Oracle – Das Leben ist die Herausforderung, die Musik ist die Liebe

© Oracle

English version below

Mit dem Hellfire Quick5 Interview versuchen wir für unsere Leser möglichst interessante Infos aus den Musikern rauszukitzeln, ohne dass sie sich seitenlangen Fragen/Antworten hingeben müssen. Wir vom Hellfire bemühen uns dabei, (mehr oder weniger) kurz und prägnant im Rahmen von 5 Fragen zu agieren (manchmal kann eine Frage auch gedoppelt oder getrippelt sein); den Musikern obliegt es, nach ihrem Gutdünken zu antworten: kurz und knapp bis hin zu ausschweifend und umfangreich.

Heute sprechen wir mit den Musikern der  Extreme Metal Band Oracle, die gerade ihr neues Album „Into The Unknown“ veröffentlicht haben.

HF: Ich war überrascht, dass Oracle vor noch nicht einmal zwei Jahren gegründet wurde und „Into The Unknown“ bereits euer zweites Album in dieser kurzen Zeitspanne ist. Das komplette Album weist ein derart hohes Niveau auf, dass ich mich frage, was eure musikalische Schule war. Stellt doch bitte unseren Lesern kurz die Mitglieder der Band und ihren musikalischen Hintergrund vor und wie die Band entstanden ist.

Oracle: Die Band entstand aus dem Verlangen, mit hochtalentierten Musikern zusammenzuarbeiten, die eine hohe Arbeitsmoral aufweisen, die Kunst des Musikmachens lieben und ähnliche musikalische Zielsetzungen verfolgen. Ebenso sind Einfühlungsvermögen und Bodenständigkeit unabdingbar. Wir verfolgen die Philosophie, einfach gute Musik zu machen, die viele Leute gerne hören und die sie berührt. Die komplette Musik, die gesamte Produktion, das machen wir alles selber, einfach weil wir es lieben. Daher ist der kurze Zeitraum zwischen den Veröffentlichungen nichts erzwungenes, sondern ein wunderbarer Nebeneffekt unserer Idee als Band. Zwei von uns erlangten in verschiedenen vorherigen Projekten, bei denen sie die Hauptverantwortlichen für die kreative Umsetzung und die Produktion waren, ihre jetzigen Fähigkeiten im Songwriting und bei der Studio-Arbeit. Diese doppelte Speerspitze im kreativen und produzierenden Bereich ist der Grund, warum Oracle in so schneller Abfolge derart hochwertiges Material veröffentlichen kann.

HF: Vater und Sohn zusammen in einer Band, ist das nicht manchmal ein seltsames Gefühl?

Oracle: Es ist eine Situation, die zwischen jedem Elternteil und Kind sehr wechselhaft sein kann. Aber jede Vater-Sohn-Beziehung ist wohl unterschiedlich. Die Ozingas haben seit Treys Kindheit zusammen in diversen Bands gespielt. Daher wäre es seltsamer, wenn sie nicht zusammenarbeiten könnten. Die beiden sind ein hervorragendes Gespann. 

HF: Der Song „Why“ ist für mich einer der bedeutsamsten auf eurem neuen Album. Er ist dynamisch, intensiv und irgendwie zweigeteilt, nicht nur durch den Einsatz von cleanen männlichen und weiblichen Vocals in der zweiten Hälfte des Stückes. Welche Geschichte steht hinter diesem Lied?

Oracle: Die Antwort auf diese Frage möchten wir unserem Sänger und Gitarristen Jason allein überlassen.

Jason: „Why“ ist der älteste Song auf dem Album. Ich habe ihn am 05. März 2008 geschrieben. An diesem Tag starb meine Mutter an Krebs, an einem Mittwoch, um genau 5 Uhr morgens. Das Plektrum, welches ich bei der Aufnahme der Originalversion verwendet habe, habe ich ihr in den Sarg legen lassen. Jedes Wort in diesem Lied ist wahr. Ich empfand zwei sehr unterschiedliche Emotionen hinsichtlich ihres Todes und wollte, dass der Song beide Gefühle wiedergibt, in zwei sehr unterschiedlichen Hälften. Das erste war pure Wut und Fassungslosigkeit, dass sie gehen musste, gerade einmal einen Monat, bevor ihr erstes Enkelkind geboren wurde, mein einziger Sohn. Die zweite Hälfte des Songs dreht sich um die tatsächliche Nacht ihres Todes, darum, der empfundenen Liebe ein Andenken zu setzen und auch dem schrecklichen Gefühl, wie sie mir immer mehr entglitt, während ich mich im Hospiz um sie kümmerte. Hier offenbarte sich mir auch ein Weg, die traurige Tatsache, die ich nicht ändern konnte, zu verstehen und zu akzeptieren. Sie war die einzige in meiner Familie, die immer an meine musikalischen Fähigkeiten geglaubt und mich immer unterstützt hat, daher tröstet mich der Gedanke, dass sie bestimmt stolz ist, dass ich so kurz nach ihrem Tod meine Gefühle in einem Song verarbeitet habe. Und mir hat es geholfen, mit dem Verlust umzugehen.

HF: Zusätzlich zu euren eigenen großartigen Songs enthält das Album auch eine Cover Version des Faith No More Klassikers „As The Worms Turn“. Warum habt ihr euch ausgerechnet diesen Song ausgesucht?

Oracle: Das war der erste Song, den Jason jemals auf einer Bühne gespielt hat, in der Talent Show seiner High School. Außerdem weist er genug Oracle-Gefühl auf, dass wir uns entschlossen haben, ihm eine moderne Interpretation im Oracle-Stil zu verpassen. 

HF: Zwei Alben in weniger als zwei Jahren zu veröffentlichen ist sehr beeindruckend. Was inspiriert euch beim Songwriting und wie geht ihr mit dem Berg an Arbeit um, den das Aufnehmen eines Albums mit sich bringt?

Oracle: Wir ziehen die Inspiration direkt aus dem Leben, bei „Into The Unknown“ noch mehr als bei „Beyond Omega“ (Anm.d.Red.: das erste Album von Oracle). Alles kann zur Inspiration werden. Zorn und Wut können uns ebenso zur Kreativität antreiben wie positive Erfahrungen. Textlich benutzen wir dann vielleicht Metaphern wie den Abwurf einer Bombe, um euch als Zuhörern das Gefühl des Verhängnisses und der Leere zu vermitteln. So wie man es vielleicht empfindet, wenn einen das Leben runterzieht und sich Hoffnungslosigkeit breitmacht. Unsere Songs sollen eine einfache Verbindung zu den Leuten aufbauen, die aber bis ins Innerste vordringt. Aus der Verbundenheit soll bestenfalls ein gutes Gefühl hervorgehen. Wir lieben es, kreativ zu sein und Musik zu erschaffen, daher ist da kein Zwang oder Druck dahinter, dass wir so viele Songs schreiben. Wir müssen nicht das Musikmachen „bewältigen“, sondern die Unwägbarkeiten des Lebens. Von Oracle wird es noch viel in der Zukunft geben, denn dies ist unsere Liebe.

HF: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Wir wünschen euch für die Zukunft weiterhin alles Gute. 

Interview: Katja Rohloff

Weitere Infos:
Oracle bei Facebook
Website von Oracle

English version of the interview

Hellfire Quick 5 interviews try to gather a lot of interesting information within the narrow frame of five questions and five answers. Sometimes a query may be divided into two or three partial questions. It’s up to the musicians to answer short, longer or excessively.

Today we talk to extreme metal band Oracle who just released their new album „Into The Unknown“.

HF: I was surprised to learn that Oracle was founded not even two years ago and that „Into The Unknown“ is your second album in this short amount of time. The complete album is on such a high level that I was wondering how you acquired your skills. Could you provide our readers with a short summary about the members of the band, their musical background and how you put the band together?

Oracle: The band was put together out of a need for very high caliber musicians that had great work ethic, love for the craft of making music and had very common goals in the music endeavors. All the while, being understanding and down to earth. Our philosophy is to simply make good music that many people would enjoy listening to, that is moving. We do all of our own music and production out of the love of doing it. Thus, the rapid production rate is a beautiful side effect that isn’t pushed. Two of our members have obtained the skills of recording and writing through previous and separate projects where they were the primary creative and production members. In Oracle, having this double headed dragon on the creative and production aspect has and will yield high quality and rate of material.

HF: Father and Son playing together in one band, isn’t this an odd feeling sometimes?

Oracle: It’s a situation that can be fluid with any parent and offspring. However, every father son relationship situation can be vastly different from another. The Ozinga’s have been in other bands since Trey (son) was a young child. So, them not being able to participate in the same project would be more of an “odd feeling” than being the tandem that they are.

HF: In my opinion, one of the most significant songs on your new album is „Why“. It’s dynamic, intense and somehow divided into two parts, not only by using clean male and female vocals in the second half of the song. What’s the story behind this song?

Oracle: For this question, Jason our vocalist/guitarist will answer in first person point of view; “Why” is the oldest song on the album. I wrote it on March 5th, 2008, the day my mother died from cancer on a Wednesday at precisely 5 A.M. The guitar pick I recorded the original version was laid beside her in her coffin. Every word of this song is true. I felt two very different emotions about her death and wanted the song to have both feelings in two very different halves. The first was absolute anger and not understanding why she had to go just one month before her first grandchild was born, my only son. The second, dealt with the actual night of her death in a way to memorialize all the love I have and what it felt like watching her slip away on hospice as I took care of her. The second half of the song also is a revelation in me that comes to understanding and accepting of this fact that I couldn’t change. She was really the only one in my family that believed in my musical abilities and supported me so, the fact that I made a song almost instantaneously after the ambulance drove away with her made her proud I believe. Plus, it really helped me cope with this lose.

HF: In addition to giving us a couple of your own great songs, the album contains a cover version of the Faith No More classic „As The Worms Turn“. Why of all things did you choose this song?

Oracle: It was the first song Jason ever played on a stage in his high school talent show. It also had enough of the Oracle vibe that we decided to make a modern day Oracle style rendition of the song.

HF: Releasing two albums in under two years is quite impressive. What are your sources of inspiration for your songwriting and how do you cope with the amount of work that recording an album brings along?

Oracle: We pull inspiration from life more so on „Into The Unknown“ than we did on „Beyond Omega“. Anything can be inspiration to us. Feelings of rage and anger or a positive message can drive us to want to create. Lyrically we may use metaphors of a bomb being dropped to give you the listener a sense of doom and emptiness that you may feel when life is getting you down and you feel hopeless. We hope that our songs can connect with people on a simple and core way that they can connect and even feel good. We love being creative and making music so it’s not something we feel we have to push ourselves to achieve at rapid rates. We don’t have to “cope” with making music but, we do have to “cope” with many of life’s journeys so this is our love and there will be much more coming from Oracle.

HF: Thank you very much for your time. We wish you all the best for the future.

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