Queensryche – Digital Noise Alliance

(C) Queensryche

Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Queensryche
Album: Digital Noise Alliance
Genre: Progressive Metal
Plattenfirma: Century Media
Veröffentlichung: 07.10.2022

Wenn ich ehrlich bin, hatten QUEENSRYCHE schon Jahre vor dem Ausstieg ihres früheren Sängers Geoff Tate im Jahr 2012 für mich an Relevanz verloren, denn alles was nach dem großartigen „Empire“ Album kam, war in meinen Augen größtenteils nur noch ein lahmer Versuch, an frühere Glanzzeiten anzuknüpfen. Daran vermochte auch Tate’s Nachfolger Todd La Torre nichts grundlegend zu ändern, obwohl ich der Band zugute halten muss, dass sie seit seinem Einstieg wieder inspirierter wirkt als in den Jahren zuvor.

Das zeigt sich direkt beim Opener „In Extremis“, einem soliden Uptempo Rocker, der mit seinen Band-typischen Backing Vocals aufwartet, im Mittelpart kurz mal in leicht verspielte Sphären abdriftet und gegen Ende des Songs sogar noch an Wucht zulegt. „Chapters“ lässt es ein klein wenig gemächlicher angehen, punktet dafür aber mit einer feinen Gesangslinie, die eine Brücke zur bandeigenen Historie baut. In vielerlei Hinsicht fühlt man sich bei „Lost In Sorrow“ irgendwie an „Empire“ Zeiten erinnert, auch wenn der Track hier nicht ganz die Intensität des mehr als dreißig Jahre alten Klassikers an den Tag legt.

„Sicdeth“ kommt weitestgehend als melodischer, aber dennoch wuchtiger Nackenbrecher daher, während „Behind The Walls“ in Teilen mit einer verschleppten Rhythmik aufwartet, die lediglich in der Bridge und beim Solo aufgeweicht wird. Der Chorus sowie die Synthie Parts könnten dabei problemlos aus der „Rage For Order“ Phase stammen. Das in gemäßigtem Midtempo verweilende „Nocturnal Light“ wirkt hingegen mit seinen Verzerrungen vergleichsweise modern im Sound, was die Nummer nicht unbedingt auf Anhieb zum Anspieltipp qualifiziert. „Out Of The Black“ kratzt rifftechnisch abermals an der eigenen Historie, während die Ballade „Forest“ mit geradezu zarten Tönen und Gesängen daherkommt, die nicht nur meilenweit von ihrem Überhit „Silent Lucidity“ entfernt ist, sondern leider auch ganz eindeutig als Schwachpunkt des Albums über die Ziellinie geht.

„Realms“ wirkt zwar oberflächlich betrachtet relativ düster, ist ansonsten aber ein gefälliger Rocker mit feiner Melodieführung. Letzteres trifft auch auf „Hold On“ zu, und auch wenn es Todd La Torre vermutlich nicht gerne hören wird, bin ich insbesondere in den Strophen ernsthaft ins Grübeln gekommen, ob ich mir hier nicht irgendeine vergessene Aufnahme seines Vorgängers anhöre, so ähnlich klingen die Stimmen. Dass QUEENSRYCHE immer noch geniale Momente in sich haben, beweisen sie mit „Tormentum“, einem komplexen, progressiven Stück epischen Metalls mit Double Leads, das eindrucksvoll die musikalische Vielfalt der Band unter Beweis stellt und für mich ganz klar als DAS Highlight der Scheibe durchgeht.

Die Nummer hätte ein rundum gelungener Abschluss sein können, wären die Seattle Metaller nicht auf die glorreiche Idee gekommen, die gefühlt tausendste Version des todgedudelten Billy Idol Klassikers „Rebel Yell“ als Bonus mit aufs Album zu packen. Ist ja nicht so, als ob noch nie jemand das Stück gecovert hätte. Handwerklich ist das zwar gut gemacht, aber seien wir ehrlich, brauchen tut das niemand!

So bleibt unterm Strich ein Album, dass zwar – erwartungsgemäß – nicht an die eigene glorreiche Vergangenheit heranzureichen vermag, aber das Gros der Band-Veröffentlichungen der letzten fünfundzwanzig Jahre ohne Zweifel in den Schatten stellt.

Von mir gibt es 7,5 von 10 Hellfire Punkten.


Trackliste:

  1. In Extremis
  2. Chapters
  3. Lost in Sorrow
  4. Sicdeth
  5. Behind the Walls
  6. Nocturnal Light
  7. Out of the Black
  8. Forest
  9. Realms
  10. Hold On
  11. Tormentum
  12. Rebel Yell (Bonus Track)

Line Up:

Eddie Jackson: Bass
Michael Wilton: Gitarre
Todd La Torre: Gesang
Casey Grillo: Drums
Mike Stone: Gitarre

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Video zu „In Extremis“

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