Rockharz 2023 – sold out im März und ab in die 30. Runde

Geschrieben von Andreas Gey / Kommodore Johnsen // Fotos by Andreas Gey / Kommodore Johnsen

 

Man hat wieder richtig Bock auf Metal und Rock und insbesondere auf richtig geile Festivals. Und während es kleinere Veranstaltungen immer schwerer haben, wächst das legendäre Rockharz Festival im Harz ständig, stetig aber gewollt eben auch nur ganz langsam. So gibt man für dieses Jahr rd. 23.000 zahlende Gäste an und es ist kaum zu glauben, unser aller Lieblings – Festival geht in die dreißigste Runde und meldete bereits Anfang März „sold out“.

So geht das Konzept der Rockharz – Veranstalter zum wiederholten Male voll auf, was eben nicht nur den tollen Bands mit diesmal Größen wie, Arch Enemy, Amon Amarth, Airbourne oder auch Blind Guardian und der genretechnischen Vielfalt geschuldet ist. Ganz offensichtlich erfreut die Fans auch die sehr familiäre Atmosphäre des Rockharz Festivals. Bereits in 2017 diente die Startbahn des Flugplatzes als erweiterte Camping-Area. Seit 2019 wurde mit dem gegenüber liegendem Parkplatz für die Tagesgäste zusätzlicher Platz geschaffen. Aus der Vogelperspektive erblickt man das weite Festivalgelände, die geschichtsträchtige Teufelsmauer und den malerischen Ort Quedlinburg.

Beim Rockharz gibt es mit der linken Dark Stage und der rechten Rock Stage zwei gleichwertige Bühnen, die hintereinander bespielt werden, so dass man keine Band verpasst. Ich bin zum siebten Mal dabei und, bis auf unsäglichen Dauerregen, den das Megafestival im nördlichen Deutschland ja so häufig prägt, habe ich im Harz nun klimatisch alles erlebt, was die Tage im beginnenden Juli so mitbringen können.

Im Jahr 2015 löste eine Sturmgefahr eine notwendige Sicherung der beiden Stages mit kräftigen Stahlseilen aus. Trotz kräftigem Wind und kühlen Temperaturen kam es letztlich nicht zu dem befürchteten Orkan. Im Folgejahr herrschten dann eher warme Temperaturen vor, wobei die Abende jedoch durch empfindliche Kälte geprägt waren. Das Festival in 2017 war, mit Ausnahme eines ganz kurzen aber heftigen Regengusses, ich glaube es war am Freitag beim Auftritt von Unzucht, knochentrocken und richtig warm. 2018 gab es eine Hitzeschlacht und auch 2019 war insgesamt sehr warm und trocken. Im letzten Jahr, dem ersten Festival nach Corona, war es sehr angenehm, d. h. bei teils frischem Wind, also ohne Hitzeschlacht und einem nur ganz kurzen, aber kräftigen Regenguss am Donnerstag.

2023 folgt den warmen Jahren in den Vor-Corona-Zeiten. Am Mittwoch wehte noch ein laues Lüftchen, allerdings mit der stetigen Angst der Veranstalter sich zu einem Sturm, wie an der Nordseeküste, zu verwandeln. So waren die Bühnen noch entsprechend gesichert. Der Donnerstag wurde schon deutlich wärmer, der Freitag heiß und am Samstag fühlte man sich wie im Glutofen. Da war man froh, zu den VIPs zu zählen und hier und dort im Schatten zu verschwinden. Das zahlende Publikum musste sich derweil wie ein Spanferkel über dem Grill fühlen. Insbesondere die ersten Reihen, die da tlw. mehrere Stunden für ihre Lieblinge verharrten, ich sprach da mit einigen Ladies, allesamt Riesenfans von Chris Harms und seinen Lords of the Lost, da kann man nur den Hut vor so viel Elan, Schwung und Spaß an der Musik ziehen, um diesen Temperaturen zu trotzen.

(Links zu den Galerien findet Ihr im Bericht beim Klicken der Bandnamen)

 

Tag 1 –  Mittwoch, der 05.07.2023 

Wie bereits im letzten Jahr praktiziert, fliege ich auch dieses Jahr bereits am Mittwoch ein und übernachte in einem netten Hotel im nahen Aschersleben. Mit dem Einchecken im Hotel, einer kurzen Verschnaufpause nach der langen Anfahrt aus dem Münsterland und einer sehr kurzen Wartezeit am Pressestand bin ich so gegen 15:00 Uhr auf dem Gelände und nach einem kurzen „Hallo“ mit den üblichen Pressekollegen geht es dann direkt zu den Stages.

Den würdigen Auftakt machten dann Eric Fish von Subway to Sally & Friends. Und gleich zu Beginn gesellte sich zu der primär akustischen Truppe ein ganz bekanntes Gesicht, nämlich Hansi Kürsch, der Shouter von Blind Guardian, dem heutigen Headliner. Und was haut man da so raus? Natürlich den „Bard’s Song – In the Forest“. Im weiteren Set gesellen sich noch andere Barden, wie  Peavey von Rage, Der Schulz von Unzucht und Rainer Stefan Hoffmann, bekannt auch als „Holly Loose“ von Letzte Instanz hinzu.

Kneipenterroristen

Die Kneipenterroristen gibt es seit 1998 und wurde ursprünglich als Cover Band der Böhse Onkelz geründet. Schnell machten die Deutschrocker jedoch ihr eigenes Ding und mit „Infiziert“ von 2023 machte man das Dutzend Platten voll. Dieser punkige Rock- oder auch metallastige Deutschrock funzt natürlich und kommt schon mal klasse an. 

Fetten Groove- und Trash-Metal gibt es von den amerikanischen Exhorder. Trotz bereits Gründung in 1985 hat das Trio bislang erst 3 Scheiben auf dem Markt. Shouter Kyle Thomas mit weißem Rauschbart kommt aus New Orleans. Man orientiert sich im Stoff an Genregrößen des dreckigen Thrash wie Pantera oder Machine Head. Für mich ist das alles nix, für die schüttelnden Mähnen und stampfenden Berserker im Pit scheinbar schon. 

Anläßlich des Silberjubiläums veröffentlichen Tanzwut aus Berlin mit „Teufel“ am Gesang, Dudelsack und Trumscheit im Februar 2023 das Album „Silberne Hochzeit“. Man eröffnet mit „Die Tanzwut kehrt zurück“, „Freitag der 13.“ und über „Bis zum Meer“ und der „Der Puppenspieler“ können sich die in blauen Shirts geschmückten Grabenschlampen nicht über zu wenig ankommende Crowdsurfer beklagen.

Letzte Instanz ist eine deutsche Violin-Rockband aus Dresden, die Einflüsse aus diversen Bereichen des Rock und der klassischen Musik miteinander vereint. Stilistisches Merkmal ist die Kombination aus klassischen Rockinstrumenten (E-Bass, Schlagzeug, E-Gitarre) und Streichern (Cello, Geige). Sänger „Holly Loose“ haben wir schon beim „Würdigen Auftakt“ kennengelernt. Nun gesellen sich noch drei Kollegen hinzu und neben weiteren Surfern gibt es nun auch die ersten Flammen.

Angus McSix ist eine internationale Power-Metal-Band, die vom Schweizer Sänger Thomas Winkler und vom deutschen Produzenten, Sänger und Gitarristen Sebastian „Seeb“ Levermann gegründet wurde. Das erste Album Angus McSix and the Sword of Power wurde am 21. April 2023 durch Napalm Records veröffentlicht. Den Sänger, Thomas Laszlo Winkler kennt man von Gloryhammer und was da nun folgt damit auch. Man wechselt vom grünen Drachenkostüm zum güldenen Umhang, natürlich weiterhin mit dem beidhändigen Breitschwert, packt ein Monster im Skelettgewand hinzu, was an den Reaper von Grave Digger erinnert, in dem Kostüm steckt natürlich der Seeb und garniert das mit einer sehr hübschen, schwarz gelockten Gitarristin mit fremdländischen Teint. Und so geht die Story, denn Angus McSix stellt tatsächlich nur die Reinkarnation bzw. Wiederauferstehung des gestorbenen Helden aus Gloryhammer dar, weiter.

Battle Beast

Die finnischen Battle Beast mit der charismatischen Noora Louhima am Mikro sind gerne gesehene Gäste im Harz. Sie waren 2018 schon dabei, sind beim Majorlabel Nuclear Blast unter Vertrag und ihre letzte Scheibe „Circus of Doom“ stammt aus 2022. Noora hat zu meinen letzten Gigs mit ihr, das war allerdings in den Vor-Corona-Zeiten, mindestens 15 kg abgespeckt, ihre blonden Haare als dämonische Spieße toupiert, und ansonsten nix von ihrer Klasse verloren. Das ist pure Power, Lebensfreunde und der Harz dankt es ihr.   

Die amerikanischen, aus San Diego in Kalifornien stammenden Metal Corer As I Lay Dying sind seit 2000 unterwegs. Am Mikro Tim Lambesis mit dem gutturalen Gesang. Der Shouter ist kein unbeschriebenes Blatt, saß er doch seit Mai 2014 wegen eines möglichen Auftragsmordes an seiner Frau (Anstiftung zum Mord) im Knast. Wegen guter Führung kehrte er allerdings 2018 zurück und dann ging es auch mit seinen Metal Kollegen weiter. Die Stagetime der Amis war von 21:00 bis 22:00 Uhr auf der Rock Stage. Passieren tat erstmal gar nix. Scheinbar ist das gesamte Equipment irgendwo hingeflogen, nur nicht in die Nähe des Festivals, so dass sich die Haudegen alles zusammenleihen mussten und mit deutlich mehr als einer halben Stunde auf die Bühne kamen. Zu einem anständigen Circle Pit der Kuttenträger reichte es aber noch.

Die Darkrocker von Mono Inc. mit Martin Engler am Gesang und Katha Mia am Schlagzeug sind fleißige Musiker und hauen so alle 2 / 3 Jahre ein neues Album heraus. So ist „Ravenblack“ von 2023 das mittlerweile zwölfte Album des nimmermüden Quartetts. Mittlerweile bin auch ich bezeichnender Fan der Hamburger. Kein Wunder bei dieser Menge an catchigen, griffigen und gut tanzbaren Songs. Böse Zungen wähnen die Band nahe am Schlager. Mir ist das mittlerweile Jacke. Der allseits bekannte Stoff wie „ Louder Than Hell“, „A Vagabond’s Life“, „Princess of the Night“ , „Arabia“ oder „Where the Raven Flies“ geht runter wie Butter. Einzig zu erwähnen bleibt, aber Fans wissen das natürlich, nach Track 1 entfernt Mia ihr schwarzes Krönchen und zeigt sich nun ganz kahl rasiert, irgendwie auch ein netter Kontrast zum Bärtchen von Martin.

Blind Guardian

Blind Guardian, die metallische Speerspitze aus Krefeld / Meerbusch um den charismatischen Sänger Hansi Kürsch gibt den heutigen Headliner. Sie standen an gleicher Stelle schon in 2017, damals mit ihrer Hommage an das 1995 – Opus „Imaginations From The Other Side“, einem Konzeptalbum um die Artussage. Mittlerweile ist viel Wasser den Rhein hinunter geflossen. In 2019 wagte man sich orchestral an „Legacy of the Dark Lands“ und 2022 machte man mit „The God Machine“ das Dutzend Alben voll. Die heutige Setlist, natürlich ein Best of, liest sich unter anderem wie folgt und lässt die Herzen aller Ring-Fans höher schlagen: „Imaginations From the Other Side“, „Welcome to Dying“, „Nightfall“, „Lord of the Rings“, „Time Stands Still (At the Iron Hill)“, „Ashes to Ashes“, nochmal „The Bard’s Song – In the Forest“ und wieder nicht von Kürsch sondern von den Harzern gesungen und zum Ende „Mirror Mirror“ und ein deftiges „Valhalla“.

Um den „Surprise Act“ vom Mittwoch rankten sich natürlich die Gerüchte. Am häufigsten wurden Oomph! wegen Neusänger Daniel Schulz vermutet, so selbiger ja auch ohnehin mit seiner Unzucht am Flugplatz weilte. Letztlich kommen Stumpen, Alf Ator und Buzz Dee & Co., besser bekannt als Knorkator auf die Bühne und machen aus der Dark Stage eine Fun Stage, denn für nix anderes stehen die Berliner und sie gehören zum Rockharz, wie die vor ihnen schuftenden Grabenschlampen. Crowdsurfen bei Knorkator ist Kult und ebenso Kult ist der Besuch aller Fotografen auf der Bühne, die seit dem letzten Jahr um einen Platz enger  geworden ist, seitdem sich Gero Ivers Tochter zur Lesung dazu gesellte.

Tag 2 – Donnerstag, der 06.07.2023

Knorkator

Infinitas (lateinisch für «Unendlichkeit») ist eine vier Mitglieder umfassende schweizerische Melodic-Metal-Band. Stilistisch liegt man im Folk-Metal oder Melodic-Death-Metal und die hübsche Mary Crane , die 2021 Andrea Böll ersetzte, singt von Dämonen und deren Charakterzügen. Anfänglich gibt sich die Sängerin mit blauen Haaren sehr orientalisch ehe man nach und nach in die Vollen geht und dem frühen Publikum mit melodischem Metal, mit hier und da eingepflegt Growls, versorgt. Eine Augenweide ist auch die Violine Savannah Childers

Als Delta Bats ballern zwei Brüder als gut geölte Rhythmussektion in unterschiedlichsten Bands ihr Debüt als Duo unters Volk und haben sich dafür auf das reduziert, was sie am besten können. Ansatzlose Tiefschläge aus Drum and Bass und räudige Vocals und Riffs, die gar nicht erst versuchen, virtuos zu klingen. Während Don direkt aus einer ostdeutschen Kontrabassistenschmiede in den Metal abgedriftet ist, hat Toby sich vom Knabenchor über amerikanische Marchingbands zu einem Drummer hochgeprügelt, dessen Punch einen texanischen Hufschmied verblassen lässt. Man huldigt Motörhead, ZZ Top, Ramones, Judas Priest ohne dabei die Tanzbarkeit einer Samantha Fox aus den Augen zu verlieren.

Es hat sich mal wieder eine sogenannte Supergroup — sprich: eine Band aus bereits hinreichend bekannten Musikern — zusammengefunden. In diesem Fall hört die Formation auf den Namen How We End. Dabei haben sich die Sänger Diva Satanica (ehemals bei Nervosa) und Jake E (Cyhra, ex-Amaranthe), die Gitarristen Jen Majura (bis Mai 2022 bei Evanescence) und Tom Naumann (Primal Fear), Bassist/Keyboarder Mitch Kunz sowie Schlagzeuger Adde Larsson zusammengeschlossen. Druckvoller Metal mit Crossover-Anklängen ist das Gebot der Stunde. Später traf ich die liebe Jen backstage im VIP-Bereich und sie kam auf mich zu, umarmte mich, irgendwie kennen wir uns seit ihrer Aktivität bei  Knorkator und freute sich wirklich über den Auftritt, der doch scheinbar, ich war mir nicht wirklich sicher, der erste in dieser Formation war. Und selbst ihr, eigentlich ja eine erfahrene Musikerin, die an sich nix mehr umhauen sollte, ging anfänglich doch echt die Düse. Sowas kommt dann richtig sympathisch rüber.

Der Brite Kris Barras ist nicht nur ein erfolgreicher Mixed-Martial-Arts-Kämpfer sondern auch ein richtig guter Bluesrock-Musiker. Der 34-Jährige spielt erstklassig Gitarre, singt mehr als nur passabel und ist ein ausgesprochen ideenreicher und geschmackvoller Komponist. Wahrscheinlich über den ganzen Körper tätowiert, mit einem makellosen Body ausgestattet und einer toughen Begleitband gibt es hier Classic Rock vom Feinsten.

Bei The Dark Side Of The Moon haben sich Melissa Bonny (Ad Infinitum), Amaranthes Schlagzeuger Morten Løwe Sørensen sowie Hans Platz (Gitarre) und Jenny Diehl (Harfe) von Feuerschwanz zusammengetan, um kraftvollen Metal mit einem cineastischen Ansatz zu kreieren. Dabei werden relevante und bekannte Coversongs aus der Fernseh- und Videowelt und hier und ein paar Eigenproduktionen präsentiert. Ich bleibe dabei, Melissa Bonny, dürfte äußerlich dem Wunschbild der üblichen Männerphantasien entsprechen, sprich ist reichlich attraktiv. Stimmlich und bezüglich ihrer Performance konnte sie mich auch bei Ad Infinitum schon nicht überzeugen. Ganz klasse fand ich aber Jenny Diehl an der Harfe, die mit Feuereifer bei der Sache war und sich tolle Duelle mit dem Gitarristen lieferte.

Mr Hurley und die Pulveraffen

Letztes Jahr war Daniel „Der Schulz“ Schulz aus Krankheitsgründen nur in kleiner Besetzung dar und erfreute uns mit einem akustischen Set mit Handtrommeln. Diesmal geben die Darkrocker von Unzucht mit Sitz in der niedersächsischen Hauptstadt in kompletter Besetzung richtig Gas und ließen jegliche Zweifel, ob Unzucht nach dem Einstieg von Daniel beim Oomph! Auf Eis gelegt werden, in der prallen Sonne zerschmelzen.

Tribulation kommen aus Schweden und haben sich seit 2001 dem Death Metal verschworen. Damals, als Hazard, kopierte man die Bay Area mit Größen wie Exodus und Slayer. Heute gibt man sich ganz dem melodischen Gothic Rock hin, kleidet und schminkt sich entsprechend, so dass man locker beim Amphi oder WGT auftreten könnte, lässt hier und da ein paar Räucherstäbchen brennen, was natürlich bei der prallen Sonne am Nachmittag nur so bedingt funzt und erfreut sonst das Publikum mit sehr melodischen Klängen.

Für mächtig Party mit Folk – Rock und Folk – Punk sorgen die Erlanger von Fiddler ‘ s Green. Die Mannen um Ralf „Albi“ Albers touren seit mehr als 30 Jahren und haben fast 20 Platten im Gepäck. Aus 2022 stammt „Seven Holy Nights“. Die Mucke gefällt der Meute und natürlich den Crowdsurfern. Die blauen Grabenschlampen kommen auf Touren und wenn der Geiger dann im Gummiboot den Kapitän spielt, bleibt kein Auge trocken.

Und weiter geht es mit Folk mit mehr Pirate Touch mit Mr. Hurley & Die Pulveraffen aus Osnabrück. Der Vierer ist seit 2009 unterwegs und veröffentlichte in 2023 den Longplayer „Leuchtturm“. Die Band ist eigentlich, wie am Freitag auch Versengold, ein typischer Vertreter für die letzten Slots zu später Stunde, hinten den wohlbekannten Headlinern. Dieses Jahr ist alles anders und so darf bereits um 18:00 Uhr schunkeln, schaukeln, rocken, bangen und saufen. 

Die Apokalyptischen Reiter

Die reitermania.de oder Die Apokalyptischen Reiter kommen aus Weimar in Thüringen und ballern in ihren melodischen Death Metal seit 1995 unter das Volk. Daniel „Fuchs“ Täumel singt, schreit, zupft den Sechssaiter und schwingt zwischendurch die Reitermania-Flagge, unterstützt durch Volkmar „Volk-Man“ Weber am Bass, Georg „Sir G.“ Lenhardt am Kit und Adrian „Ady“ Vogel an der Lead. Die beiden zuletzt genannten werden in Kürze die Band verlassen. „Auf und Nieder“, „Es wird schlimmer“ und natürlich das unsterbliche „Reitermania“ sind klasse Songs und ich bin mir sicher unser „Fox“ macht trotzdem immer weiter.

Die vier Franken von Hämatom, deren Members sich nach den Himmelsrichtungen benennen, sind in der Neuen Deutschen Härte, Groove Metal oder auch im Groove Rock unterwegs. Man mausert sich immer mehr zu einer ansehnlichen Größe und gewinnt Scharen an Fans dazu. Man ist auf „Liebe & Hass Tour“ und dazu passen Tracks wie „Liebe auf den ersten Fick“, „Ich hasse Dich zu lieben“ oder das unaussprechliche „Ficken unsren Kopf“. Als showtechnische Einlagen sind da einige Feuerstöße, Funken sprühende Bommeln oder ein über die Mengen schippernder Schlagzeuger zu erwähnen.

Gegründet 1988 und ihre gothischen Reigen 1990 mit dem Vinyl „Lost Paradise“ eröffnend sind die britischen Paradise Lost ein Vorreiter der Szene. Fronter Nick Holmes und seine Mannen sind ganz in schwarz gekleidet, schützen sich mit Sonnenbrillen vor der untergehenden Sonne und begeistern die Massen mit ihren melancholischen Klängen. Wenn man dann von jüngeren Fotografen, die Paradise Lost nur vom Hörensagen kennen, vernimmt, dass die Briten doch klanglich sehr passend sind, merkt man selber, dass man zusammen mit seinen damaligen Heroen doch gleichermaßen gealtert ist.

Feuerschwanz

Mit „Memento Mori“ von 2021 gelang der Mittelalter- und Folkrock-Combo von Feuerschwanz ein Knaller. So schaffte man es mit dem 10. Album direkt auf die Pole Position der deutschen Charts. Und mit diesem Zuwachs an Popularität nähert man sich den Headlinerslots, tritt mit 21:40 – 22:40 Uhr zu den Topzeiten auf, weiss das gesamte Publikum hinter sich und fährt bühnentechnisch richtig auf. Mit Hauptmann Feuerschwanz und Prinz R. Hodenherz III auf den beiden Thronen, dazwischen die zauberhafte Violine Johanna von der Vögelweide und links und rechts den beiden Miezen, die ihre damaligen Schilder zu Schwertern und Feuerreifen verwandelt haben, verzaubert man akustisch und visuell den Harz.

In Flames ist eine schwedische Metal-Band aus Göteborg. Die im Jahre 1990 gegründete Band zählt neben Dark Tranquillity, At the Gates und Soilwork zu den stilprägenden Bands des Melodic-Death-Metal-Subgenres. In den vergangenen Jahren distanzierte sich die Band jedoch von den musikalischen Wurzeln und nahm modernere Stilelemente in ihren Klang auf. Bislang veröffentlichte die Band unter anderem 13 Studioalben und drei Livealben. Gegründet wurde die Combo vom Gitarristen Jesper Strömblad der 2010 ausstieg. Anders Frieden growlt seit 1995 in das Mikro. Die Rock Stage erzittert unter den todeslastigen Metalklängen, die Massen sind fasziniert und was die Schweden an Lichttechnik auffahren ist schon aller Ehren wert.

Skáld ist ein französisches Gesangstrio, dessen Konzept an die nordische Folklore und nordische Mythologie angelehnt ist und damit durchweg auf norwegisch singt. Über Decca Records France veröffentlichte man zwischen 2019 und 2023 insgesamt 4 Alben. So die Statistik bzw. die Auszüge aus Wikipedia. Vor Ort erinnert die Szenerie und das Klangbild an rausch- und drogenlastige Klänge der ursprünglichsten Wikinger. Ich habe mir gerade die letzte Staffel von Vikings nochmalig zur Gemüte geführt und wurde merklich an Hvitserk erinnert, dem Bruder von Ivar und Ubbe, der sich ja dem Alkohol und insbesondere dem Pilzgenuss hingab und serienweise dahin dämmerte und im Rausch sogar seine Stiefmutter umbrachte.

In Flames

Wer mit den Franzosen in den ersten Reihen dahin dämmerte, der wurde um 1 Stunde nach Mitternacht jäh aus seinen Träumen gerissen. So übernahmen nun die harten Klänge von Onslaught das Ruder. Mit Gründung in 1983 gehören die Thrasher der britischen Onslaught zu den Urgesteinen des Genre. Man startet jedoch als Punkband und eröffnete anfänglich noch für The Exploited, ehe man sich dann in 1985 mehr an derbe und satanisch orientierte Metaller wie Venom und Slayer angliederte.

Tag 3 – Freitag, der 07.07.2023

Children of Grotesque stammen aus Berlin und machen Violent Industrial Metal, was auch immer das heisst. Tim Tom Thomas, Sänger, Bandleader und Gitarrist sagt dazu: Wir machen ganz einfach die Musik, auf die wir Bock haben. Und die ist nun mal hart, direkt, konsequent und gnadenlos. Unsere Texte machen vor nichts halt. Sie sind schön grausam und definitiv nicht jugendfrei. Die Musik ist hart und vielseitig. Kein Lied klingt wie das andere. Wäre doch langweilig immer das gleiche zu machen.

The Legion:Ghost sind eine Metalcore-Band aus dem Raum Köln/Aachen. Gegründet wurde das Quintett 2015. Nach Auftritten auf dem Euroblast Festival und im Vorprogramm von Größen wie Hatesphere oder Misery Index, erschien das Debütalbum „… Two For Eternity“ im September 2016 über NOIZGATE Records. Mit ordentlich Drive und Mitmachteilen wird das zunehmende Publikum ordentlich auf Trab gebracht.

Elli Berlin ist Sängerin und Frontfrau der Metaller von Null Positiv. Die Band nutzt Elemente des Nu Metal sowie der Neuen Deutschen Härte. Null Positiv selbst gibt neben anderen Metal-Bands wie Korn, Slipknot, In This Moment und System of a Down auch Bands wie Rammstein als ihren musikalischen Einfluss an. Die Texte sind auf deutsch. Ich sah sie erstmalig und auch nur hier auf ihrer ersten Tour zum Album Koma als Vorgruppe für Anthrax, The Raven Age und Life of Agony in Osnabrück. 2017 traten sie auf dem Wacken-Open-Air-Festival auf. Die folgende Europatournee mit der Band Therion verpasste ich leider. Nun also mein zweiter Eindruck mit Elli und ihren Jungs. Die junge Mutter ist reifer und erwachsener geworden. Hielt ich sie damals, mindestens 6 Jahre ist es her, für ein groß gewachsene aber nicht weniger powervolle Alissa, erinnert sie mich heute mehr an eine Doro, mit deutlich mehr Stimmumfang.

Rauhbein ist eine deutsche Folk-Rock-Band um den Sänger Henry M. Rauhbein aus Velmeden, Hessisch Lichtenau, Hessen. Der legte einst als Elvis Imitator los, kam dann nach Irland und fand hier wohl seinen eigenen Stil, den er selbst als Mixture aus Santiano und Rammstein bezeichnet. Man eröffnete schon für In Extremo, war auf dem Wacken und 2022 erschien dann „Steh wieder auf“ und erreichte die Position 20 der deutschen Charts. Der irisch lastige Deutschrock macht richtig Laune und verzückt das Publikum.

Ganz neu auf der Bühne und bislang noch ohne Platte im Gepäck sind die deutsch – italienischen All For Metal. Wir erkennen den archaischen mit sword und shield ausgestatteten Tim „Tetzel“ Schmidt von ASENBLUT und recherchieren als zweiten Sänger den mir bis dato unbekannten Antonio Calanna von DEVICIOUS. An den Gitarren zwei wunderhübsche Nixen und am Bass ein Scheusal mit Gesichtsmaske. Dazu Klänge, die mehr als nur an Manowar erinnern. Das Gesamtpaket macht Spass, weil es eben alle metallischen Klischee voll bedient und genau das soll All For Metal auch tun. Wir recherchieren weiter und reduzieren den Bandnamen auf die Anfangsbuchstaben und heraus kommt, eben AFM, oder noch deutlicher AFM-Records. Ich würde das mal als stallinterne Castingband einstufen.

Burning Witches

Die Hexen von Burning Witches stammen aus Brugg in der Schweiz der und werden von Marcel „Schmier“ Schirmer von Destruction produziert und promotet. Mit dem an Iron Maiden und Judas Priest orientierten Metal erstürmen die fünf Maidens seit 2015 die Metalbühnen und ihre stetig wachsende Fanschar ist sicher nicht nur in der Mucke sondern auch in dem tollen Aussehen der Ladys begründet. Leider verließ Gitarristin Sonia „Anubis“ Nusselder die Truppe in 2020. Mal schauen wie sich ihr Ersatz Larissa Ernst auf dem Rockharz macht. Sängerin Laura Guldemond übernimmt sofort das Ruder und gibt gleich mächtig Stoff. Ach macht das Spaß den Mädels zuzuschauen und vom „Hexenhammer“ zu hören und das alles vor einem richtig geilen Backdrop.

Bloodbound

Bloodbound ist eine schwedische Power-Metal-Band, die im Sommer 2004 von Gitarrist Tomas Olsson und Keyboarder Fredrik Bergh (Street Talk) in Bollnäs gegründet wurde. Mit dem ehemaligen Tad-Morose-Sänger Urban Breed (u. a. Serious Black) und Drummer Oskar Belin wurde die Besetzung damals vervollständigt. Schon bei ihrem letzten Auftritt auf dem Rockharz in 2017 agierte bereits Patrik Johansson aka Patrik J. Selleby am Mikro, Henrik Olsson ist an der zweiten Gitarre und Anders Bromann am Bass. Es gibt melodischen Metal vom Feinsten. Klar haben wir das alle schon tausendmal gehört. Satt hören und sehen, kann man sich trotzdem nicht, sonst wären wir ja nicht hier. Oder ?

Septicflesh (früher bekannt als Septic Flesh) ist eine Band aus Athen, Griechenland. Stilistisch verbindet sie technischen Death Metal mit atmosphärischen Gothic-Metal-Elementen. Sie gründeten sich 1990 und lösten sich 2003 auf. Seit ihrer Wiedervereinigung 2007 arbeiten sie für ihre Alben mit dem Orchester der Prager Philharmoniker zusammen.

Destruction

Eine Institution im deutschen Thrash, zusammen mit Kreator und Sodom, ist Destruction. Die Band wurde 1982 als Knight of Demon gegründet. Marcel „Schmier“ Schirmer stieß als Bassist zu Michael „Mike“ Sifringer und Thomas „Tommy“ Sandmann, der zweite Gitarrist verließ die Band kurz darauf. Sänger Ulf Kühne blieb nach der Umbenennung in Destruction für einige Monate, wurde aber nach einem Streit mit Sifringer kurz vor den Aufnahmen zum Demo „Bestial Invasion of Hell“ aus der Band ausgeschlossen. Den Gesang übernahm Schmier. Nach Touren mit den großen Motörhead und Celtic Frost trennte man sich 1989 und kehrte in 2000 mit „All Hell Breaks Loose“, veröffentlicht auf Nuclear Blast, wie der berühmte Phoenix aus der Asche auf die Bühnen zurück.

Equilibrium ist eine deutsche Metal-Band aus Bayern. Sie spielt Symphonic Metal mit Einflüssen aus dem Power Metal und Melodic Death. Ihre ersten beiden Alben wurden aufgrund teils heidnischer Themen noch dem Pagan Metal zugeordnet. Selbst bezeichnet die Gruppe ihre Musik zudem als „Epic Metal“. Bisheriger Sänger der Bajuwaren war Robse Dahn. Ganz frisch, ja echt, ab heute ist Fabian Getto neues Mitglied am Mikro und der Junge flitzt über die Bühne als gäbe es kein Morgen und fügt sich gut in die Combo ein.

Gründer, Sänger und Keyboarder Tony Kakko ist der Kopf der finnischen Powermetaller von Sonata Arctica. Seit „Ecliptica“ von 1999 bin ich Fan dieser hoch melodiösen, stilistisch komplexen aber dennoch sehr eingehenden Songs, in denen sich filigrane Gitarren mit catchigen Tastenrhythmen duellieren. Die Sonne ballert um 19.00 Uhr noch aus allen Rohren. Es ist unerträglich warm und Tony hätte mal auch besser, wie Paradise Lost tags zuvor, ne Sonnenbrille getragen, um seine Augen nicht so schlitzenartig zu schützen.

Die deutschen Folkrocker von Versengold aus Bremen feiern dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen und im Gepäck hat man „Was Kost die Welt“ von 2022 dabei. Für mich bleiben solche Combos ein Nach-Mitternachts-Slot. Für die trinkenden und abfeiernden Massen werden die Mannen hingegen zu Helden erkoren. Ich bin echt überwältigt, wie viele Menschen sich da im Infield aufhalten und ganz eindeutig ihren Spaß an der Mucke haben.

Korpiklaani

Folkmetal und Humppa, gepaart mit sehr traditionellen Einflüssen und mythischen Themen aus der Natur sind das Markenzeichen von Korpiklaani aus Lahti in Finnland. Mit Songs wie „Tequila“ und insbesondere „Vodka“ gibt man sich ausgiebig auch dem Feiern hin. Korpiklaani macht schon wie Sonata Arctica zuvor, die Sonne zu schaffen und auch diese Finnen sind eher auf spätere Spielzeiten abonniert. Das Volk tanzt, rockt ab, crowdsurft durch die Gegend und was es bei „Beer, Beer“ und dem endlichen „Vodka“ macht, kann sich jeder selbst denken.

Die vier Australier von Airbourne sind schon seit 2001 unterwegs und bedienen uns mit feinstem Riffrock ala AC/DC. Klampfender Shouter ist Joel O’Keeffe, nebenbei noch Fassadenkletterer und spritzender Bierdosenöffner. Die Letzte Platte „Boneshaker“ ist noch von 2019. Das mit dem Fassadenklettern lässt er diesmal aber natürlich wird die Bierdose noch geöffnet, allerdings nicht, wie von mir erwartet auf der Bühne, sondern nach einem Ritt auf den Schultern der Security in der Menge. Ich sehe mir die Show von den Towern weiter an und zum Ende gibt es noch einen ganz gepflegten und mit dem ganzem Volk zelebrierten Jacky für alle Bandmembers.  

Arch Enemy

Arch Enemy mit Powerfrau Alissa White-Gluz und den beiden Ausnahmegitarristen Michael Amott und Jeff Loomis geben den heutigen Headliner. Man promotet weiterhin „Deceivers“ von 2022, dem bislang erfolgreichsten Album mit Toppositionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Gegenüber der Hallentour im Herbst letzten Jahres fällt auf der Bühne, hoch über dem Kit, ein riesiges Pentagram auf, vor dem die blaue Akteurin vortrefflich posen kann. Ich begleite die Band schon seit Jahren und mir gelingen fantastische Shots der mit Feuerstößen und Dampfkanonaden gespickten Show vom Tower aus. Hier die setlist, direkt von Arch Enemy auf Handy transferiert. Sollte also was nicht passen, dann bitte nicht hier meckern, sondern direkt bei Arch 😊. „Deceiver Deceiver“, The World is Yours“, „Ravenous“, „War Eternal“, „In the Eye oft the Storm“, „House of Mirrors“, „My Apocalypse“, „The Watcher“, „The Eagle Flies Alone“, „Handshake with Hell“, „Sunset over the Empire“, „As the Pages Burn“, „We Will Rise“, „Enemy Within“, „Burning Angel“, „Snowbound“, „Nemesis“ und „Fields“.  Knapp jeder zweite Song ist mit Sternchen garniert. Für mich der Hinweis auf Feuer oder Steam und ja, Alissa schwenkt weiterhin die Flag. Sonst bleibt alles beim Alten, also ziemlich geil.   

Firkin stammen aus Ungarn, direkt aus der Hauptstadt Budapest und sind im, wen wunderts, Folk, allerdings mit rotzig-punkigen Einflüssen unterwegs. Die Band wurde 2008 von Péter János gegründet, der an der Flöte und Pfeife tätig ist. Ein netter Abschluss am Freitag Abend, bzw. mit 1:30 Uhr in den frühen Morgenstunden des Samstags.

Tag 4 – Samstag, der 8. Juli 2023

Achim Ostertag ist Summer Breeze-Mitbegründer -Veranstalter und Kopf von Voodoo Kiss, die in Ende 2022 mit ihrem Debüt um die Ecke kamen. Er selbst hat die Stöcke in der Hand. Shouter des groovigen Stoffes ist Gerrit Mutz und beim Gig gesellte sich noch eine Dame hinzu, die zwar nicht dem von Frau Heidi Klum hofierten Schönheitsideal entstammt, wie andere Damen dieses Festivals, für mich ein Segen, aber dafür endlich mal singen kann. Die Süddeutschen firmieren bereits seit 1995 unter dem Namen und sind im klassischen Hard’n’Heavy unterwegs.

Soulbound wurden 2009 in Bielefeld gegründet, sind im Alternative, Nu- und Metal Core dabei und nennen bereits 3 Alben ihr eigen. Musikalisch kann man da geteilter Meinung sein. Auf jeden Fall haben die Jungs eine Menge Spass in den Backen, performen ziemlich professionell und sind unendlich dankbar auf so einem geilen Festival spielen zu können.

A Life Divided sind im Alternative Rock unterwegs, gründeten sich 2003 und das letzte Werk der Combo stammt von 2020 und nennst sich „Echoes“. Ein Medienkollegen meinte, dass die alten Scheiben der totale Burner wären. Mir kam das nicht wirklich so vor, sprich man bemühte sich traf aber wohl mit dem Material die falsche Songauswahl, was auch der Kollege bestätigen musste.  

Ohrenfeind

Die Hamburger Chris Laut und Pierre “Keule” Blesse sind die beiden Köpfe von Ohrenfeindt. In 2021 stieg Drummer Andi Rohde aus. Den neuen Robert „Jöcky“ Jöcks kenne ich noch gar nicht. Straighter Rock ala AC/DC, Torfrock, Rose Tattoo, etc. mit deutschen Texten aus dem Leben, Rock ‘n‘ Roll, Aoutos, Motorrädern und natürlich dem FC St. Pauli und einer irren Performance auf der Bühne sind das Markenzeichen des Trio. Daneben engagiert man sich konsequent in sozialen Bereichen und hilft den abseits der Road gebliebenen.

Im Juni mussten Draconian leider absagen und wurden durch Einherjer ersetzt. Einherjer ist eine norwegische Viking-Metal-Band aus Haugesund. Der Name Einherjer bezeichnet die gefallenen Krieger, die nach germanischem Glauben von den Walküren vom Schlachtfeld zum Heervater Odin nach Walhall geführt werden. Seit „Dragons Of The North“ von 1996 ist man bei Napalm unter Vertrag und auch mit dem achten Album „North Star“ von 2021 erfreut man weiterhin den Viking- und Pagangänger. Richtig geil kommt das Backdrop rüber. Das freut den Konzertfotografen, dessen erklärtes Ziel es ja sein muss, eine Band zu shooten und die vorhandenen Elemente ja so zu nutzen, dass man den Namen gar nicht mehr erwähnen muss.

Melodic Death Metal, Black- und Doom Metal sind das Markenzeichen der finnischen Wolfheart, natürlich aus Lahti stammend. Tuomas Saukkonen ist Kopf der Band und die metallischen Todesattacken werden sowohl in cleaner als auch in gutturaler Form feil geboten, was zu Circle Pits führt, die infolge der Luftbewegung an eine horizontal stehend Windkraftanlage erinnern lassen. So zumindest deutete Tuomas das an .

Nochmal Napalm, nochmal Folk und Pagan und diesmal aus Italien. Epische Geschichten, kraftvolle Riffs und Hymnen, die auf den Amboss gehämmert werden. Die fünfköpfige italienische Power-Metal-Band WIND ROSE schaffte den Durchbruch mit ihrer explosiven viralen Neuinterpretation der Minecraft-Hymne „Diggy Diggy Hole“, aber sie sind so viel mehr als nur das. Sie erschaffen zahlreiche Zwergenabenteuer, die sie durch ihre krachenden Metal-Songs voller sensationeller Hooks und eingängiger Riffs erzählen! Und wer nach dem Rockharz noch nicht genug hat. Die italienischen Kriegszwerge gehen auf große „European Warfront“-Tour und haben sich die Band All For Metal und Seven Kingdoms eingepackt.

Ebenfalls bei Napalm sind Legion of the Damned unter Vertrag. Sie ist eine 2004 gegründete Death-Metal/Thrash-Metal-Band aus den Niederlanden und ging aus der 1990 gegründeten Band Occult hervor. Die „Oranjes“ sind in Deutschland immer mal wieder zu sehen, so auch schon beim Rockharz oder dem Ruhrpott Metal Meeting.

Moonspell

Die Portugiesen von Moonspell mit Fernando Ribeiro am Mikro sind als nächstes zu hören. Dieser hat seinen langen Haaren abgeschworen und tritt nun neu gestylt, im Stile von Nu Metal Bands auf, also irgendwie merkwürdig geschoren und mit queren Zöpfen. Im Backdrop wieder der Mond, als Symbol für den Style. Man ist im Dark Rock / Dark Metal / Gothic Rock unterwegs. Zu den Einflüssen der Band zählen Bathory, Root, Morbid Angel, Samael, Tiamat, Carcass, Fields of the Nephilim, The Cure und Metallica.

Lacuna Coil ist eine italienische Alternative-Metal-Band aus Mailand, die aufgrund ihrer hohen Popularität in der Schwarzen Szene und ihres entsprechenden Auftretens auch unter dem Sammelbegriff Gothic Metal gehandelt wird. Sie gehört zu den erfolgreichsten italienischen Metalbands und steht bei der deutschen Plattenfirma Century Media unter Vertrag. Man hat neun Studioalben rausgebracht. Das charakteristische Merkmal der Band sind sowohl männliche Vocals von Andrea Ferro aber insbesondere die Performance und die femalen Vocals von Christina Scabbia. Während Christina in ihrem äußeren Erscheinungsbild alle Facetten durchspielen kann, sind die männlichen Musiker allesamt facepainted.

Carcass (engl.: Kadaver) ist eine englische Grindcore/Death-Metal-Band aus Liverpool. Der Name ist Programm, denn viel rotziger geht kaum. Kleine Anekdote am Rande. Bis 2012 waren Daniel Erlandsson an der Schießbude und Michael Amott an der Klampfe, heute beide Arch Enemy, in der Todescombo integriert. Im Oktober war man folglich noch Support bei der Deceivers – Tour der Schweden.  

Mina Caputo ist seit der Jahrtausendwende Sängerin bei den amerikanischen Alternative Metallern von Life Of Agony. Mit dem heute legendären „River Runs Dead”, damals 1993 noch bei Roadrunner veröffentlicht, ging es los. Mittlerweile ist man mit „The Sound of Scars” beim sechsten Album und ebenfalls bei den Österreichern von Naplam Records unter Vertrag. Der ehemalige Keith hat zunächst Probleme mit dem Mikro und setzt sich dann auf den Allerwertesten. Man kann nur philosophieren ob es am Alkohol, an Drogen oder einfach einer Bewegungslegasthenie liegt.

Lord Of The Lost

Chris Harms von Lord of the Lost ging die Niederlage beim Eurovison Song Contest mächtig auf den Sack. Dem Erfolg der hanseatischen Dark Rocker, die mit „Blood & Glitter“ von 2022 erstmalig die Pole der Deutschen Charts erreichten und die als Support von Iron Maiden durch die europäischen Städte reisten, kann diese Schmach, die damit wohl nachweislich kaum logisch erklärbar sein dürfte, jedoch scheißegal sein und tut ihrer Linie sicher keinen Abbruch. Im Gegenteil. Selten habe ich die Norddeutschen so stark, professionell und routiniert aufspielen sehen, wie heute. Ihre Songauswahl spiegelt ihre ganze Schaffenszeit wieder und natürlich gibt es auch den hier mächtig umjubelten ESC-Beitrag.

Saltatio Mortis sind im Mittelalter Rock unterwegs und gehören zu den Größten des Genre. Das beweisen sie auch auf dem Rockharz mit fulminanten Feuereinlagen, wohl den größten und höchsten, zumindest von den Aufbauten her, die beim  Rockharz je in den Nachthimmel gefeuert wurden und einer abfeiernden Crowd, die bis weiter hinter die FOHs reicht. Kopf der Band und von daher immer im Zentrum und nur so auch von den Kameras im Graben gut einfangbar, so sich der Rest hinter oder zwischen größeren Aufbauten verbirgt, ist Alea der Bescheide. Er singt, bedient den Dudelsack, die Schlamei, die Gitarre, das Didgeridoo, vor allen Dingen aber das Publikum. Die Karlsruher sind weit weg vom üblicher Allerlei, geschweige denn irgendeinem Schlager, denn ihre Songs sind durchweg sehr kritisch und prangern unsere Fehler deutlich an. So entstehen mitreißende Nummern wie „Wo sind die Clowns?“ und „Brot und Spiele“.Bei „The Dragonborn Comes“ gibt es Besuch von der italienischen Christina Scabbia von Lacuna Coil und „Hypa Hypa“ ist ein Cover von Electric Callboys.

Amon Amarth

Nach der Danksagung des Veranstalters an die Rockharz-Crew und die Gäste, diesmal mit sehr emotionalen, traurigen Untertönen wegen der beiden Todesfälle, machen Amon Amarth exakt dort weiter, wo sie 2019 aufgehört hatten. Sprich wir haben exakt die gleichen Aufbauten, eine ähnlich pyroreiche und phänomenale Show bei logischerweise etwas geänderter Songauswahl. Mit “Great Heathen Army” von 2022 haben die 1992 gegründeten Melodic Death Metaller nun das das Dutzend Scheiben endlich voll gemacht. Los geht es heute, wie damals, mit „Guardians of Asgaard“. „The Great Heathen Army“ als Titeltrack und „Heidrun“ sind von 2022. „Death in Fire“, „The Pursuit of Vikings“, „Deceiver of the Gods“ und „Destroyer of the Universe“ sind ebenso, wie das obligatorische „Raise Your Horns“ und „Twilight of the Tunder God“ altbekannter, geiler für die abbangenden Horden absolut notwendiger Stoff.

Phil Campbell war der letzte Gitarrist von Lemmy Kilmisters Motörhead und mit seiner Truppe the Bastard Sons hält er die Fahne für unser aller Hero weiter oben. Es gibt puren Motörhead-Stoff mit allen Klassikern, wie “Iron Fist”, “Stay Clean”, “Killed by Death” und dem schließenden “Overkill” und daneben “God Save the Queen” (Sex Pistols) und “Silver Machine” erinnert an Hawkwind, die ersten Jahre von Lemmy nach seiner Roadie Zeit bei Jimi Hendrix.

 

Ein würdiger Abschluss eines mal wieder grandiosen Festivals. Trotz inzwischen zahlreich besuchter Festivals, die Einzigartigkeit dieses Open Airs im Harz bleibt bestehen. Nirgendwo kann man mehr Bands sehen, genießen und das in wirklich familiärer und lockerer Atmosphäre. Als Liebhaber des klassischen Rocksounds blieb ich diesmal etwas auf der Strecke. Auch der richtige, fette Pagan, war diesmal nicht wirklich angesagt. Dafür gab es viele Showelemente bei unter anderem Angus McSix, All For Metal, Feuerschwanz und großartige Pyrotechnik bei Saltatio Mortis, Arch Enemy und Amon Amarth. Lacuna Coil, Lord of the Lost, Paradise Lost und natürlich Burning Witches waren diesmal meine Favoriten.  

Der Run auf die Frühbuchertickets ist bereits in vollem Gange, während für das nächste Jahr bereits KREATOR und HAMMERFALL als Headliner bestätigt sind. Dazu gibt es Dirkschneider, Hatebreed, Schandmaul, Lordi, Soílwork, Heldmaschine, ….
 Unter https://www.rockharz-festival.com/ erfahrt ihr, wie gewohnt, alle Neuigkeiten rund um das Festival.

Abschließend bleibt mir eigentlich nur noch zu sagen: „ROCKHARZ – Vielen Dank für diese tollen Tage und bis zum nächsten Jahr“.

 

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