Geschrieben von Katja Rohloff
Band: Project:Midnight
Album: The First Encounter
Plattenfirma: Fastball-Music
Veröffentlichung: 13. Oktober 2017
Mein innerer Schubladen-Fanatiker kriegt jedes Mal ’ne Panikattacke, wenn er nicht sofort eine eindeutige Kategorie zuordnen kann. Seit ich beim Hellfire-Magazin angefangen habe, dürfte diese arme Socke mit den Nerven ziemlich am Ende sein, suche ich mir doch immer wieder Bands aus, die auf Konventionen pfeifen und das machen, was ihnen gefällt. So wie das Quartett Project:Midnight aus dem Raum Osnabrück. Die Legende besagt, der Bandname gehe auf die Eigenart der vier Freunde zurück, die Nachbarschaft zu nächtlichen Zeiten mit dem Sound ihrer Proben zu beglücken. Was mit Coverversionen anfing, ließ sich auch durch diverse Hürden nicht aufhalten und resultierte schließlich im ganz eigenen Stil der Jungs. Mein innerer Ordnungsfreak und ich haben uns schließlich darauf geeinigt, diesen als (Alternative) Rock mit deutlichem Punk-Einschlag und einer guten Portion (Post-)Hardcore zu bezeichnen. Was die seit 2006 bestehende Formation natürlich nicht daran hindert, zwischendurch auch noch ein paar andere Stilelemente einzubauen.
Nach einer ersten EP veröffentlichen Project:Midnight nun am 13. Oktober diesen Jahres ihr Debütalbum „The First Encounter“. Und mit den zehn abwechslungsreichen und teilweise sehr unterschiedlichen Tracks kann man sich einen interessanten Eindruck von der Band verschaffen. Meine persönliche „erste Begegnung“ mit Project:Midnight hatte ich durch die erste Single-Auskopplung „If I Could“. Diese Hymne auf das Selbstbewusstsein setzt sich mit ihren Pop-Punk-Strophen und dem core-unterstütztem Refrain sofort im Ohr fest. Gehaltvoller Text trifft auf melodische Leichtigkeit und lädt neben dem Mitsingen auch zum Mitdenken ein.
Ein weiteres Beispiel für die aus dem realen Leben entstandenen Texte von Project:Midnight ist der Track „Phoenix“, haben sich die Musiker doch auch nicht von einem Brand in ihrem Proberaum aufhalten lassen auf ihrem Weg. Vertonter Schicksalsschlag und Mutmacher für alle, der im fetten Rock-Sound daherkommt. Und da das Leben nicht immer auf gut asphaltierten Straßen verläuft, klingen die Gitarren hier melodisch-schrill und treibend-aggressiv und die Vocals verkünden eine punkig-rotzige „Jetzt erst recht“-Attitüde.
Ganz anders klingt wiederum „Don’t Hide Your Self“, ein Alternative Rocker, der zwischen Halbballade und Mid-Tempo-Stück schwankt. Und bei „Run Away“ muss man sich im ersten Moment an die weiblichen Vocals von Gast-Sängerin Nicky gewöhnen. Auch der Wechsel zwischen sehr langsamen Strophen und einem Refrain, der kräftig das Tempo anzieht sowie ein kleiner Prog-Ausflug der Gitarre lässt den Song anfangs sehr sperrig erscheinen, aber mit jedem Hören gewinnt der Track an Format und Gefälligkeit.
Wer sich Rise against mit etwas Callejon und ’ner guten Prise Stick To Your Guns vorstellen kann, hat eine ungefähre Idee wie Project:Midnight klingen. Alle anderen hören einfach mal rein.
Trackliste:
01.The Spirit Of Humanty
02.Maze Of Time
03.If I Could
04.Light
05.Say Goodbye
06.Phoenix
07.Right Here Right Now
08.Slave Of Hate
09.Don’t Hide Your Self
10.Run Away (feat. Nicky)
Line-up:
Mirco Kleinfeld – Gitarre, Gesang
Jan Dittmann – Gitarre
Sebastian Kalis – Bass
André Kruse – Drums
Weitere Infos:
Project:Midnight bei Facebook
Website von Project:Midnight