Geschrieben von Katja Maeting
Band: Our Mirage
Album: Unseen Relations
Genre: Post-Hardcore
Plattenfirma: Arising Empire
Veröffentlichung: 07. Februar 2020
Our Mirage sind nicht einfach nur eine Band – Our Mirage sind ein Phänomen. Was die Jungs um Frontmann und Produzent Timo Bonner in den letzten drei Jahren erreicht haben, lässt sich vielleicht mit dem steilen Aufstieg der Label-Kollegen Imminence vergleichen, aber die Schweden haben dafür deutlich länger gebraucht. Our Mirage hingegen befinden seit dem Release der allerersten Single „Nightfall“ auf einer traumhaften Reise und bauen ihre Reichweite und ihre Fan-Base kontinuierlich aus.
Nach ihrem 2018er Debüt „Lifeline“ folgt nun das zweite Album und mit diesem liefern Our Mirage genau das Album ab, was ich von ihnen erwartet habe. „Unseen Relations“ knüpft nahtlos an den Vorgänger an, hat eine große Schnittmenge mit diesem und weiß gleichzeitig doch zu überraschen. Die elf Song greifen dabei stimmig ineinander und ergeben ein überzeugendes Post-Hardcore Mosaik, aus dem einige Stücke nochmal besonders herausragen.
So z.B. „Falling“, mit dem sich Frontmann Timo ( und auch mir ) einen kleinen Traum erfüllt hat, denn wir sind beide große Fans von The Word Alive und hier gibt sich Telle Smith die Ehre. Das Zusammenspiel dieser beiden Ausnahmestimmen, die gewissermaßen über eine Piano-Melodie tanzen, während sich Rhythmus-Fraktion und Gitarre zu einer dicht verwobenen Einheit verbinden, aus der immer wieder einzelne Motive als Zierelemente ausbrechen, ist einfach großartig. Besondere Aufmerksamkeit zieht auch „Strike A Match“ auf sich, bei dem Our Mirage starke Strukturen einziehen und die emotionale Aufgewühltheit auch musikalisch umsetzen. Bei aller melodischen Eingängigkeit existieren hier klar gezogenen Linien, welche die Intensität des Songs noch erhöhen.
Ähnlich gelagert ist im weiteren Verlauf z.B. auch „My Last Day“, welches die Basslinie prominent hervorhebt und bei dem die roughen Shouts von Bassist Manuel die genau richtigen Betonungen setzen. Den Gegenpol hierzu bildet „Transparent“. Ein Track, der bei jeder anderen Band Gefahr gelaufen wäre, zu verkitschen. Hier aber wird der Song getragen von der Stimme des Frontmanns, der zwischen weichen Cleans und emotionalen Shouts changiert und vor einem dezentem, erstaunlich rhythmusbetonten musikalischen Hintergrund agiert. Die Schnittmenge aus diesen Gegensätzen bilden dann Songs wie „Walk As One“, welches zum einen mit auffälligen Synthies und Symphonic Elementen heraussticht und zum anderen mit dem Zusammenspiel der beiden starken Stimmen der Band punktet
„Unseen Relations“ zeigt für mich, wie sehr Our Mirage musikalisch in sich ruhen. Sie haben sich schon auf ihrem ersten Album klar gefunden und machen genau die Musik, die ihre Identität ausdrückt, gepaart mit dem Mut zur Verletzlichkeit und Emotion. Eine traumwandlerische Reise durch die weiten Felder der Verzweiflung und der Hoffnung; die Dunkelheit an deren Ende immer ein Hoffnungsschimmer wartet. Ehrliche und berührende Texte, die durch die ganz besondere Stimme Timo Bonners ihren letzten Schliff erhalten, unterlegt mit großartigen Melodien – ein Konzept, das nur in dieser Konstellation so hervorragend funktionieren kann und krampfhaftes Neuerfinden überflüssig macht.
Von mir gibt es 9 von 10 Hellfire-Punkten
Trackliste:
01. Rivers
02. Falling (feat. Telle Smith)
03. Different Eyes
04. Strike A Match
05. Transparent
06. Our All Home
07. Unseen
08. My Last Day
09. Walk As One
10. Distant & Obscure
11. After All
Line-up:
Vocals – Timo Bonner
Guitar – Steffen Hirz
Bass & Backup Vocals – Manuel Möbs
Drums – Daniel Maus
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