Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Pirate Queen
Album: Ghosts
Genre: Heavy Metal
Plattenfirma: Despotz Records
Veröffentlichung: 03.05.2024
Metal Bands mit Piraten Gimmick gibt es ja beinahe so viele wie Gold Dublonen in einer Schatzkiste. Angefangen von den einst mächtigen Running Wild über die klamaukigen Alestorm bis hin zu den eher thrashigen Swashbuckle gibt es genügend Beispiele für Acts dieser Art. Von einer rein weiblich besetzten Combo ist mir ehrlich gesagtbis dato keine bekannt. Dies ändert sich nun aber mit PIRATE QUEEN, einer im Jahr 1523 gegründeten Band, die nach 500 Jahren wieder zurückkehrt, um in dieser gottlosen Zeit das Kommando zu übernehmen und die Tradition ihrer rumreichen Vorfahren fortzuführen. Wenn neben so viel gesponnenem Seemannsgarn die Mucke dann auch noch als „mehr als eine gewöhnliche Metal Band“ beschrieben wird, bei deren Genuss man „ein neues Universum betritt und Musik auf einer anderen Ebene erlebt“, dann…schwant mir einerseits zwar nichts wirklich gutes, gleichzeitig aber macht sich mein breitestes Grinch-Grinsen breit, denn solch eine … äh… sagen wir mal „extravagante Promo“ freut mich als Schreiberling ungemein, schreibt sich eine darauf bezugnehmende Rezension doch fast von selbst.
Von den Sounds der Referenzen sind PIRATE QUEEN allerdings doch weit entfernt, vielmehr bewegt man sich klanglich im Dunstkreis des symphonischen Metals, hier und da könnte man aufgrund des Tempozuwachses und der weiblichen Gesänge eine gewisse Nähe zu Bands wie Frozen Crown oder Visions Of Atlantis herstellen. Dies funktioniert beim dynamischen Eröffnungstrack „Pirates From The Sea“ recht gut, denn der Chorus geht leicht ins Ohr und schielt eigentlich sogar nach Wiederholung, wären da nicht die etwas nervigen Sirenengesänge im Pre-Chorus sowie die recht platten Lyrics („we are pirates from the sea, sailing to eternity, come with us and be free, it’s our destiny“).
Warum man bereits als zweiten Track ein mehr als zweiminütiges, im Grunde nach symphonisches Interludium mit abermals sirenenartigem Singsang platzieren muss, erschließt sich mir nicht wirklich, soll aber wohl als Einleitung für das folgende „Ghosts“ sein. Das Stück kommt etwas stotternd in die Gänge, denn nach dem mit mehrstimmigem Chor versehenen Einstieg wird unvermittelt das Tempo rausgenommen, bevor nach dieser kurzen „Unterbrechung“ der Song sein vorheriges Tempo wieder aufnimmt. Auch hier kann die Hookline durchaus überzeugen, aber an den merkwürdigen „Mimimi“ Gesängen in der Mitte des Tracks werden sich buchstäblich die Geister scheiden.
„In The Search Of Eldorado“ ist solider Melodic Metal mit ansprechender Hookline, während das wechselhafte „Santa Lucia“ mit seinen Spoken Word Parts irgendwie nicht so richtig zünden kann. Das etwas verschleppte „Open Fire“ feuert zwar nicht die großen Riff Salven ab, kehrt aber letzten Endes von einer leichten Brise geführt in den sicheren Heimathafen ein. Ob es den Radio Edit sowie die Instrumental-Version von „Ghosts“ wirklich gebraucht hätte, sei mal dahingestellt. Stattdessen wären zwei weitere Tracks sinnvoller gewesen, um einen ersten Eindruck von der Band zu vertiefen.
So hochtrabend, wie die Promo „Ghosts“ angepriesen hat, ist das Album erwartungsgemäß nicht geworden, und ob PIRATE QUEEN tatsächlich mehr als eine gewöhnliche Metal Band sind, werden die kommenden(?) Werke der Band erst zeigen müssen. Wer an dem nicht mehr ganz so originellen Piraten Gimmick gefallen findet, darf hier gerne seine Fantasie spielen lassen, musikalisch ist das Debüt ganz ordentlich, mehr aber auch nicht.
Von mir gibt es 6 von 10 Hellfire Punkten.
Tracklist:
- Pirates From The Sea
- Siren’s Tears
- Ghosts
- In The Search Of Eldorado
- Santa Lucia
- Open Fire
- Ghosts Radio Edit
- Ghosts Instrumental
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