Oceans Of Slumber – Oceans Of Slumber

© Oceans Of Slumber

 

Geschrieben von Marco Gräff
Band: Oceans Of Slumber
Album: Oceans Of Slumber
Genre: Progressive (Doom) Metal
Plattenfirma: Century Media
Veröffentlichung: 04.09.2020

 

Wie habe ich mich auf dieses Album gefreut. Und jetzt fällt es mir unglaublich schwer darüber zu schreiben. Mit einem Kloß im Hals sitze ich da und höre OCEANS OF SLUMBER. Immer und immer wieder…

Seit dem letzten Album, „The banished heart„, sind zweieinhalb Jahre vergangen. Ob es nun Progressive Doom Metal oder Dark Melodic Metal ist, für mich war das dritte Album der Band aus Texas ein Meilenstein der progressiven Musik. Und ein Album dem ich viel zu verdanken habe. Noch mehr ist seitdem passiert. Und wie auf Bestellung kommt nun der Band viertes Album OCEANS OF SLUMBER auf den Markt, wenn ich es mal wieder am meisten brauche.

Dabei sah es nach Veröffentlichung des Vorgängerwerks nicht gerade gut bestellt um die Band aus. Die komplette Saitenfraktion, die schon seit 2011 mit dabei war, kehrte Dobber Beverly und Cammie Gilbert den Rücken. Es dauert fast ein gutes Jahr, bis die Band wieder komplett war. Und die Probleme und Verluste die zum größten Teil schon auf „The banished heart“ verarbeitet wurde, waren immer noch präsent.

Aber gerade das macht die Musik von OCEANS OF SLUMBER (OOS) aus. Mit ihrem eigenständigen Stil, den sie seit dem 2016er Werk „Winter“ pflegen, schiebt sich die Band immer weiter in die vorderste Riege der Progressive Metal Bands. Auch Century Media weiß das zu schätzen und spendierte OOS allein in diesem Jahr fünf Musikvideos. Einen ganz großen Verdienst am Erfolg der Band hat zweifelsohne Cammie Gilbert mit ihrer Ausnahmestimme. Die steckt so voller Gefühl und Leidenschaft, dass man ihr jedes einzelne Wort für wahr abnimmt. Eine Stimme die unter die Haut geht.

Nicht weniger prägnant ist das Schlagzeugspiel von Bandkopf und Hauptsongwriter Dobber Beverly. Anspruchsvolle Fills mag er offensichtlich genauso wie die immer wiederkehrenden Blastbeats, selbst dann, wenn sie gar nicht zu passen scheinen oder der Stimmung des Songs nicht gleichen. Und doch fügt sich am Ende immer ein fast perfekter Song zusammen. Getragen von der Stimme Cammie Gilbert’s.

Wie schon auf früheren Alben gibt es aber auch dieses Mal wieder die harschen, männlichen Vocals, für die hauptsächlich Neugitarrist Alexander Lucian verantwortlich ist. Einziger Gastsänger ist Mick Moss beim Song The colors of grace. Und als Coversong haben sich die Texaner für dieses Album kein geringeres Stück als den ‚Type O Negative‘ Klassiker Wolf moon ausgesucht. Es ist wirklich interessant, das Lied mit Gilbert’s Stimme zu hören, doch an die Magie des Originals mit Peter Steele kommt es zu keiner Zeit heran.

Macht in sofern auch nichts, das Album lebt von den elf Songs zuvor. Wie nicht anders zu erwarten, spielen OOS auch auf OCEANS OF SLUMBER wieder mit den Gefühlen rund um menschliche Abgründe und Tragödien. War „The banished heart“ aber noch um einiges persönlicher und düsterer, brechen die Musiker ein wenig mit diesen Attributen und legen mehr Wert auf die Musik. OOS wirken 2020 deutlich gereifter und stärker.

Und doch sind es auch heute gerade die ergreifenden Songs, die das Album zu einem besonderen machen. Vorne weg A return to the earth below und To the sea (A tolling of the bells). Hier darf Cammie Gilbert erneut beweisen, dass sie mittlerweile zu den ganz großen Stimmen im Metal gehört. Aber auch das schon vergleichsweise brutale, mit Death Metal Elementen gespickte The adorned fathomless creation gehört ganz nach vorne gestellt, wenn es um die Anspieltipps geht. Ebenfalls zu erwähnen, die mittlerweile obligatorischen Instrumentalstücke (bei denen sich Dobber Beverly am Piano auszeichnen darf) die dem Album eine gewisse Verschnaufpause und Auflockerung geben (Imperfect divinity und September).

Nach dem ebenfalls grandiosen wie melancholischen The colors of grace, werden OOS auf I mourn these yellow leaves wieder etwas wilder, aber nicht weniger emotional. Die Growls werden dezent aber wohl platziert eingesetzt und geben dem Sound der Band immer wieder eine eigene Note, fern ab von ausgelutschten „Beauty and the Beast“ Duetten früherer Gothic Metal Bands. Und während gegen Ende eine Nummer wie Total failure appartus im Death Doom wildert und wieder mehr an Geschwindigkeit zulegt, am Ende sogar richtig derb agiert, klingt das Album (abgesehen vom abschließenden Coversong) mit The red flower ruhig und etwas depressiv aus.

All das wurde mit einem astreinen Mix von Dan Swanö veredelt, welches dem Werk am Ende die berüchtigte Krone aufsetzt. Man darf der Band ruhig glauben, dass sie mit OCEANS OF SLUMBER ihren bisherigen Höhepunkt erreicht haben, und die bisher beste Musik geschrieben haben. Ich selbst halte „The banished heart“ zwar nach wie vor für deren Überwerk, das kann sich aber in Zukunft vielleicht noch ändern. Denn OCEANS OF SLUMBER wächst mit jedem Hören. Von daher bleibe ich dieses Mal noch knapp unter der Höchstwertung. Und ja, das Coverartwork ist hervorragend geworden!

von mir gibt es 9,5 von 10 Hellfire Punkten

 

Tracks:

01 – The Soundtrack To My Last Day 07:35
02 – Pray For Fire 07:28
03 – A Return To The Earth Below 05:39
04 – Imperfect Divinity 03:42
05 – The Adorned Fathomless Creation 06:43
06 – To The Sea (A Tolling Of The Bells) 05:11
07 – The Colors of Grace 04:35
08 – I Mourn These Yellow Leaves 08:16
09 – September (Momentaria) 04:03
10 – Total Failure Apparatus 06:33
11 – The Red Flower 04:56
12 – Wolf Moon (Type O Negative Cover) 06:51

 

Line-Up:

Dobber Beverly – drums, piano
Cammie Gilbert – vocals
Mat V. Aleman – keyboards
Semir Özerkan – bass, vocals
Jessie Santos – guitar
Alexander Lucian – guitar, vocals

 

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