Peter Knorn (Bassist bei Fargo und Victory) habe ich 1988 im Horus Sound Studio persönlich kennengelernt, als ich anlässlich der Keeper II Produktion von Helloween mit der Band ein Interview führen wollte.
Er war extrem respekteinflößend und auf die Frage, für welches Blatt ich schreibe und ob denn bei uns auch schon etwas über seine Band Victory erschienen sei, musste ich verschämt mit Nein antworten.
Seine Reaktion: „…dann kann das kein vernünftiges Blatt sein…“
Dass ein dickes Augenzwinkern dabei war, hab ich gar nicht bemerkt und erst nach einen Telefoninterview und einem weiteren Treffen zusammen mit dem damaligen Gitarrist Herman Frank wusste ich Peters norddeutschen Humor richtig einzuordnen.
Humor ist das Eine; das Andere, was Herrn Knorn ausmacht ist sein extrem respektvolles Verhalten, welches nachhaltig sehr großen Eindruck bei mir hinterlassen hat.
Dass Peter nun mit einem Buch zurück ins Rampenlicht tritt, macht mich sehr neugierig; Grund genug für ein Quick5 Interview.
HF: Peter, ältere Leser werden Dich noch aus Deiner Zeit bei Victory kennen; noch ältere wie ich als „Fargo“ Peter.
Was ich so hier und da mitbekomme, bist Du weiterhin Musiker, agierst aber auch als Manager und hast unlängst ein Buch veröffentlicht: „Bis hierhin und so weiter“.
Gib doch mal bitte einen Überblick Deines Schaffens; in der Vergangenheit, Gegenwart und über das, was Du zukünftig planst.
PK: Wer einige Jahrzehnte Musiker war, wird es auch immer bleiben. Mal mehr, mal weniger aktiv.
Derzeit sehe ich der Veröffentlichung meines Buches entgegen (17. Juni) und dem Fargo-Auftritt am 18. Juni in der Beatbox, Hannover. Und natürlich dem Rock Of Ages Festival, bei dem Fargo am 31. Juli teilnehmen wird. Geile Sache.
Was danach kommt: keine Ahnung. Werde mich treiben lassen, wohin die Strömung mich führt. Schwimmen kann ich jedenfalls.
HF: Die ersten Artikel über Fargo und Dich habe ich glaube ich damals in der Bravo gelesen (damals gab‘s die Hard und Heavy Presse ja noch nicht).
Aufhänger war Dein berühmter Salto während der Liveauftritte. Daraufhin hab ich mir sofort „No Limit“ zugelegt.
Warst Du damals so dermaßen fit, dass der Salto umgesetzt werden musste oder war das die ungezügelte, furchtlose und übermütige Jugend?
PK: Wie genau es zum Salto kam, habe ich im Buch beschrieben. Zusammengefasst aber war es sicherlich eine Portion Übermut und der Drang nach etwas „anderem“, etwas, was die Musik „ergänzen“ sollte.
HF: Im Laufe der Jahrzehnte habe ich Dich immer wieder (persönlich, in Interviews oder anderen Publikationen) als äußerst respektvoll kennengelernt.
Du hast aber auch kein Blatt vor den Mund genommen, wenn Dir irgendetwas nicht gepasst hat. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass auch gerade innerhalb einer Band dieses Respektvolle und Ehrliche oft Unverständnis und Spannungen ausgelöst hat.
Gab’s Probleme? Wie bist Du früher damit umgegangen? Hat Dich Deine Einstellung in Deinem Werdegang beeinflusst?
PK: Auch damit habe ich mich im Buch ein wenig auseinandergesetzt. Ist eine schwierige Frage. Vielleicht liegt es in meiner Natur, dass ich so Manches einfach kommunizieren MUSS, ich kann nicht anders.
Aber Dinge und Situationen ändern sich, auch die Ansprüche. Jedenfalls bin ich sehr viel ruhiger geworden. Denke ich …
HF: Kommen wir zu Deinem Buch: ich habe es bis dato nicht gelesen. Dies wird sich aber die nächsten Tage und Wochen ändern.
Was erwartet den Leser? Ist das Buch eine Abrechnung mit der Vergangenheit oder mussten Anekdoten einfach der breiten Massen vorgestellt werden?
Ich kann mir vorstellen, dass Deine Niederschrift extrem unterhaltend ist.
PK: Danke für das Lob vorab („extrem unterhaltend“). Ob das Buch dem gerecht wird, weiß ich nicht, hoffe ich aber.
Humor ist vielseitig, da kann man nicht jedem gerecht werden.
Von vorn herein aber war es mir kein Bedürfnis, eine Art Abrechnung zu verfassen oder einfließen zu lassen. Wenn jemand aufs Korn genommen wurde, dann nur Knorn.
HF: Wir sind ja nun beide nicht mehr die Allerjüngsten. Inwieweit darf/soll/sollte das Alter die Verbundenheit zur Musik und das aktive Musikerleben beeinträchtigen?
Lassen wir mal gesundheitliche Aspekte außer Acht. Wird es irgendwann peinlich in diesem Business? Sind z.B. Stars wie ein Rob Halford, Phil Mogg oder Paul Di’Anno besser beraten, mit der Musik aktiv aufzuhören?
Bleibt ihnen eventuell als Business Alternative der Job des Produzenten, Bookers, Managers?
PK: Halford, Mogg und dergleichen sind aus meiner Sicht Legenden. Solange sie noch singen können, werden sie das auch allesamt bis an ihr Lebensende weiterhin tun. Gut so.
Niemand dieses Kalibers wird einfach aufhören und umsatteln.
Als Manager oder Booker braucht man jahrelange geschäftliche Erfahrung und vor allem entsprechende Beziehungen. Nicht umsonst haben solche Leute das Geschäftliche immer anderen überlassen.
Ob der eine oder andere sich zum Produzenten berufen fühlen könnte, kann ich nicht beantworten, glaube ich eher aber nicht.
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Interview: Jörg Schnebele
Eines der seltenen Bücher, die man in einem Zug durchliest, wenn man in Hannover wohnt und die „Szene“ mit ihren Spezies kennt.