von Mathias Keiber
Band: Pale Divine
Album: Consequence of Time
Genre: Doom Metal
Plattenfirma: Cruz Del Sur Music
Veröffentlichung: 19. Juni 2020
Frage: Kann man ein Album unvoreingenommen beurteilen? Antwort: Nur wenn man die Band nicht kennt.
PALE DIVINE aus Pennsylvania kenne ich. Und ich mag die Band sehr. Einer der Hauptgründe ist die Stimme von Frontmann und Bandleader Greg Diener. Sie ist nicht zu hoch, nicht zu tief, nicht zu clean und nicht zu rau. Diener setzt sie im Rahmen seiner Möglichkeiten ein – unaufgeregt, trotzdem ausdrucksstark und immer mit einer wunderschön melancholischen Färbung. Pseudo-opernhafte Anflüge wie von manch anderem Doom-Vokalisten gibt es von ihm glücklicherweise nicht, Unklargesang genausowenig. Vielmehr gehen textliche Inhalte und stimmlicher Ausdruck bei Pale Divine dank Diener Hand in Hand. Wo andere Bands also oft ihre Problemzone haben, warten Pale Divine mit einer Ideallösung auf. Bislang jedenfalls.
Denn auf CONSEQUENCE OF TIME singt Diener kaum noch. Und wenn doch, dann meist nur im Hintergrund. Den Lead-Gesang hat größtenteils eine neue Stimme übernommen. Ein besser ausgebildete, technisch überlegene Stimme. Eine Stimme, die Fans der Band Beelzefuzz sofort erkennen. Eine Stimme, die ich im Kontext dieser Band auch sehr mag. Aber eben nicht die Stimme, die Pale Divine zur vielleicht authentischsten Doom-Band überhaupt machte. Nicht die Stimme, die auf „Cemetary Earth“ sang – einem Album, das nicht nur zu den allerbesten des Genres gehört, sondern eines, neben dem so mancher Doom-Klassiker wie Plastikware wirkt. Nun höre ich das neue Album und vermisse diese Stimme. Ich vermisse sie sehr. So sehr, dass das der Höreindruck ist, der alles andere überragt.
Gefiele mir das Album besser, wäre ich zuvor nicht mit Pale Divine vertraut gewesen? Streckenweise ja, streckenweise nein. Denn die Verschmelzung von PALE DIVINE mit Dana Ortt von Beelzebub führt zu Passagen, die mich stilistisch fast schon erschaudern lassen und die ich spontan mal als Minnesang-Metal bezeichnen möchte. Ich kann die Helden in Strumpfhosen vor meinem inneren Auge förmlich tanzen sehen.
Sei es drum. Welche Note gibt man, wenn man weiß, das Problem ist nicht das, was man hört, sondern das, was man nicht hört?
Ich versuche es mal so: Die Hälfte der Höchstpunktzahl zehn ist fünf. Fünf ist somit quasi neutral. Mein Hörerlebnis ist aber leider negativ und das muss die Note zum Ausdruck bringen. Demzufolge gibt es von mir 4 von 10 HELLFIRE-Punkten, so sehr mir das Herz dabei blutet.
Trackliste
1. Tyrants & Pawns
2. Satan in Starlight
3. Shadow’s Own
4. Broken Martyr
5. Phantasmagoria
6. Consequence of Time
7. No Escape
8. Saints of Fire
Line-up
Chris Barlow – vocals, guitar
Drewski – bass
Brian Langley – guitar
Paul Trounce – drums
Weitere Infos
https://paledivine1.bandcamp.com/album/consequence-of-time
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