Opeth laden zu zweistündigem Konzertabend für Connaisseure mit Stehvermögen

Opeth live @ Schlachthof Wiesbaden // 14-11-2019 © by Marco G.

 

Geschrieben von Oliver Heberling // Fotos by gräffix by Marco G.

 

Schlachthof Wiesbaden // 14.11.2019. Ich kann nicht behaupten, dass OPETH schon immer mein Steckenpferd gewesen wären, abgesehen von Blackwater Park waren sie für mich bis zur Konzertzusage ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Im Vorfeld hörte ich mich noch ausgiebig in Still Life, Deliverance und das aktuelle hochgelobte In cauda venenum ein und ließ den Rest auf mich zukommen. Ein Freund empfahl mir einen Taschenrechner mit zum Konzert zu nehmen, in der Hoffnung, ich könnte für ihn ausrechnen, was OPETH mit der Komplexität ihrer neuen Musik mitteilen möchten 😉 Ähnlich abwechslungsreich wie meine Vorab-Auswahl gestaltete sich auch der seitens der Band gestaltete Querschnitt des nahezu ausverkauften Abends im Wiesbadener Schlachthof

Als Support im Gepäck hatten die Schweden das isländische Retrorock-Trio THE VINTAGE CARAVAN. Vom ersten Anschlag gegen 19.45 Uhr an ging die Band mal psychedelisch, mal bluesig voran, wobei sowohl Sänger und Gitarrist Òskar Logi Àgústsson als auch Bassist Alexander Öm Númason kaum zu bändigen waren und die ein oder andere Pose aufs Parkett warfen. Da konnten sowohl Publikum als auch Mikrophon nicht ruhig auf ihren angestammten Plätzen bleiben. Deutlich rauer und dreckiger als auf Platte präsentierte sich der Opener gut gelaunt auch mit dem ein oder anderen Witz in 45 Minuten lockerer Atmosphäre.

Selbstironie und Witz prägen auch die Ansagen von OPETH-Mastermind Mikael Åkerfeldt. Während des zweistündigen Konzerts redete er sich das ein ums andere Mal in einen etwas längeren Rausch, bei dem er sich nach eigener Aussage auch gerne mal um Kopf und Kragen quatscht. So auch, als er sagte, dass man sich als viel und weltweit tourende Band eigentlich nur an die geilsten und schlechtesten Locations erinnere, er jedoch nicht mehr wusste, dass OPETH schon einmal in Wiesbaden auftraten. Damals jedoch noch im Alten Schlachthof 😉

Mit dem Opener „Livets Trädgård“ vom Band und dem darauffolgenden „Svekets Prins“ eröffneten OPETH ihren Auftritt mit dem schwedisch-sprachigen neuen Langspieler. Von diesem sollten mit „Hjärtat Vet Vad Handen Gör“ und dem Closer des Hauptsets „Allting Tar Slut“ lediglich noch zwei weitere Lieder folgen. Insgesamt entschieden sich die schwedischen Progressive-Rocker in ihrer Auswahl auch noch für einige ältere Lieder aus vergangenen Death Metal-Zeiten. Hier zeichnet sich auch das größte Problem der illustren Auswahl ab: Ein roter Faden beziehungsweise ein durch Übergänge der einzelnen Lieder geschaffenes Konzertkonzept kam nicht so recht auf. Dafür harmonieren Lieder wie „The Leper Affinity“ und „Hope Leaves“ zu wenig mit den Songs von In cauda venenum. Eventuell böte sich in Zukunft ein Full-Album-Konzept wie es Dream Theater mit ihrem musikalisch vom Rest sehr abweichenden Album „The Astonishing“ verfolgt haben für OPETH auch an, da es sehr viele Liebhaber des hochgelobten neuen Albums (ich zähle bisher nicht dazu) zu geben scheint. Zumindest verraten das die Jubelstürme auf beiden Seiten des vom Death Metaller bis Musikprofessor bunt durchmischten Publikums für alte wie auch neue Lieder. Auch bei der Auswahl ihrer für zugabewürdig erklärten Songs boten OPETH mit den Titelstücken von „Sorceress“ von 2016 und „Deliverance“ aus dem Jahr 2002 einen Einblick in beide Schaffensphasen.

 

Für ein Konzert, dessen Länge von zwei Stunden durch gerade einmal 11 Lieder und ein Intro vom Band getragen wird, braucht es Durchhaltevermögen. Die Länge der Lieder und ihre Stimmigkeit in sich machten dabei dennoch den fehlenden roten Faden des Abends und auch die Zeit weitestgehend vergessen. Die technisch und klanglich perfekte Darbietung, auch bei selbst als „schwer zu spielen“ angekündigten Liedern wie dem genialen „Moon above, sun below“, sorgte für einen gelungenen Konzertabend. Abgerundet wurde dieser durch eine ästhetisch außerordentlich ansprechend gestaltete Bühnenshow aus Licht und Video-Wall und die stets eingestreuten Rede-Passagen, die dem Konzert stellenweise einen „Evening with OPETH„-Charakter mit intellektuellem Touch verliehen.

 

Setlist OPETH:

01 – Livets Trädgård (vom Band)
02 – Svekets Prins
03 – The Leper Affinity
04 – Hjärtat Vet Vad Handen Gör
05 – Reverie/Harlequin Forest
06 – Nepenthe
07 – Moon Above, Sun Below
08 – Hope Leaves
09 – The Lotus Eater
10 – Allting Tar Slut
11 – Sorceress
12 – Deliverance

Setlist THE VINTAGE CARAVAN:

01 – Reflections
02 – Set your sights
03 – Crazy Horses
04 – Innerverse
05 – Babylon
06 – Expand your mind
07 – On the run
08 – Midnight Meditation

 

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Opeth
The Vintage Caravan

 

Weitere Infos:

Opeth
The Vintage Caravan
Schlachthof Wiesbaden

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