Geschrieben von Katja Rohloff
Band: Rebellious Spirit
Album: New Horizons
Plattenfirma: Fastball-Music / Soulfood
Veröffentlichung: 09. Juni 2017
Das dritte Album ist für viele Bands ein wichtiger Meilenstein. Wenn man es soweit geschafft hat, existiert meist schon eine solide, mehr oder weniger große, Fan-Base, die mit „ihrer“ Band einen Großteil des Weges zurückgelegt hat. Die Veröffentlichung des dritten Albums ist dann oft ein Gradmesser, ob es für mehr reicht oder man doch im Bereich des ewigen Geheimtipps bleibt.
Umso mutiger, wenn man sich als Band gerade dann stilistisch neu ausrichtet und Risiken eingeht, anstatt auf der bewährten Erfolgsleiter eine Stufe nach oben zu klettern. Im Fall von Rebellious Spirit erscheint mir dies jedoch nur folgerichtig. Schließlich waren die vier Jungs aus Baden-Württemberg noch Teenies, als sich die Band 2010 gründete. Wer im Windschatten des „Bang Your Head“ aufwächst, dürfte schon im Pampersalter einen guten Musikgeschmack gehabt haben, aber der individuelle Stil als Musiker resultiert vor allem aus eigenen Erfahrungen. Und der Erfahrungsschatz eines 18-jährigen ist nun einmal wesentlich kleiner als der eines Musikers Anfang 20, der schon zwei Alben und zahlreiche Tour- und Festivalauftritte gemeistert hat.
Der Albumtitel „New Horizons“ lässt schon erkennen, dass die Band hier einen Aufbruch in neue, teilweise unbekannte, Gefilde wagt. Konsequent gibt es auch keinen gleichnamigen Song auf dem neuen Longplayer, denn jeder Track lotet, mehr oder weniger intensiv, neues Terrain aus.
Während das überlange Intro den Hörer noch im Ungewissen lässt, was ihn erwartet, machen schon die ersten Sekunden von „Devil In Me“ klar, dass Rebellious Spirit definitiv nicht zu Softies mutiert sind. Und auch der moderne, am Zeitgeist ausgerichtete Grundton des neuen Albums tritt sofort zutage. Knallharte Gitarren treffen auf variantenreiche Vocals, die zwischen clean und guttural wechseln und so eine fast schon einschüchternde Klangkulissen schaffen. Das Video zur ersten Single-Auskopplung des Albums unterstreicht diese Wirkung noch.
„Fuck“ konkurriert bei mir um den Titel „bester Track des Albums“. Der Song ist so etwas wie eine Kampfansage an alle Kritiker. Textlich und melodisch stampft er selbstbewusst voran, die Strophen werden in ihren leicht staccato-artigen Vocals, die zwischendurch auch ins Gutturale abdriften, durch passende Gitarrenriffs unterstützt, bevor es im Refrain mit eingängiger Hookline mitreißend und lautstark wird.
Direkter Konkurrent um die Krone ist „Am I Right“, der erste Song, bei dem die Band es ruhiger angehen lässt, aber nicht weniger eindringlich. Der Track startet minimalistisch mit Keyboard-Klängen und Janniks melancholischen, leicht kratzigen Vocals und erweitert erst beim ersten Refrain den instrumentalen Klangteppich und gleichzeitig die emotionale Tiefe. Dieses Muster zieht sich durch das gesamte Lied und verstärkt so noch die Wirkung.
„Enemy“ fegt dann jegliches aufgekommenes Nettigskeitsgefühl direkt wieder eiskalt vom Tisch mit vergleichsweise langsamen Strophen und einem Refrain, der einen einfach weghaut.
Lediglich zwei Songs des Albums konnte ich auch nach mehrmaligem Hören nicht viel abgewinnen. Zum einem „The Core“, da mir der Track mit seiner Härte, seinen abgehackten Gegensätzen aus Growls und cleanem Refrain zu plump und gewollt auf klangliches Schwarz-Weiß-Schema spielt. Dass sie es besser können, beweisen Rebellious Spirit vielfach an anderer Stelle. Zum anderen das sich direkt anschließende „Give it a try“, was durch den direkten Vergleich noch süßlich-kitschiger rüberkommt, als es in seiner Bombast-Balladigkeit eh schon angelegt ist. Auch hier gilt: sie können es mit Leichtigkeit besser, siehe z.B. „Far Away“. So bleibt der Song eher für die Momente, in denen man einen emotionalen Zuckerschub braucht.
Mit „New Horizons“ lassen Rebellious Spirit endgültig Genregrenzen hinter sich und präsentieren sich mit einem modern ausgerichteten Crossover, dem vielleicht nicht alle Fans folgen werden, der aber definitiv das Potenzial hat, zahlreiche neue Fans zu begeistern. Das neue Album ist dafür ein gutes Grundgerüst und mit ein bisschen Fine-Tuning am Sound sieht der eingeschlagene Weg sehr erfolgsversprechend aus. Mich haben vor allen Dingen die neuen Facetten im Gesang von Jannik Fischer beeindruckt. Wer bei Schlagworten wie „alternative“,“nu“ und „core“ nicht schreiend wegrennt, sollte hier mal reinhören.
Trackliste:
1. Intro
2. Devil in Me
3. Wish For
4. Fuck [Explicit]
5. Am I Right
6. Enemy
7. After All
8. The Core
9. Give It a Try
10. Up!
11. Eternal Desire
12. Alright
13. Far Away
Line-up:
Vocals, Guitar: Jannik Fischer
Bass: Jens Fischer
Drums: Silvio Bizer
Guitar: Corvin Domhardt
Weitere Infos:
https://www.facebook.com/RebelliousSpirit/?ref=br_rs
http://www.rebelliousspirit.de/