Geschrieben von Marco Gräff
Band: Panzerfaust
Album: The Suns of Perdition, Chapter I: War, Horrid War
Genre: Black Metal
Plattenfirma: Eisenwald / Soulfood
Veröffentlichung: 14.06.2019
Im November 2017 ist die kanadische Band PANZERFAUST nur knapp bei einem Autounfall dem Tod von der Schippe gesprungen. Kurz darauf begann das Black Metal Quartett mit den Arbeiten an einer Album Tetralogie, welche nun mit THE SUNS OF PERDITION, CHAPTER I: WAR, HORRID WAR den Anfang macht. Sicher sind 31 Minuten selbst im Black Metal keine großartige Länge. Man hätte es auch als EP verkaufen können.
Dafür haben es die fünf Songs so richtig in sich. Abgesehen vom kurzen Intermezzo CRIMES AGAINST HUMANITY zur Album-Halbzeit, das eher ein verstörendes Hörspiel darstellt mit musikalischer Untermalung, bieten die Kanadier schnörkellosen, modernen Black Metal.
Mit dem Beginn dieser Tetralogie haben PANZERFAUST nun fünf Full-length Alben auf der Habenseite. Wann die drei anderen folgen werden ist uns noch nicht bekannt. „Dieses erste Kapitel untersucht die bösartigen Episoden dieses (vergangenen – Anm.) Jahrhunderts und beleuchtet das schwierige Thema durch eine schmutzige, philosophische Linse„.
Wie dem Bandnamen nur unschwer zu entnehmen ist, haben PANZERFAUST ein Faible für Krieg und allerlei Historisches in dieser Hinsicht. Das wird schon direkt mit dem Eröffnungstrack THE DAY AFTER ‚TRINITY‘ deutlich, der sich mit dem Tag nach der allerersten Atombombenexplosion 1945 in New Mexico beschäftigt. Ein etwas rabiates wie auch eindringliches Stück, welches eine bösen Charme versprüht und nicht selten an heutige ‚Behemoth‘ oder auch ‚Belphegor‘ erinnert.
Mit STALINGRAD, MASSENGRAB rückt der schwedische Black Metal mehr zum Vorschein, in den melodischen Phasen dieses Brechers werden zudem Vergleiche zu ‚Uada‘ und ähnlich klingenden Bands gezogen werden (müssen). Ohne Frage ein Highlight der kurzen Platte, bei dem natürlich auch Kriegsgeräusche und Propaganda Samples nicht fehlen dürfen.
THE DECAPITATOR’S PRAYER beginnt sehr verhalten und ruhig, um daraufhin mit dem Schlagzeug und flirrenden Gitarrenriffs Spannung aufzubauen. Nach 1:45 Minuten bricht dann eine kleine Hölle über den Hörer ein und Sänger Goliath schreit besonders böse und aggressiv seine Texte hinaus. Ein fieser, intensiver Song mit unterschiedlichen musikalischen Abschnitten, welche die sechseinhalb Minuten zu jeder Zeit spannend halten.
Danach folgt eine wahres Epos. 13 Minuten THE MEN OF NO MAN’S LAND. Völlig anders als die Songs zuvor präsentiert sich dieses Monster nicht weniger böse, dafür aber noch eindringlicher. Fast im Schleichgang erdrückt es den Hörer. Das Tempo wird eigentlich nie wirklich angezogen, eher noch durch noch schleppendere Phasen unterbrochen. Etwas schräg dagegen das etwa zur Hälfte einsetzende „Stille Nacht, heilige Nacht“, was eine Aufnahme sein dürfte vom sogenannten „Weihnachtsfrieden“ 1914, als englische und deutsche Truppen in Flandern an Heilig Abend gemeinsam dieses Lied sangen. Vor diesem Hintergrund klingt es dann aber alles andere als „schräg“ sondern passt absolut zum Song und dem Kontext des gesamten Albums.
Mit THE SUNS OF PERDITION, CHAPTER I: WAR, HORRID WAR haben PANZERFAUST einen starken Beginn ihrer vierteiligen Albumreihe gesetzt. Black Metal Fans von ‚Behemoth‘, ‚Marduk‘ und auch ‚Uada‘ dürfen genauso zugreifen wie geschichtsinteressierte Fans. Ich für meinen Teil freue mich sehr auf die nächsten drei Episoden.
von mir gibt es deshalb 9 von 10 Hellfire Punkten
Tracks:
1 – The Day After ‚Trinity‘ (5:24)
2 – Stalingrad, Massengrab (4:13)
3 – Crimes Against Humanity (2:25)
4 – The Decapitator’s Prayer (6:28)
5 – The Men of No Man’s Land (13:01)
Line-Up:
Goliath – Vocals
Brock „Kaizer“ Van Dijk – Guitar, Vocals
Thomas Gervais – Bass
Alexander Kartashov – Drums
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