Geschrieben von Marco Gräff
Band: Paysage d’Hiver
Album: Geister
Genre: Black Metal / Ambient
Plattenfirma: Kunsthall Produktionen
Veröffentlichung: 23.04.2021
Erneut pfeift der kalte Alpenwind aus dem Schweizer Emmental. Keine 12 Monate sind seit dem ersten, offiziellen Album „Im Wald“ der Ein-Mann-Kapelle PAYSAGE D’HIVER vergangen, da legt Mastermind Wintherr schon wieder nach. Und dazwischen gab es im November noch eine weitere EP („Im Traum“) mit zwei Stücken des letzten Albums, die als Ambient Nummern neu arrangiert wurden. Nun folgt GEISTER, das dann wohl offizielle, zweite Album.
Mit seinem letzten Werk hat Wintherr sein bis dato wohl bestes, weil auch zugänglichstes und eingängigstes Werk geschaffen. Wenn es auch mit zwei Stunden Spielzeit (vergleichsweise) quälend lang war. Die Lo-Fi Produktion und der rohe Sound sind nun mal nicht jedermanns Geschmack und nicht wenige fragen sich, wieso heutzutage ein Album so klingen muss. Aber das macht es gerade aus. Erzeugt eine unvergleichliche Stimmung und Atmosphäre.
PAYSAGE D’HIVER verstehen es wie kaum eine zweite (aktive) Band, diese eisige Kälte in Songs zu transportieren. Und das mit einfachen Mitteln. Simple, monoton sägende Riffs, ein scheppernder Drumcomputer, der heuer aber deutlich abwechslungsreicher und melodischer die Songs antreibt. Man nehme mal nur das wohl beste Stück der Platte Bluet. So melodisch hat man PAYSAGE D’HIVER bisher wohl kaum zu hören bekommen.
Dazu der verzerrte, kaum verständliche Gesang, ein Gekrächze in tiefstem Schwyzerdütsch, man sehe sich nur die Songnamen an. Und doch harmoniert alles wunderbar. Und irgendwo ganz unten wabern Ambient Songstrukturen, die jeden einzelnen Song miteinander zu einem Gesamtwerk verbinden. Und das allerbeste, GEISTER braucht auch nur halb solange wie „Im Wald“ um auf den Punkt zu kommen. Nie waren die Songs kürzer und PAYSAGE D’HIVER zugänglicher, ja beinahe massenkompatibel.
Das wird natürlich nicht allen schmecken. Dennoch ist das Album von leichter Kost meilenweit entfernt. Man sollte schon gar nicht den Fehler machen das Werk nebenbei zu hören. Das funktioniert nicht. Dann ist es wirklich nur „Krach“. Gebt dem Album die nötige Zeit, lasst es wirken. Dann entfalten Songs wie das erwähnte Bluet aber auch Anders und besonders Gruusig ihre ganze und schöne Pracht. Und zum Abschluss gibt es mit dem quasi Titelsong Geischtr eine zehnminütige Ambient Nummer, die sich anfühlt wie ein Spaziergang durch tief verschneite, dunkle Wälder. Selbst in dem herbstlichen Mai, wie er gerade herrscht.
Für meine Begriffe ist GEISTER eine Steigerung zum letzten Album, wenn auch eine, die entdeckt werden will. Auch 2021 sind PAYSAGE D’HIVER keine Band für die breite Masse, sondern für Liebhaber des ursprünglichen Black Metal voller eisiger und schroffer Atmosphäre. Wer sich darauf einlassen will und kann, bekommt ein zeitloses und authentisches Werk.
von mir gibt es 8 von 10 Hellfire Punkten
Tracks:
01 – Schattä
02 – Bluet
03 – Wüetig
04 – Undä
05 – Äschä
06 – Wärzä
07 – Anders
08 – Schtampfä
09 – Gruusig
10 – Schuurig
11 – Geischtr
Line-Up:
Wintherr – all music and vocals
Weitere Infos:
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Kunsthall Produktionen