PARAGON – Gut ist ja der kleine Bruder von Scheiße

Anlässlich der neuen Paragon Veröffentlichung „Hell Beyond Hell“ im März, machten wir unser „Quick 5“ mit Basser Jan Bünning. Das Hellfire „Quick 5“ Interview soll kompakt mit fünf Fragen/Antworten den Rahmen bieten. Dabei bleibt es den Bands natürlich überlassen, wie knapp oder ausführlich sie antworten wollen.

Ring frei für Paragon.

HF:  Ich habe Paragon das erste Mal mit „Law Of The Blade“ kennengelernt und mir auch gleich das Schwert vom Cover auf den Oberarm tätowieren lassen.Das habe ich aber nur gemacht, weil ich zu 100% hinter der Musik stand. Mit dem neuen Werk „Hell Beyond Hell“ haut Ihr in die gleiche Kerbe wie damals Anno 2002. Für Euch ein konsequenter Weg, bewusst eingeschlagen oder ungeplante Kreativität?

Jan: Ein „Law Of The Blade“ Tattoo? Müssen wir sehen!!!Erst mal Danke. „Law Of The Blade“ war in gewisser Weise unser erstes international ernstzunehmendes Album, ist unter Fans & Kritikern hoch angesehen und wurde sogar letztens auf Platz 44 der besten deutschen Metal Alben des neuen Jahrtausend gewählt. Verkauft haben wir z.B. von „Revenge“ zwar mehr, aber es ist natürlich schon eine Art Paragon-Album-Blaupause.Ich denke allerdings, dass „Hell Beyond Hell“ nicht deshalb so „frisch“ klingt, weil wir „Law Of The Blade“ kopieren wollten, sondern eher das Gegenteil. Wir wollten diesmal ein Album ohne Grenzen, Kompromisse, ohne Gäste, Vorgaben etc. machen. Dabei kam uns natürlich zu Gute, dass wir spieltechnisch und was das Songwriting angeht, natürlich heute viel besser sind und wir auch mit Sören Teckenburg (Drums) und Jan Bertram (Guitars) zwei relativ neue Leute in der Band haben.

HF Leider habt Ihr nicht das Standing, was ich Euch wünschen würde. Etwas mehr Präsens würde da mit Sicherheit helfen. Ist für Euch Paragon ein „steiniger Weg“, oder seid Ihr mit dem, was läuft zufrieden?

Jan:  Als wir angefangen haben, wollten wir sicher alle noch Rockstars werden. Allerdings heißt das natürlich auch, ständig auf Achse zu sein und man hat den Zwang von der Musik zu leben. Im Endeffekt hat es aus vielen Gründen halt nicht richtig geklappt, obwohl wir einige wirklich gute Alben raus gebracht haben, die es auch gut und gerne mit den großen internationalen Bands aufnehmen können.Inzwischen haben fast alle von uns Familie, Kinder und Jobs. Deshalb sind lange Touren nicht wirklich möglich und der Markt ist ja auch völlig übersättigt. Uns geht es in erster Linie um geilen, echten Heavy Metal. Wenn Du nicht gerade ein albernes Image hast, eine Sängerin mit dicken Hupen oder Iron Maiden bist, ist es sehr schwer Shows zu bekommen die fair bezahlt werden. Gerade in Deutschland. Im Ausland ist es einfacher. Im Großen und Ganzen ist es aber ok, obwohl man sich schon ab und zu ärgert, wenn z.B. eine Band nach der schon damals keiner nach gekräht hat, meint sich nach zwanzig Jahren zu reformieren, mit einmal „Kult“ ist und Auftritte in den Arsch geschoben bekommt. Aber vielleicht spielen ja auch viele Bands ohne Gage, das machen wir nur noch unter besonderen Umständen.

HF: In den 80ern und 90ern war es verpönt, wenn ein Musiker zeitgleich in mehr als nur einer Band spielen wollten. Heute scheint der Broterwerb geradezu danach zu schreien, mehrere Projekte gleichzeitig zu haben. Bestes Beispiel Mat Sinner. Wie sieht’s bei Euch aus? 100% Paragon und Nebenjobs außerhalb der Musik?

Jan:  Na „normale“ Jobs haben wir alle. Sören lebt allerdings auch von der Musik und spielt jede Woche mit seiner Cover-Band „Rocky Williams“ irgendwo auf dem Kiez und gibt auch Schlagzeug Unterricht. Jan Bertram und Sören helfen auch ab und zu mal bei Iron Savior aus und ich habe vor kurzen gerade mit Udo von Black Hawk unsere Saxon Tribute Band Wheels Of Steel reanimiert. Ich finde wenn man sowas macht, sollte man darauf achten,  dass a) die „Haupt-Band“ nicht darunter leidet und b) man möglichst andere Musik als die der „Haupt-Band“ macht. Gerade bei Sängern ist es anstrengend, wenn die auf einmal zig Bands haben, die alle in die gleiche Ecke gehen; siehe z.B. James Rivera oder Sean Peck. Deshalb macht Buschi auch nur Paragon! 😉

HF: Ihr spielt meiner Meinung nach einen sehr eindeutigen „teutonischen“ Metal, der vom Stil her geografisch schnell einzuordnen ist. Früher vielleicht negativ behaftet. Heute eher ein positiver Aspekt. Wie steht Ihr dazu?

Jan:  Da kann ich dir ehrlich gesagt nur sehr bedingt zustimmen. Wir sind mehr von „klassischen“ Metal wie Priest & Maiden, US-Metal wie Overkill & Metal Church und auch Sachen wie Candlemass und Mercyful Fate beeinflusst. An deutschen Bands ist eigentlich nur Accept ein Einfluss. Ich denke das hört man vor allem an unseren Riffs, die wesentlich aggressiver als die der sogenannten Power-Metal Bands sind. Früher war Power Metal übrigens nicht dieser keyboardverseuchte Tralala-Kram von heute, sondern eben eine Mischung aus Heavy & Thrash/Speed Metal wie z.B. Overkill & Metal Church. Allerdings sind wir ja eine deutsche Band und deswegen klingen wir halt „deutsch“, wobei ich schon finde, dass wir über die Jahre einen  eigenen Stil entwickelt haben.

HF: Das neue Album „Hell Beyond Hell“ wird im März veröffentlicht. Warum erst so spät nach Fertigstellung und was habt Ihr mit der CD im Gepäck geplant?

Jan:  Eigentlich hätten wir schon Anfang 2014 ins Studio gehen können. Wir hatten noch wirklich gute Songs von der „Force Of Destruction“ Songwriting Session übrig und auch noch einige neue Ideen. Die waren sogar schon zum großen Teil als Demos fertig. Allerdings gab es dann etwas Meinungsverschiedenheiten, vor allem zwischen mir und unserem Sänger Buschi. Er fand die Songs zwar gut, „aber gut ist ja der kleine Bruder von Scheiße“. Das ging dann soweit, dass er aussteigen wollte. Wir haben dann einige Shows gespielt und geschaut wie es denn für alle zufriedenstellend weiter gehen könnte. Im Endeffekt haben wir dann alle Songs noch mal im Übungsraum auseinander genommen, Riffs in Frage gestellt, neu arrangiert, andere Tempi ausprobiert etc. Richtig „old School“ laut und mit dem einen oder anderen Bier. Das hat sich dann irgendwie bis März 2015 gezogen. Da war es dann auch irgendwie egal wie lange es dauert, Hauptsache wird geil! Fertig war es dann so im Sommer 2015. Allerdings war es gar nicht einfach ein Label zu finden, da uns kein Label das Gefühl gegeben hat, wirklich Bock auf die Musik zu haben. Den meisten ging es wirklich nur noch um Kohle. Klar müssen Labels von ihren Bands leben, aber Metal ist für uns auch ein Lebensgefühl und zum Glück haben wir es nicht nötig uns zu verkaufen. Mit Jörn und Pedy haben wir seit Jahren noch ein gutes Verhältnis und Jörn fand das Album sofort geil. Tja, wir haben uns dann im Oktober / November getroffen und alles klar gemacht. Allerdings braucht man ja immer etwas Vorlauf. Deshalb war vor März 2016 nichts zu machen.

Interview: Jörg Schnebele

Im Netz:

http://www.paragon-metal.com/

 

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