Paul Di’Anno’s Warhorse – Warhorse

© Paul Di’Anno’s Warhorse

Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Paul Di’Anno’s Warhorse
Album: Warhorse
Genre: Heavy Metal
Plattenfirma: Plastic Head (Soulfood)
Veröffentlichung: 19.07.2024

Ich denke, über Paul Di’Anno muss man keine großen Worte verlieren, der Mann ist seit den ersten beiden Maiden Alben eine Ikone des Heavy Metal und hat in den vergangenen mehr als vierzig Jahren mit diversen Formationen (u.a. Killers, Di’Anno, Praying Mantis, Architects Of Chaos) immer wieder von sich hören lassen, ohne jedoch an die Erfolge zu Beginn seiner Karriere anknüpfen zu können. Ich durfte den heute sechsundsechzig jährigen Sänger im Jahr 2013 vor einem Konzert im Kubana (Siegburg) mal Backstage treffen, dort machte er auf mich einen ähnlich lustlosen Eindruck wie bei seinem anschließenden Auftritt. Zudem hatte Di’Anno in den letzten Jahren mit einigen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Die Frage war also, ob der ehemalige Maiden Frontmann mit seinem neuesten Projekt PAUL DI’ANNO’S WARHORSE noch über genügend Biss verfügen würde, um den eher suboptimalen Eindruck von damals vergessen lassen zu können.

Die Ursprünge von WARHORSE gehen auf das Jahr 2022 zurück, als sich der Sänger in Split (Kroatien) einer Knieoperation unterzog und dort die beiden Gitarristen Hrvoje Madiraca und Ante „Pupi“ Pupacic kennenlernte. Im Mai 2022 wurde die erste Doppel-Single „Stop The War/The Doubt Within“ veröffentlicht, gefolgt von einer ersten Show in Zagreb. In der Folgezeit wurden weitere Stücke aufgenommen, die nun auf dem „Warhorse“ betitelten Debüt veröffentlicht werden.

Der eröffnende Titeltrack scheint etwaige Bedenken direkt im Keim ersticken zu wollen, eine aufheulende Gitarre leitet den Song ein, bevor dieser in einem treibenden Midtempo Beat fortgeführt wird. Der Gesang klingt zwar ein wenig knarzig, passt aber zur Attitüde des Stücks und der äußerst simple Refrain wird mit zahlreichen Backing Shouts angereichert. Doch schon beim sich anschließenden „Get Get Ready“ macht sich ein klein wenig Ernüchterung breit, die Nummer rockt zwar ordentlich in bester Steelwings Manier, aber die Hooks wollen nicht so wirklich zupacken. Gleiches gilt im Grunde für „Go“, das trotz aller Bemühungen nicht so richtig auf den Punkt kommt.

Der Anti-Kriegs Track „Stop The War“ überzeugt hingegen weitestgehend mit einer Mischung aus solider Rhythmus-Sektion und einigen netten Rifffolgen, und wäre der Chorus nicht so einfallslos, das Teil hätte das Potential zu einem echten Band-Hit, zumal sich der Sänger im Mittelteil überraschend gefühlvoll zeigt. Dennoch ist „Stop The War“ eines der Highlights des Albums. Beim stampfenden „The Doubt Within“ mit seinen etwas gesetzteren Einschüben fühlt man sich glatt ein wenig an alte Saxon Stücke erinnert. „Here Comes The Night“ leitet mit ein wenig Synthi Geklimper ein (was sich gegen Ende noch wiederholen soll), ehe sich der Song zu einem weiteren schwungvollen Uptempo Track mausert. Die Hookline in Verbindung mit dem Maiden artigen Lick gehört für mich zum Besten, was die Scheibe zu bieten hat.

Dass aus dem Jahr 1958 von The Champs stammende, fast rein instrumentale „Tequila“ dürfte jeder schonmal irgendwo in Fernsehen/Radio gehört haben. Warum Mr.Di’Anno und seine Mitstreiter ausgerechnet diese Nummer covern mussten, erschließt sich mir nicht wirklich, gebraucht hätte es das Ganze nicht, auch wenn der Song handwerklich recht rotzig umgesetzt wurde. Damit aber nicht genug, auch Depeche Mode’s „Precious“ muss dran glauben, und wenn ich ehrlich bin, rollen sich mir bei Di’Anno’s Versuch, ähnlich gefühlvoll wie Dave Gahan zu klingen, sämtliche Fußnägel auf. Ein klarer Fall für die Skip-Taste.

Zwischen diesen beiden überflüssigen Fremdkompositionen findet sich mit „Forever Bound“ aber noch ein Lichtblick. Bei diesem balladesk startenden Track versucht sich der Sänger abermals an weicheren Vocals, diesmal jedoch mit mehr Erfolg, und nach der ersten Strophe nimmt der Song mehr Fahrt auf, auch wenn hier nicht das dicke Metal Brett gebohrt wird wie bei den übrigen eigenen Stücken. Der Schlussakt „Going Home“ ist ein gefälliger Rock Song, der in meinen Augen aber mit Ausnahme des zurückgenommenen Intermezzos mit anschließendem Gitarren Solo in der Songmitte nicht allzu viel Nachhaltiges bietet.

Paul Di’Anno’s Comeback ist unterm Strich eine zwiespältige Angelegenheit. Einigen gelungenen Stücken stehen gleichfalls einige eher verzichtbare Tracks gegenüber. Wie groß die Schar von Maiden Fans der ersten beiden Alben ausfallen wird, sich sich für „Warhorse“ begeistern werden, vermag ich nicht einzuschätzen, aber es würde mich nicht wundern, wenn einige enttäuschte Gesichter darunter wären.

Von mir gibt es 6 von 10 Hellfire Punkten.

Tracklist:

1. Warhorse
2. Get Get Ready
3. Go
4. Stop The War
5. The Doubt Within
6. Here Comes The Night
7. Tequila
8. Forever Bound
9. Precious
10. Going Home

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Ein Kommentar

  1. Musik ist immer eine Geschmackssache,ich verfolge das Solo Dasein von Paul eigentlich schon immer,zwischen einigen gelungen Sachen war oft viel Luft nach oben,mit Architects of Chaoz hat er eine geniale Cd abgeliefert,die glaube ich 2018 rauskam,die finale Cd ist einigermaßen gut gelungen,mit den Highlights „Going home“,“Here comes the night“,“Warhorse“und „The doupbt within“Paul hat die ersten Jahre von Iron Maiden mit seiner markannten Stimme geprägt und natürlich 2 geniale Scheiben für die Ewigkeit abgeliefert.R.I.P Paul ,du warst einer der Größten-nur die besten sterben jung

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