Punk Goes Acoustic Vol. 3

© Fearless Records

Geschrieben von Katja Maeting
Band: diverse
Album: Punk Goes Acoustic Vol 3
Gerne: Pop Punk/Acoustic
Plattenfirma: Fearless Records
Veröffentlichung: 26. Juli 2019

Die „Punk Goes…“ -Reihe gibt es anscheinend in vielen Ausprägungen, mir waren bisher meistens die diversen Punk Goes Pop-Varianten untergekommen, bei denen sich Bands an Radio-Pop-Songs austoben. Diese Bands stammen aber nicht wirklich aus dem urwüchsigen Punk-Bereich, sondern bewegen sich musikalisch meist irgendwo im Pop Punk, gerne auch mal im Metalcore, Post-Hardcore oder verwandten Genres.

Auf dem dritten Teil der Acoustic-Unterreihe überwiegen schon die Bands, die irgendwo Pop Punk in ihrem Gen-Pool stehen haben und statt Cover-Songs spielen sie hier ihre eigenen Stücke – in mehr oder manchmal auch weniger gelungenen Akustik-Versionen. Auch dies ist inzwischen genre-übergreifend keine Seltenheit mehr, schon früher haben Bands wie All Time Low gezeigt, dass ihre Pop Punk-Hits auch akustisch funktionieren und heutzutage sind auch im Metalcore diese stripped Varianten gerne und gut gespielt, den Beweis treten u.a. Bands wie Annisokay, Wage War oder Asking Alexandria an. 

Natürlich stellt sich mir bei dieser Compilation das gleiche Problem, welches ich vor ungefähr 100 Jahren schon mit den Bravo Hits-Zusammenstellungen hatten. Es gibt darauf immer Bands, die mir eh schon nicht zusagen, dann Lieder, die ich grundsätzlich nicht so toll finde und dann natürlich auch Songs, die ich abgöttisch liebe und daher in Endlos-Schleife so lange laufen lasse, bis der CD-Spieler eine Rille in die CD gebrannt hat (wahre Geschichte 😉 ). Dazu dann noch die Frage, welchen Mehrwert denn eine akustische Variante des jeweiligen Songs mit sich bringt…

Dance Gavin Dance schaffen es z.B. die Dynamik des Originals allein mit akustischen Gitarren, Cajón und Gesang darzustellen, der Song lebt in beiden Varianten ja auch von der Markanz der Vocals, die hier auch mit minimalistischer Untermalung volle Wirkung entfalten. „Act Appalled“ von Circa Survive gehört hingegen eh schon nicht zu meinen Lieblingssong und bei der (halb)akustischen Umsetzung muss ich die ganze Zeit irgendwie an eine schlafmützige Variante von „Summer Wine“ denken, versuchte Dramatik ohne richtige Wirkung. 

Warum sich Dashboard Confessional ausgerechnet „Screaming Infidelities“ für diese Compilation ausgesucht haben? Bzw. welche Arbeit sie als Akustik-Band überhaupt hatten mit dem Track? Das wird klar, sobald man in die neue Version reinhört. Aus einer ganz gefälligen Nummer zaubern sie, auch und insbesondere durch die weibliche Gaststimme eine intensive und hochemotionale Gänsehauterfahrung. Das Mayday Parade gewohnt gut abliefern, bedarf wohl keiner Erwähnung und auch Movements, sonst nicht unbedingt einer meiner musikalischen Favoriten, können mich mit der neuen „Colorblind“ Version doch halbwegs überzeugen.

Don Broco hingegen verweigern bei „Come Out To LA“ schlichtweg den Acoustic-Ansatz und sind ziemlich elektronisch unterwegs, wenn auch für ihre Verhältnisse sehr entfrachtet. Für mich allerdings ein absoluter Fehlgriff für diese Compilation. Die perfekte Besetzung hingegen sind Set It Off, die aus der Durchschnitts-Pop Punk Nummer „Wolf In Sheep’s Clothing“ einen genialen Song machen, der allein von den Vocals lebt. Begleitet von dezenter Instrumentierung, konzentriert sich alles auf die Stimme von Frontmann Cody Carson, der hier Wut und Aggression in changierenden, weichen Facetten ertönen lässt. Dazu einen Spoken Part, der das Ganze zu ganz großem Theater macht. Da können sich selbst Ice Nine Kills noch ne Scheibe von abschneiden. Schon für diesen Song lohnt sich „Punk Goes Acoustiv Vol. 3“ absolut.

Wer wie ich ein großer Fan von Akustik-Darbietungen ist ( und zumindest einen Teil der hier vertretenen Bands mag), der kann mit dieser CD nichts falsch machen. Das die Bands ihre eigenen Lieder nicht vor die Wand fahren, ist eigentlich als gegeben vorauszusetzen (mit ein bis zwei Ausnahmen) und von daher fällt hier nichts komplett nach unten aus dem Raster. Natürlich gibt es die bei Compilations übliche Mischung aus Spreu, Weizen und ein paar wunderschönen Perlen. Als Soundtrack für den Sommer ist die Zusammenstellung auf jeden Fall qualifiziert und verspricht angenehme, verquatschte Abende auf der Terrasse. 

Von mir gibt es 7 von 10 Hellfire-Punkten. 

Trackliste:
01. Dance Gavin Dance – Story Of My Bros
02. Circa Survive – Act Appalled
03. Taking Back Sunday – A Decade Unter The Influence
04. Dashboard Confessional – Screaming Infidelities (feat. Abigail)
05. Mayday Parade – Take This To Heart
06. Movements – Colorblind
07. Underoath – A Boy Brushed Red Living In Black And White
08. Don Broco – Come Out To LA
09. Set It Off – Wolf In Sheep’s Clothing
10. As It Is – Okay
11. Grayscale – Atlantic
12. The Almost – Hand Grenade

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