Rebellious Spirit – Touralltag, Macken und persönliche Momente

(c) Metalmieze.de | Sarah Jacob

Beim vorletzten Konzert der New Horizons Tour in Oberhausen hatte das Hellfire-Magazin die Gelegenheit, mit den vier sympathischen Jungs von Rebellious Spirit zu quatschen. Jannik, Jens, Silvio und Corvin nahmen sich vor ihrem Auftritt die Zeit, unsere Fragen zu beantworten und uns einen Einblick in den Alltag der Band zu geben.

HF: Ihr habt ja gerade eure erste Tour als Headliner fast hinter euch. Was ist eigentlich das Beste am Touren? Und was nervt so richtig?

Jannik: Also das Beste sind die Konzerte und die Partys danach. Das Beste ist ab Stagetime…und das schlechtere ist alles vor Stagetime (lacht). Der Aufbau, der Soundcheck, die Autofahrten, das ist nicht so cool meistens, aber sobald unser Konzert losgeht, dann beginnt der schöne Teil vom Touren. Finde ich (allgemeine Zustimmung). Das Abbauen danach finde ich garnicht so schlimm, das läuft dann so nebenher. Und was eigentlich auch schön ist, ist teilweise das Reisen, hin und wieder hat man auch mal das Glück, dass man kurz was von der Stadt sieht. Leider ist das eher seltener der Fall. Von Berlin haben wir z.B. auf der Tour jetzt nichts gesehen. Oder auch als wir in London waren. Das ist so ein typisches Beispiel. Wir sind nach London gefahren und haben absolut nichts von der Stadt gesehen. Und das war schon schade.

HF: Also ist so ein typisches Tourwochenende eigentlich immer Stress? Aufstehen, packen, weiterfahren…

Jannik: So würde ich es nicht unbedingt sehen. Im Auto ist es ja kein Stress, sondern einfach Langeweile, aber sobald man dann an der Location ist, geht es dann doch immer recht schnell alles und man hat wenig Zeit für irgendwas nebenher. Aber wir beschäftigen uns unterwegs auch hin und wieder mal mit ein paar Spielen (lacht). Wir haben ein MauMau…
Corvin: Mit eigenen Regeln. Da geht ein Spiel 45 Minuten bis eine Stunde…
Jannik: Wir haben die Regel eingeführt, dass man solange ziehen muss, bis man legen kann, das heisst man hat dann auch mal dreissig Karten auf der Hand. Wobei wir jetzt auf der Tour auch noch ein anderes Spiel für uns entdeckt haben und zwar Mensch ärgere Dich nicht (an dieser Stelle ertönt ein verzweifeltes „Nein Nein Nein“ von Jens und der Rest der Band stellt klar, dass wohl nur Jannik das Brettspiel für sich entdeckt hat). Und letztens wollten wir auch noch ein Online PC Spiel starten, so ein Ballerspiel, aber diese digitale Welt, das ist jetzt nicht so unseres.
Jens: Da sind wir schon wieder fast zu alt dafür (kollektives Lachen).

HF: Wie ist es bei euch eigentlich so mit der Rollenverteilung in der Band? Wer ist der Verpeilte, wer ist der Vernünftige? 

Silvio: Also der Vernünftige ist auf jeden Fall Jens!
Jannik: Vernünftig bzw.langweilig (lacht). Wobei, früher waren die geilsten Stories ja von Jens…früher war er halt wild, aber jetzt ist er ja auch schon 25…Corvin ist manchmal der Verpeilte…
Corvin: Immer. Grundsätzlich. Ich schlaf halt immer gern und dann wach ich auf und weiss nicht mehr, wo ich bin. Es kommt öfters vor, dass ich verpeilt bin.
Silvio: Oder verpennt. Er verschläft einfach oder kommt garnicht zum Treffpunkt.
Jannik: Das war der Tourauftakt mit The Poodles, also wichtig, dass wir pünktlich da sind. Corvin hat einfach verschlafen und dann hab ich ewig bei ihm zuhause angerufen, bis er endlich mal wach war.
Silvio: Oder noch eine andere Story, sein Wecker ist mindestens zehnmal losgegangen und er hat es nicht geschnallt.
Jannik: Wir sind einmal zu viert in einem Zimmer und dann klingelt sein Handy morgens um 6 zehn zwanzig mal und er hört’s nicht.
Corvin: Es war ein Montag, da geh ich normalerweise arbeiten und hab halt vergessen, meinen Wecker auszuschalten. Das ist halt meine Taktik, um morgens aufzuwachen.
HF: Hat ja hervorragend funktioniert…
Corvin: Ja, weil ich wusste, ich muss nicht arbeiten.

HF: Dann wäre jetzt die Frage, wer von euch hat die nervigste Angewohnheit?

Silvio: Jens isst keine Wurst.
Jens: Das ist ja auch für alle anderen UNFASSBAR nervig.
Jannik: Ja, ist es…vor kurzem hatten wir einen Auftritt in Hamburg, da gabs Wurst als Catering, Wiener Würstchen oder sowas, und er hat dann nichts gegessen.
Silvio: Und wenn er nichts zu essen kriegt, dann wird er voll die Diva, total unleidlich.
Jens: DAS stimmt.

HF: Was war für euch bisher das tollste Feedback, was ihr zu eurer Musik bekommen habt, egal ob von der Presse oder von den Fans?

Jens: Es gab z.B. Fans, die haben extra ein Banner gebastelt mit dem sie dann von Konzert zu Konzert reisen.
Jannik: Es gibt schon einige, wo man merkt, dass wir die richtig berührt haben und das ist dann, finde ich, immer sehr schön, wenn die einem das dann auch persönlich sagen. Was die Fachpresse angeht, jetzt gerade bei dem letzten Album haben wir sehr viel positives Feedback bekommen, was wir so nicht erwartet hätten.
Jens: Es ist halt auch nicht so einfach, wenn man zum einen die Musik ein bißchen ändert und zum anderen ist das, was wir machen ja auch keine extrem kritikerfreundliche Musik. Einige sind ja eher so auf Retro ausgerichtet und alles was ein bisschen moderner ist, ist dann nicht so deren Fall. Von daher hatten wir uns darauf eingestellt, dass da die ein oder andere schlechte Kritik kommt. Davon kamen aber ganz ganz wenige und die meisten waren echt richtig gut. Da kann man schon stolz sein.

HF: Für euch war bzw. ist die Band Linkin Park ein wichtiger Bezugspunkt. Ihr spielt auf der aktuellen Tour auch ein Cover von „One More Light“. Inwiefern hat euch der Tod von Chester Bennington verändert bzw. beeinflusst?

Silivo: Grundsätzlich, das war aber schon vor diesem Todesfall so,  sollte man immer nett zu anderen Menschen sein, denn man weiss ja nie, was für eine Geschichte jemand hat, was jemanden dazu bewegt, etwas bestimmtes zu tun oder zu sagen. Depressionen z.B. sieht man ja niemandem an. Man sollte einfach immer freundlich sein und jedem mit Respekt begegnen.
Jens: Man sollte auch immer im Kopf haben, das halt immer etwas passieren kann, dass das Leben ganz schnell vorbei sein kann. Deswegen sollte man jeden Moment genießen.
Jannik: Ich finde es auch immer sehr bewegend, so viele Leute und so viele Geschichten kennenzulernen…manchmal wird es auch zuviel, klar, aber trotz allem find ich es schön, so einen Blick in die Welt zu bekommen und das macht einen auch oft nachdenklich. In Bezug auf Chester Bennington muss ich sagen, dass hat mich richtig getroffen. Auch wenn man wusste, dass er Depressionen hat, kam es trotzdem wie aus dem Nichts.
Corvin: Ich hab es erst garnicht glauben können. Silvio hatte es uns geschrieben und dann hab ich es auf Facebook und überall gelesen. Ich hab dann „Talking To Myself“ gehört und da kamen mir schon fast die Tränen, einfach weil man weiß: das gibt es jetzt so nicht mehr, diese Stimme existiert nicht mehr. Für uns war Linkin Park die Band, die uns begleitet hat. Mein ganzes Zimmer war tapeziert mit Linkin Park früher.
Jannik: Ich fands auch so krass, weil ich kurz vorher das Konzert beim Southside gesehen hatte, und dann diese eine Szene, wo er nach vorne gegangen ist, die Arme ausgebreitet hat und quasi das ganze Publikum umarmt hat. Das hat mich irgendwie berührt und ein paar Wochen später dann das, das war echt hart…

HF: Themenwechsel. Euer Video zu „Devil In Me“ finde ich cool gemacht, ihr erzählt da ja eine richtige Story. Entwickelt ihr die Ideen für die Videos selber und ist so ein Videodreh eher Anstrengung oder willkommene Abwechslung?

Jannik: Seit dem „In My Dreams“ Video 2015 haben wir entschieden, dass wir das selber in die Hand nehmen. Die Stories kommen komplett von uns. Beim Video zu „Devil In Me“ haben wir uns vom Film Suicide Squad inspirieren lassen, insbesondere der Joker-Thematik. Wir machen dann zusammen ein Storyboard, was meistens viel zu lang ist (lacht), bei „Devil In Me“ haben wir sogar am Drehtag noch was gestrichen.
Jens: Das war sehr interessant beim Videodreh. Die meistens Statisten waren ja Fans und wir wussten ja auch nicht, wie die sich verhalten würden, ob die das hinkriegen. Irgendwie mussten wir diesen wilden Haufen bändigen (lacht). Aber es hat einfach alles gepasst, alle haben sich wohlgefühlt. Ein paar haben ein bisschen zu viel getrunken…
Jannik: An einem Tisch haben sie ne ganze Jacky-Flasche getrunken. Eigentlich war die nur als Deko gedacht (kollektives Lachen) und die Leute hatten Eistee in den Gläsern, aber die haben die ganze Flasche getrunken und waren total witzig drauf.
Jens: Natürlich ging auch mal was schief, ich hab mir z.B. eine Platzwunde unter der Maske zugezogen und Jannik immer: weiter weiter…
Jannik: Ich hab ja auch alles spontan gemacht und die anderen wussten gar nicht, was ich vorhabe. Wenn ich dann irgendeinen Blödsinn gemacht habe, war es für die Leute immer echt schwierig, nicht zu lachen. Das kann man sich auch in den Outtakes vom Videodreh anschauen. War auf jeden Fall der witzigste Videodreh bisher.

HF: Das neue Video zu „Am I Right“ ist wiederum komplett anders. Was war da die Grundidee und wie ist der Dreh abgelaufen?

Jannik: Ja, da haben wir keine richtige Story. Wir hatten jetzt seit ewigen Zeiten kein Video mehr, wo nur wir vier zu sehen sind und wollten einfach, dass man sich mehr auf die Musik konzentrieren kann. Es ist eher ein Stimmungsvideo zu dem Song, ein bisschen melancholisch. Eigentlich wollten wir es noch minimalistischer halten, aber das hat dann doch vor lauter Ideen nicht funktioniert. Aber wir wollten keine Story vorgeben, sondern jeder kann in das Video für sich reininterpretieren, was ihm zusagt.
Jens: Es spiegelt einfach die Stimmung des Songs am besten wieder, die Melancholie und die Vergänglichkeit, die das Lied ausdrückt, werden noch untermalt. Deswegen auch diese Location, da sieht man den Zerfall so richtig, den wuchernden Efeu…
Jannik: Das ist halt eine andere Facette, ein anderes Medium, wie man sich als Künstler ausdrücken kann und das ist auch das schöne an der Musik. Es ist einfach vielschichtig, Studioarbeit, Live Auftritte, Videos drehen, Songwriting usw. und das ist das tolle daran.

HF: Wie sieht es mit Live Terminen 2018 aus?

Jannik: Wir sind an ein paar Sachen dran, ein paar sind auch schon fest, so ein zwei Festivals, aber das ist noch nicht offiziell.
Jens: Es wird auf jeden Fall keine Tour geben, vielleicht ein paar Support-Sachen, aber wir müssen das ja auch alles mit Studium, Arbeit etc. in Einklang bringen. Aber es wird Live Termine geben. Definitiv.

Das Hellfire-Magazin bedankt sich bei Rebellious Spirit für die Zeit und die ausführlichen Antworten. Wir wünschen euch weiterhin alles Gute.

Interview: Katja Rohloff

 

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