Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Primal Fear
Album: Code Red
Genre: Power Metal
Plattenfirma: Atomic Fire Records
Veröffentlichung: 01.09.2023
Wenn eine Promo im Zuge einer Veröffentlichung von einem Album als „Wiedergeburt“ spricht, ist dies in der Regel eher branchenübliches Geklapper. Nicht jedoch im Fall von PRIMAL FEAR, die ihr insgesamt vierzehntes Album „Code Red“ am Start haben, denn Bassist und Band-Kopf Mat Sinner musste sich tatsächlich nach schwerer Krankheit („Ich war eigentlich schon tot und habe die Kurve gerade nochmal gekriegt“) Schritt für Schritt wieder zurückkämpfen. „»Code Red« war die erste Produktion, an der ich wieder teilnehmen konnte. Das war ein einschneidendes Erlebnis. Ich war überglücklich, wieder mit den Jungs im Studio kreativ sein zu können. Es hat mir die Welt bedeutet, dieses Album zu machen.“
Und als ob die Band erst langsam wieder auf Touren kommen muss, wird die Scheibe ausnahmsweise mal nicht von einem Speed Track wie seinerzeit beispielsweise „New Rise“ eröffnet, sondern mit „Another Hero“, einem treibenden Midtempo Banger, dessen unwiderstehlicher Refrain sich umgehend in die Hirnwindungen fräst. Zwar nicht unbedingt das, was ich als Opener erwartet hätte, aber bei einem Song von dieser Güteklasse sei es der Band verziehen. „Bring That Noise“ dreht dann schon ein wenig mehr auf, die Bridge ist eingängig wie gewohnt, während die „Bring That Noise“ Gesänge im Refrain eher düster daherkommen. Vielleicht kein Überflieger auf den ersten Blick, aber die Nummer wächst mit jedem Durchlauf.
„Deep In The Night“ reiht sich in die Riege der packenden, schweren Stampfer wie „Hail To The Fear“ ein, während ich beim rasanten „Cancel Culture“ zu grübeln beginne, ob dies möglicherweise der schnellste Song der Bandgeschichte sein könnte (oder vielleicht doch „New Rise“?). Wie dem auch sei, die Nummer knallt teils mehr als ordentlich, sorgt zugleich aber im Mittelteil sowie im Chorus mit melodischeren Parts für eine gewisse Auflockerung. Mit „Play A Song“ und „The World Is On Fire“ folgen zwei typische PF Uptempo Nummern. Während erstgenannter zu einer optimistisch-aufmunternden Einstellung auffordert („…forget about the sorrow, don’t think about tomorrow…“), malt „The World Is On Fire“ ein eher unheilvolles Szenario („…we set the world on fire, code red for freedom…“)
Dass PRIMAL FEAR mit ihren epischen Tracks in Überlänge bei mir offene Türen einrennen, hatte ich nicht zuletzt in meiner Kritik zu „Metal Commando“ in Bezug auf „Infinity“ bereits erwähnt. Da passt „Their Gods Have Failed“ natürlich wie Faust aufs Auge. Die getragene Nummer umgibt leichte Maiden Vibes, die Backing Chöre sind mächtig und ein wehmütiges Solo sorgt für zusätzliche Gänsehaut. „Steelmelter“ negiert dann seinem Titel getreu wieder in klassische Edelstahl Gewässer und serviert einen Nackenbrecher in bester Priest Tradition, was sich im Übrigen auch über den stilistischen Zwilling „Raged By Pain“ sagen ließe.
Auch Balladen haben im Hause der Süddeutschen Power Metaller ja hinreichend Tradition, auf „Code Red“ hört selbige auf den Namen „Forever“ und sorgt mit Streichern und fetten Chören für ganz große Metal Unterhaltung, von der beeindruckenden, gefühlvollen Performance von Sänger Ralf Scheepers ganz zu schweigen. Abgerundet wird die Scheibe mit dem Midtempo Stampfer „Fearless“, das den Hörer nach knapp achtundfünfzig Minuten zufrieden in seine wohlverdiente Nacken-Ruhe entlässt.
Im direkten Vergleich würde ich stand heute den Vorgänger „Metal Commando“ zwar ganz knapp vorne sehen, ungeachtet dessen ist „Code Red“ aber ein erstklassiges Album sowie – bezogen auf Mat Sinner – eine fulminante Rückkehr geworden. Welcome Back, Mat!
Von mir gibt es 8,5 von 10 Hellfire Punkten.
Tracklist:
- Another Hero
- Bring That Noise
- Deep In The Night
- Cancel Culture
- Play A Song
- The World Is On Fire
- Their Gods Have Failed
- Steelmelter
- Raged By Pain
- Forever
- Fearless
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