhaltet natürlich einige Tücken. So haben sich viele Fans anderen Bands
zugewandt, von denen es ja gerade im von Nocturnal Rites musikalisch bedienten Feld zahlreiche gibt, und die Erwartungshaltung der verbliebenen Anhänger ist absehbar sehr hoch angelegt.

Um es vorwegzunehmen, dass neue Lebenszeichen von Nocturnal Rites mit dem wahrscheinlich programmatisch gedachten Namen „Phoenix“ ist nicht schlecht geworden, aber hebt sich für meinen Geschmack auch nicht meilenweit von der breiten Massen ab. Handwerklich gut gemacht und solide im Songwriting und in der Produktion ist die Scheibe definitiv, aber das kann man meines Erachtens nach fast dreißig Jahren Bandgeschichte auch erwarten. Mir persönlich fehlt einfach eine gewisse Individualität.

Mit dem Opener „A Heart As Black As Coal“ lässt sich das Album recht gut an. Eröffnet mit einer beachtlichen Riff-Wand zeigt Jonny Lindqvist vom ersten Ton an, dass er stimmlich immer noch topfit ist. Der Song hat mehr Melodic als Power Charakter, wobei er insgesamt zu den eher düstereren Tracks des Albums gehört. Lindqvists Gesang und der eingängige Mitsing-Refrain versöhnen mit den melodisch manchmal mauen Momenten des Songs. Das obligatorische Gitarrensolo ist nett anzuhören, ordnet sich aber vor einer eher bombastisch angelegten Refrain-Wiederholung ein und erzeugt dadurch einen etwas abgehackten Effekt. Aber da ich eh kein Verfechter von Instrumental-Soli bin, ist dies wahrscheinlich Geschmackssache.

Melodisch leichter, aber dafür umso mitreißender ist der nächste Track „Before We Waste Away“. Der Song hat definitiv das Zeug zur Live-Hymne und hier macht auch das Gitarrensolo richtig Spaß. Wer Nocturnal Rites noch nicht kennt, sollte hier reinhören, um einen Eindruck von den Fähigkeiten der Band zu bekommen. Für mich einer meiner Favoriten auf dem Album.

Was mich an einigen Stücken am meisten stört, sind die eingebauten Symphonic-Elemente im Light-Format, d.h. in die Songs werden im Hintergrund streicherartige Klangsequenzen eingebaut. So etwas funktioniert für mich nur, wenn das Lied auch einen gewissen Bombast entfalten kann und soll. Und das ist hier eher weniger der Fall. Am extremsten ist mir dies beim letzten Track „Flames“ aufgefallen. Was an sich eine ganz angenehme Ballade ist, wird streckenweise durch eine quietschige Streichersequenz untermalt, die bei mir statt Klanggenuss eher Gänsehaut auslöst. Als Mainstreamradio-Geschädigte assoziiere ich diese Töne mit einem Sido-Song.

Insgesamt lässt sich „Phoenix“ trotzdem gut anhören, ist aber definitiv noch steigerungsfähig. Aber schön das die Schweden zurück sind und für das nächste Album kann man sich ja dann vielleicht durch Benchmarking ein paar neuen Inspirationen holen. Falsch machen kann man mit dem neuen Werk von Nocturnal Rites eigentlich nichts, ein Muss ist es für mich aber auch nicht.

Line-up:
Jonny Lindqvist – vocals
Nils Eriksson – bass
Per Nilsson – lead guitar
Fredrik Mannberg – guitar
Owe Lingvall – drums

Trackliste:
01. A Heart As Black As Coal
02. Before We Waste Away
03. The Poisonous Seed
04. Repent My Sins
05. What’s Killing Me
06. A Song For You
07. The Ghost Inside Me
08. Nothing Can Break Me
09. Flames
10. Used To Be God (Bonus Track DigiPak und Vinyl)
11. Welcome To The End

Weitere Infos:
Nocturnal Rites bei Facebook
Website von Nocturnal Rites

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