In 2023 überzeugte unser aller Lieblingsfestival mit rd. 23.000 zahlenden Gästen, einem frühen „Sold Out“ bereits im März und tollen Bands wie Arch Enemy, Amon Amarth, Airbourne oder auch Blind Guardian. Kann man das beim Rockharz 2024 noch toppen?
Man kann. Und wie! Am 15. August 2023, bereits 6 Wochen nach dem Festival, sind die Veranstalter völlig geflasht und melden „Leute! Wir können es kaum glauben, aber der Run auf die Tickets für das ROCKHARZ 2024 läuft ungebrochen auf höchstem Niveau! Das haben wir so noch nie erlebt. Deutlich mehr als 20.000 von unseren insgesamt 24.400 Komplett-Tickets für das nächstjährige (!) Festival wurden bereits verkauft. Wir sind geflasht von soviel Zuspruch und bedanken uns sehr herzlich für Euer Vertrauen!“ Und weil es so schön ist. Hier der Originalton nur eine Woche später am 21. August 2023. „Der Wahnsinn greift um sich! Für das ROCKHARZ 2024 sind unglaublicher Weise nur noch knapp 1000 Tickets verfügbar! Und das nicht einmal 8 Wochen nach dem diesjährigen Festival. So etwas haben wir noch nicht erlebt!“ Es versteht sich von selbst, dass nach dieser Meldung auch die restlichen Tickets ruck zuck weg waren!
Nachdem die ersten Bandwellen mit bereits wirklichen Größen wie KREATOR, HAMMERFALL, DIRKSCHNEIDER, DIMMU BORGIR, um nur einige zu nennen, kam man im Herbst 2023 mit einem besonderen Leckerbissen um die Ecke. BRUCE DICKINSON, Sänger der legendären IRON MAIDEN, gibt sich nach 20 Jahren wieder solo und beehrt als einziges deutsches Festival das Rockharz 2024 mit „The Mandrake Projekt.“ Was ein Hammer! Wer nun dachte, “…das ist nicht mehr zu toppen…“ oder „…besser geht nicht…“, dazu zähle ich mich unumwunden, trotz nun fast 10-jähriger Berichterstattung auf dem Rockharz, dazu, dem wurde in Anfang 2024 dann ein richtiges Brett vor den Latz geknallt. Ich las damals die Zeilen und ein Traum wurde wahr. Eigentlich unglaublich, die legendären JUDAS PRIEST mit ROB HALFORD, neben IRON MAIDEN, die Größten des NWOBHM werden das ROCKHARZ 2024 headlinen!
Damit stellt das diesjährige „Line Up“ alles Bisherige in den Schatten. Das Event im Harz, seines Zeichens auch das drittgrößte Festival für Rock und Metal in Deutschland, war bereits vorher aus der europäischen Metalszene nicht mehr wegzudenken. Nun zieht es mit JUDAS PRIEST und BRUCE DICKINSON als Headliner auch namenstechnisch mit dem legendären Wacken Open Air, dem französischen Hellfest, dem Sweden Rock oder auch den Ring-Festivals gleich oder kann sie sogar toppen.
Beim Rockharz gibt es mit der linken Dark Stage und der rechten Rock Stage zwei gleichwertige Bühnen, die hintereinander bespielt werden, so dass man keine Band verpasst. Wettertechnisch war es diesmal sehr wechselhaft mit teils kühleren Zeiten am Mittwoch, einer prallen Somme am Vormittag des zweiten Tages, dann aber auch Regengüssen am Nachmittag des Donnerstag bei The O’Reillys and the Paddyhats, Massive Waggons und The Bullet, einem durchweg heißen Freitag und einem temporären Abbruch des Festivals am Samstag wegen einer Sturm- und Gewitterwarnung, dem letztendlich Nestor, Avatarium und Draconian zum Opfer fielen.
Tag 1 – Mittwoch, der 03.07.2024
Wie bereits im letzten Jahr praktiziert, fliege ich auch dieses Jahr bereits am Mittwoch ein und übernachte in einem netten Hotel im nahen Quedlinburg. Ich bin sehr früh da, mache also zunächst einen kurzen Umweg zum Einschecken im Pressebereich und fahre dann zum Hotel.
Der Mittwoch beginnt wettertechnisch recht kühl und mit frischem Powermetal in Anlehnung an finnische Vertreter wie Stratovarius oder Sonata Arctica machen heute Power Paladin den Opener. Sie kommen aus Island und zwar der Hauptstadt und gründeten sich 2017. Von der Insel – mitten auf dem Mittelatlantischen Rücken, mit den vielen Vulkanen und Gletscher kennt man primär Bands aus dem Postrock oder dem Black Metal, wie z. B. Solstafir. Die Rocker von Vintage Caravan stellen da ebenso wie die Powermetaller eine Ausnahme dar.
Das Infield füllt sich nun zusehends. Toilettenbürsten die wie Pommesgabeln in die Höhe gestreckt werden und fliegend Klopapierrollen kündigen nun den nächsten Act an. Gutalax kommen aus Tschechien, sind in den Grindcore zu stellen und fühlen sich selbst dem Goregrind oder dem Porngrind zugehörig. Freuen wir uns dass wir ihre Texte nicht verstehen, denn der Name des Mittels bei Verstopfungen des Darms ist Programm. Im Core mit Froschlauten gibt es alles Wissenswerte zu den menschlichen Ausscheidungen und wie damit umzugehen ist, sprich wir haben Texte mit wahrlich „Tiefgang“.
Danach geht es mit Brothers of Metal und nun schwedischem Power Metal weiter. Man gründete sich 2012, hat 2 Alben auf dem Markt, wobei „Emblas Saga“ in 2020 bis auf Platz 9 der Deutschen Charts vorstieß und wird mittlerweile richtig abgefeiert. Maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg hat die brillante und kraftvolle Sängerin Ilva Eriksson im Kontrast zum doppelten, männlichen Gesang von Jaokim Lindbäck Eriksson und Mats Nilsson. Stilistisch feiern treffen sie mit ihrem Mix aus Freedom Call, Manowar und Sabaton sowie den Songgranaten „Prophecy of Ragnarök“, „Njord“, „Ride of the Valkyries“ oder „Powersnake“ voll ins Schwarze. Da wird getanzt, gefeiert und abgerockt.
Mammoth WVH, angesiedelt im Hard Rock, Grunge oder Alternative ist das Soloprojekt von Wolfgang van Halen (WVH) dem Sohn des brillanten Van Halen – Gitarristen Eddie van Halen. Man startete 2015 und hat 2 selbst betitelte Longplayer am Start. Im Infield wird es etwas ruhiger, denn hier gibt richtig tollen, melodischen Rock mit feinsten Gitarrensoli zum Niederknien.
Kärbholz stammen aus Ruppichteroth im Rheinland, sind seit 2003 unterwegs, haben seitdem 11 Studioalben unter die Leute gebracht und zelebrieren als einzige Band des diesjährigen Festivals klassischen Deutschrock, mit Einflüssen aus Punk und Indie. Sänger Torben Höffgen ist ein Kraftprotz und ebenso guter Sänger wie Animateur und so liebt ihn das Harzer Publikum, auch für seine eingängigen Texte. „Überdosis Leben“, „Niemals fallen“, „Perfekt unperfekt“, „Tiefflieger“ und natürlich „Kind aus Hinterwald“ sind sonnenklar zu verstehen und einfach mitsingbar, wie es sich für das Genre gehört.
Callejon aus Düsseldorf gibt es seit 2002. Von der Originalbesetzung der Metal Corer ist nur noch Gründungsmitglied und Sänger Bastian Sobtzick übrig geblieben. Man gibt sich livehaftig eher seltener die Ehre und ist daher primär den älteren Haudegen ein Begriff. In der nun fast 20-jähigen Laufbahn hat es man es auf fast ein Dutzend Platten gebracht und man gibt gesangstechnisch bevorzugt der eigenen Landessprache, sprich dem Deutschen hin. „Porn from Spain 3“, „Dieses Lied macht betroffen“ oder „Mary Shelley“ und natürlich „Blitzkreuz“ sorgen hier und da für Circle Pits oder die o der andere Wall of Death. Beim Ärzte – Cover „Schrei nach Liebe“ wird ordentlich mitgegrölt.
Die NDH – Rockband Oomph! aus Wolfsburg macht in 2021 von sich reden als man sich zunächst von Gründungsmitglied und Sänger Dero Goi, der sich als bekennender Christ nun außer Stande sah, die tlw. okkulten Texte der Band noch weiter zu performen, trennte und als kurze Zeit später Daniel Schulz von als neuer Sänger vorstellte. Und wie macht sich Daniel als neuer Shouter der Niedersachsen ? Ziemlich gut bleibt da nur zu konstatieren bei Songs wie „Ríchter und Henker“, „Sandmann“, „Wem die Stunde schlägt“ oder „Gott ist ein Popstar“.
Bruce Dickinson, Sänger der legendären Iron Maiden, gibt sich im Open Air – Format mit „The Mandrake Projekt“ die Ehre und hat dazu das Rockharz als einziges deutsches Festival auserkoren. Auch solo ist der mittlerweile 65-jähige viel unterwegs gewesen und hat mittlerweile sieben Alben auf dem Markt. So verwundert es nicht, das vom neuen Projekt nur insgesamt 4 Songs, nämlich „Afterglow of Ragnarök“, „Resurrection Men“, „Rain in the Graves“ und natürlich „Eternity has failded“ in der Setlist stehen. „Accident of Birth“, „Chemical Wedding“ oder „Tear of the Dragon” sind klassische Highlights seiner Laufbahn. Bruce agiert, wie bei Iron Maiden, sehr agil, allerdings etwas zurückhaltender und ist fantastisch bei Stimme. Von seiner Begleitband sind insbesondere die Bassistin und der Keyboarder zu erwähnen. Serviert werden epische, progressive, hoch melodiöse, phasenweise auch etwas ausufernde Klangwerke mit vielen Soloeinlagen der einzelnen Members.
Udo Dirkschneider war mit U.D.O. im Frühjahr dieses Jahres noch auf Clubtour, supported von Primal Fear. Während wir bei U.D.O. ausschließlich Songs der U.D.O.-Phase vor den Latz geballert bekommen, gibt es bei Dirkschneider die alten Accept – Songs, sprich eine Auswahl der Songs aus den Gründungsjahren von 1968 bis 1987 (Russian Roulette) und dann nochmal zwischen 1992 und 1996 (Objection Overruled und Death Row). Neben den jungen Haudegen Sven Dirkschneider (Drums), Andrey Smirnov und Dee Dammers (Gitarre) ist seit 2023 auch Udo’s alter Haudegen Peter Baltes wieder am Bass dabei. Hier die komplette Setlist: Starlight, Living for Tonite, Midnight Mover, Breaker, Princess of the Dawn, Restless and Wild / Son of a Bitch, Screaming for a Love-Bite, Metal Heart, Fast as a Shark, Balls to the Wall.
Amorphis, will sagen Shouter / Growler Tomi Joutsen und Saitenzauberer Esa Holopainen zusammen mit dem zweiten Gitarristen und ehemaligen Shouter Tomi Koivusaari, wohl die zentralen Figuren der finnischen Formation, liefern heute richtig gut und messerscharf ab. Der Aufstieg der Finnen in den Rockolymp setze etwa 2009 mit „Skyforger“ ein. Mit „Queen of Time“ aus 2018 und „Halo“ aus 2022 erreichte man erstmals die Top-5 der deutschen Charts. Um den Stil zu beschreiben, Zitiere ich mal ein altes Review von mir: „…Klug, ideenreich und gekonnt wurden neue Finessen wie zum Beispiel stilfremde Musikinstrumente eingestreut. Orchestrale, folkloristische und orientalische Parts stehen hier genauso breit gefächert auf dem Präsentierteller, wie der altbewährte Wechselgesang und die treffsicheren Melodien, für welche die Band seit Ewigkeiten bekannt ist…“.
Für den ersten Tag war es das dann für mich, so dass ich Kanonenfieber leider nicht mehr mitbekommen. Dem Hörensagen nach habe ich damit allerdings ordentlich was verpasst, denn bei den Black Metallern oder auch der Black Death Metal Band aus Bamberg gibt es heuer erstmalig Pyroeffekte. Kopf der Band und deren einziges Mitglied ist „Noise“. Bei Live-Konzerten wird er von Gastmusikern begleitet und singt lediglich, während er im Studio auch alle Instrumente einspielt. Thematisch geht es um den Ersten Weltkrieg, der in Europa zwischen 1914 und 1918 wütete.
Tag 2 – Donnerstag, der 04.07.2024
Der Hammer geht nun sprichwörtlich auf der Bühne rum. Mit Hammer King, gegründet in 2014 in Kaiserslautern, ist heuer eine recht junge Band am Start. Allerdings ist in dieser Combo eine Menge Erfahrung vereint. Ich zitiere hier mal ihr Label Napalm Records: „Der Einfluss der Heavy Metal-Feudalisten HAMMER KING auf die Geschichte des Metal hat gerade erst begonnen. Handverlesen von Ihrer Majestät selbst besteht die Band aus dem ehemaligen ROSS THE BOSS-Sänger Titan Fox und dem ex-SALTATIO MORTIS-Drummer Dolph A. Macallan sowie Gladius Thundersword am Bass und Klevelands zeitlosestem Lead-Gitarristen: Gino Wilde. Hier bekommt man traditionellen Power Metal in seiner pursten Form! Und das fetzt, macht richtig Laune und sorgt allweil für Partystimmung.
Nyktophobia gründeten sich 2015 und veröffentlichten in 2024 ihre vierte Longrille „To the Stars“ über Napalm. Melodic Death Metal aus Deutschland (Datteln) im Dunstkreis alter Amon Amarth mit (ehemaligen) Mitgliedern von December Flower, Pestilence und mit dem Shouter Tomasz Wisniewski von Dawn Of Disease und ist das Gebot der Stunde.
Heldmaschine entstanden 2011 aus der Rammstein Tribute Band Völkerball und kamen 2023 mit ihrem sechsten Album „Flächenbrand“ beim Label „Soulfood“ daher. Im Gegensatz zum Sideprojekt verzichten Rene Anlauf & Co. bei Heldmaschine gänzlich auf Pyroeffekte und untermalen ihren NDH – Stoff hier lieber mit LEDs und Laserstrahlen. Textlich bleibt nahe bei den Berlinern; die Songs klingen in Summe etwas elektronischer.
Es fängt an zu regnen, der Himmel öffnet seine Schleusen und so bleibt mir leider nix anderes übrig als auf Fotos der nachfolgenden The O’Reillys and the Paddyhats zu verzichten. Sie sind eine Irish-Folk-Punk Gruppe aus Gevelsberg. Die mittlerweile siebenköpfige Truppe hat 5 Alben auf Lager und mit Songs wie „Barrels of Whiskey“ und Auftritten auf der Biergartenbühne auf dem WOA vor jeweils 3000 Fans, weiß ein jeder, was die Stunde schlägt.
Massive Wagons ist eine britische Rockband aus dem nordenglischen Carnforth. Gegründet wurde sie 2009 von Sänger Barry Mills und Gitarrist Adam Thistlethwaite, die zuvor bei der Indierock-Band Ace Face gespielt hatten. Vor dem Hintergrund des Erfolges von Bands wie Airbourne und Black Stone Cherry beschlossen die Musiker, eine eigene Rockband aufzubauen. Der Regen lässt etwas nach, so dass ich beim vierten oder fünften Song ein paar Bilder von den Briten hinbekomme. Wirklich schade, die Band macht eine gute Show und wird vom standhaften Publikum richtig abgefeiert.
Der Regen geht weiter und so kann ich auch der nächste Rockcombo nur vom überdachten Vip-Bereich lauschen. Bullet kommen aus Schweden, gründeten sich 2001 und servieren uns klassischen Heavy Metal / Heavy Rock. Die Jungs sind so gut, dass sich die australischen Riffrock von Airbourne selbige als Vorbilder benannten. Zur Besetzung gehören Hell Hofer (Gesang), Hampus Klang und Alexander Lybro (Gitarre), Gustav Hjortsjö (Schlagzeug) und Gustav Hector (Bass), der 2017 seinen Cousin Adam Hector ersetzte.
Varg mit Philipp „Freki“ Seiler am Mikro und der Gitarre, unterstützt durch female Vocals von Jaqueline „Fylgia“ Seiler ist eine deutsche Metal-Band aus Coburg mit Gründungsjahr 2005. Servierte man anfänglich noch reinen Pagan Metal, findet sich heute ein großer Einfluss der Neuen Deutschen Härte und des Melodic Death Metal bzw. Modern Metal in der Musik. Die Band selbst bezeichnet ihre Musik als „Wolf Metal“. Serviert wird heute viel vom neuen Output „Ewige Wacht“. Ich mag den flotten Pagan, die passend geschminkten Musiker, das Wechselspiel der Gesangslinien und das Publikums dankt es ihnen mit gestreckten Fäusten, wildem Gebänge und einer standesgemäßen Wall of Death.
Rage gibt es bereits seit 1984 mit heuer rd. 2 Dutzend Platten und dem legendären Erstlingswerk „Reign of Fear“ von 1986. Sie gehören zu den Urgesteinen des deutschen Heavy Metal. Lange Zeit als Trio mit den Heroen Peter „Peavy“ Wagner (Gesang, Bass), dem progressiven Victor Smolski (Gitarre) und Andre Hilgers (Drums) unterwegs, gibt man sich nun als Quartett mit den Gitarristen Stefan Weber (ex-Axxis), Jean Bormann (Rage, Ruins) und Vassilios „Lucky“ Maniatopoulos (Tri State Corner). Leider fehlt heute der blonde und wieselflinke Stefan Weber, was auch Peavy kurz anmerkt und zu allem Unglück wird auch noch Peavys Equipment unter Wasser gesetzt, so dass auch aus dem Viersaiter kein gescheiter Ton mehr rauskommt. „Straight to Hell”, “Black in Mind” und natürlich “Don’t Fear the Winter” haben allerdings als Songs so viel Power, dass es auch mit weniger Saiten geht.
Mit Dynazty und schwedischem Powermetal mit Anleihen an der Hair Metal und den AOR der 80er Jahre geht es weiter. Nils Molin kennt man seit 2017 auch als Sänger bei der multinationalen Combo Amaranthe.
Mit Peter Tägtgren`s Pain und fettem Industrial Metal geht die Party auf der Stage nun weiter. Im Studio bedient Peter neben den Shouts, Screams und Growls auch alle Saiten, Drums und Tasten, was auf der Bühne natürlich nur mit Livemusikern geht. Ich kenne die Combo seit dem genialen „Dancing oft the Dead“ von 2005. Aber auch „Rebirth“ von 1999 mit dem Track „End oft the Line“ ist richtig stark. Die nachfolgende Setlist mit „Push the Pusher“, dem genialen „End of the Line“, „Call Me”, “The Great Pretender”, “Go With The Flow” der Übernummer “Same Old Song“, dann “Don’t Wake the Dead“, “Party in My Head”, “Have a Drink on Me”, dem Rauswerfer “Shut Your Mouth”, gepaart mit einer tollen LED – Visualisierung lässt keine Wünsche offen und stellt bis dato mein Highlight dar.
Das unmittelbar nach Pain nun The Halo Effect folgt, passt wie der berühmte Arsch auf Eimer. Denn Anfang 2025 gehen diese beiden zusammen auf Tour, wobei Pain hier „nur“ supporten. Mir wäre es umgekehrt wohl lieber. The Halo Effect ist eine dieser sogenannten Superbands, sprich eine neu firmierte Combo aus schon sehr bekannten Musikern. Sie gründeten sich 2019 und sind im Melodic Death Metal mit schwedischen Wurzeln natürlich aus Stockholm unterwegs. Es sind der Dark Tranquility-Sänger Mikael Stanne und die ehemaligen In Flames-Mitglieder Niclas Engelin (Gitarre), Jesper Strömblad (Gitarre) sowie Peter Iwers (Bass) und Daniel Svensson (Schlagzeug).
Mit den amerikanischen Hatebreed aus Connecticat und brutalem Metal Hardcore geht es nun richtig zur Sache. Da sind fette Moshpits und Circle Pits mehr als vorprogrammiert.
Wir kommen zum ersten Headliner des Donnerstags und dürfen keinen geringeren als die schwedischer Powermetaller Hammerfall, um die Ausnahmeröhre Joacim Cans und den superagilen Gitarristen Oscar Dronjak willkommen heißen. Letztmalig war man 2018, davor in 2015 da, um, das zwanzigjährige Bestehen ihres zweiten Albums „Legacy Of The Kings“ zu feiern. Und das Publikum lässt sich bei den folgenden Hammersongs nicht lange bitten. Eröffnet wird mit „Brotherhood“, gefolgt von “Any means necessary“ mit Feuer aus allen Rohren. Nach „The end justifies“ nochmal Pyro bei „Hammer of Dawn“, gefolgt vom Klassiker „Renegade“. „Hammer High“ und „Last Man Standing“ kennt auch jeder und wieder heiße Flammen beim obligatorischen „Lett he Hammer fall“. „Hail to the King“?, nein, „Hail to Hammerfall“ wäre wohl passender, denn sie sind heute die Kings und rocken mit „We make Sweden Rock“ mit Vollgas weiter. Gibt es beim Rausschmeißer „Hearts on Fire“ wieder diese meterhohen Flammen, wie damals in 2018. Diesmal leider nicht aber „chapeaux“ für einen megageilen Auftritt.
Bereits gegen Mittag war klar, dass man bei Kreator mit ordentlich Feuer, Kanonade und Konfetti rechnen muss, denn entsprechende Aufbauten und Vorkehrungen sorgten sowohl bei Rage, Pain als auch bei Hatebreed für etwas reduzierte Einblicke auf die Bühne. Nach Hammerfall gibt es mit Kreator den nächsten Headliner. Mille Petrozza und seine Kollegen um die deutsche Thrash-Metal-Legende Kreator legen einen fulminanten Auftritt hin und spicken ihre Performance mit martialischen Bühnenaufbauten, einer tollen Lightshow und dazu pufft und knallt es aus allen Rohren. Neben effektvollen Konfettikanonen wird die Bühne regelrecht abgeflammt. Die stark Setlist liest sich wie folgt: Hate Über Alles, Phobia, Enemy of God, 666 – World Divided, Hordes of Chaos (A Necrologue for the Elite), Hail to the Hordes, Satan Is Real (natürlich, was sonst), Terrible Certainty, Violent Revolution und der obligatorische Rauswerfer mit Pleasure to Kill.
Nach dem Hammerfall und Kreator ordentlich gezündelt haben, lassen sich dArtagnan nicht lumpen und liefern ihrerseits eine Feuershow ab, die sich gewaschen hat. Der Name der deutschen Folk-Rock-Band aus Nürnberg leitet sich von der historischen Figur d’Artagnan ab, die auch als Hauptfigur des Romans „Die drei Musketiere“ berühmt wurde. Gegründet wurde die Gruppe 2015 in Nürnberg von Sänger Ben Metzner, welcher auch als Mandolinenspieler, Dudelsackspieler und Flötist in der Band fungiert und den man von Feuerschwanz kennt. Trinksongs, kumpelhafte Texte mit eine bisschen Santiano- und Schlagerfeeling sind das Markenzeichen und gehen zu solch später Stunde immer.
Wie am gestrigen Tag spüre ich auch heute überdeutlich meine Glieder und vernehme die letzte Band nur noch schemenhaft auf dem Weg zum Pressparkplatz. Dominum sind eine Power Metal-Band um den Sänger, Produzent und Songwriter Felix Heldt, der unter anderem für Feuerschwanz und Visions of Atlantis gearbeitet hat. Ende 2023 hat die Formation ihr Debütalbum “Hey Living People” veröffentlicht. Textlich geht es um Horrorfilme und nicht von ungefähr lädt die Webseite zum Home von Dr. Dead und seinen Metal Zombies ein.
Tag 3 – Freitag, der 05.07.2024
Am 1. Juli wurde bekannt, dass britischen Metaller von Defects nicht auf dem Festival zugegen sein werden. Allerdings wurde in Form der Hannoveraner Trash Combo Surgical Strike, die den Slot von Defects übernehmen werden, umgehend Ersatz gefunden. Bei angenehmen Temperaturen füllt sich so langsam das Infield.
The Night Eternal gründeten sich 2019 in Essen. 2023 erschien ihr zweiter Longplayer „Fatale“. Der Fünfer aus dem Ruhrpott steht für epischen Old School-Heavy Metal mit düsterer Atmosphäre mit Anleihen an frühe Iron Maiden aber auch Angel Witch und Mercyful Fate.
Kopf und Sängerin der im Modern Metal agierenden League of Distortion ist Anna Brunner alias („Ace“), die als deutsch-amerikanische Sängerin auch bei der Symphonic-Metal-Band Exit Eden arbeitet. Melodische, hymnische Refrains und aggressive Vocals packen das Publikum.
Aus Hamburg kommen die 6 Mitglieder von Vogelfrey, die natürlich, wie es der Name schon andeutet, im Mittelalter Genre bzw. im Folk Rock / Folk Metal unterwegs sind. Seit 20 Jahren gibt es die Combo mit Sänger Jannik Schmidt schon. „1000 Jahre Bier“, „Nie wieder Met“ oder „Galgenvogel“ heissen die Songs und machen natürlich ordentlich Laune.
Spidergawd ist eine norwegische Hard Rock / Heavy Metal Band aus Trondheim und ging 2013 als Nebenprojekt von Motorpsycho hervor. Als eine der ganz wenigen Bands im Genre nutzten sie ein Saxophon. Die Platten sind allesamt selbst betitelt. Mittlerweile ist man bei Spidergawd VII.
Unearth ist eine 1998 gegründete Metalcore-Band aus Winthrop, Massachusetts. Sie verknüpfen den typischen amerikanischen Metalcore mit Melodic Death Metal. Mit Adam Dutkiewicz, dem Leadgitarrist von Killswitch Engage, als Produzenten, weiss man, wo die Reise hingeht. Wohin man auch schaut erblickt man Moshpits, Circlepits und wehende Mähnen.
Mit A-capella ala Van Canto und einer wunderbar aufgelegten und wie immer sehr attraktiv gestylten Inga Scharf gibt es zu Unearth einen ziemlich brutalen Stilwechsel. Diese Band lebt von der guten Stimmung und der Beteiligung der Massen. Mit den Klassikern „Rebellion“ von Grave Digger, „Wishmaster“ von Nightwish, dem abgefeierten „Fear of the Dark“ von Iron Maiden oder der bandeigenen Hymne „The Misson“, sprich Songs, die jeder kennt und jeder mag, ist das aber kein Problem. Da wird getanzt, ordentlich abgerockt und wir sehen Crowdsurfer am laufenden Band.
Auf die melodiösen Van Canto folgt nun zweimal hintereinander der Dampfhammer. Den Anfang machen Benediction, eine britische Death Metal Band aus Birmingham, die seit 1989 unterwegs ist. Man ist seit Anbeginn beim Major Label Nuclear Blast unter Vertrag und Shouter des Fünfers ist Dave Ingram. Die Circle- und Moshpits haben Hochkonjunktur und auch die fleißigen Grabenschlampen kommen ordentlich ins Schwitzen.
Mit brutalem Death Metal aus den USA und Dying Fetus geht es weiter. Ihre Texte handeln von Politik, Gewalt und Religion und waren früher von Gore-Elementen durchsetzt.
Unleash the Archers aus Kanada sind bei Napalm Records unter Vertrag und schaffen es, verschiedene Sungenres miteinander zu verschmelzen, um so einen Mix aus intelligentem Songwriting und technisch anspruchsvollem, musikalischem Können zu erschaffen. Stilistisch haben wir so einen Mix aus aggressivem, modernem Extreme Metal und traditionellem Heavy Metal, gespickt mit der tollen Sängerin Brittney Hayes.
Mit den schwäbischen Kissin‘ Dynamite ist nun eine richtige Rockparty angesagt. Die sympathischen Jungs um Sänger und Fronter Hannes Braun machen immer Spaß und sorgen für richtig gute Laune. Exakt heute wird ihr achtes Album „Back with a Bang!“ veröffentlicht und der Titel ist auch für die heutige Show mehr als Programm. Mit „Sex is War“, „I will be King“, „DNA“ wird ein Knaller nach dem anderen rausgehauen und als Hannes ins Schlauchboot steigt und ala dem Schlagzeuger von Hämatom oder dem Keyboarder von Völkerball von tausenden Händen getragen wird, bleibt kein Auge trocken.
Suicidal Tendencies ist eine US-amerikanische Hardcore-Band aus Südkalifornien mit Einflüssen aus Thrash Metal und Funk. Fronter der Combo, bei der auch mal der heutige Metallica-Basser Robert Trujillo aktiv war, ist der 61jährige Mike Muir, der, wie die ganze Band, überaktiv die Bühne beackert und sich auch nicht zu schade ist, die ersten Reihen abzuklatschen und sich von diesen tragen zu lassen.
Mit modernem Death- oder auch Modern Metal aus Schweden / Dänemark und imposant futuristischen Bühenaufbauten geht es mit Amaranthe und der bezaubernd attraktiven Sängerin Elize Ryd weiter. Gesangliche Unterstützung findet sie dabei in Henrik Englund Wilhelmsson und dem in 2017 eingestiegenen Nils Molin, die ihr mit cleanem oder gutturalem Gesang zur Seite stehen. Die Band hat mittlerweile 7 Alben auf dem Markt und sind mit ihrem sechsten Output „Manifest“ aus 2020 bei Nuclear Blast untergekommen. Mit „The Katalyst“ aus 2024 schob man auf Platz 3 der Deutschen Charts und zeigt damit, dass man aus der europäischen Melodic Death Metal Szene nicht mehr wegzudenken ist. Die Setlist liest sich wie folgt: Fearless, Viral, Digital World, Damnation Flame, Strong, PvP, The Catalyst, Re-Vision, Amaranthine, The Nexus, Archangel und That Song.
Kommen wir zu Alestorm und einer riesigen, zentral auf der Bühne platzierten und nahezu selbige zur Hälfte einnehmende Gummiente und einem proppevollen Infield vor der Dark Stage. Schlauerweise legt man gleich mit „Keelhauled“ los und hat die Massen sofort in Griff. Es folgen „Alestorm“, „Under Blackened Banners” und „Hangover” und die Piratenparty mit endlosen Crowdsurfern ist in vollem Gange.
Als Headliner des heutigen Abends dürften Dimmu Borgir einzustufen sein. Stilistisch dem symphonischen Black Metal zuzuordnen suchen sie die Mystik, Dunkelheit und Kälte und verstecken sich hinter Kapuzen. Die Bühne zieren mittelalterliche Aufbauten mit Toren. Ich bin Fan der ersten Jahre, so bis etwa „Spiritual Black Dimensions“. Nachfolgende Werke sind zwar als Vinyl vorhanden aber eher wenig gehört. Der Bandgeschichte geradlinig folgend beginnt das metallische Ritual mit „Det nye riket“ von der ersten Platte „For all Tid“ von 1994. Weitere Songs sind: Raabjørn speiler draugheimens skodde, Spellbound (by the Devil), The Insight and the Catharsis, Stormblåst, The Chosen Legacy, Council of Wolves and Snakes, Dimmu Borgir, Progenies of the Great Apocalypse, Mourning Palace und Inn I Evighetens Mørke (Part I).
Nanowar of Steel, vormals als Nanowar in 2003 gegründet, waren gerade mit den Glamourrockern von Steel Panther auf Clubtour und dürfen den heutigen Tag mit ihrem Klamaukmetal beenden. Und das machen die Italiener, in klassischer Besetzung mit Bass, Gitarre, Schlagzeug und hier und da mal ein Keyboard aber 2 Leadsängern mit extravaganten Perücken richtig gut. Ihr mittlerweile siebtes Studioalbum von 2023 heisst „Dislike to False Metal“ und beschreibt damit ihr Ansinnen ziemlich gut. Nimmt man ihre Parodien ganz raus verbleiben musikalisch Rhapsody of Fire, Alestorm, Trollfest und Sabaton. Zum verlorenen Viertelfinale der Deutschen gegen Spanien schlagen sie vor, dass alle Deutschen statt nach Mallorca nun nach Italien fliegen. Zudem wird die Bühne mit allerlei Getier, wie einer Eule bei „Il cacciatore della notte“ und einem Pferd beim Malleklassiker „“Das rote Pferd“ zugestopft. Zwischenzeitlich wird den Sabaton-Fans mit „Norwegian Reggaeton“ gehuldigt, den Pirate Metal Fans der „Der Fluch des Kapt’n Iglo“ zugegrölt und bei „Valhalleluja“, welches die Italiener mit dem schwedischen Ikea gleichsetzen, ein „komplexer“ Stuhl zusammen gezimmert.
Tag 4 – Samstag, der 06.07.2024
Der heutige Tag, der nachfolgend unter witterungstechnischen Gesichtspunkten noch in die Geschichte eingehen wird, eröffnet mit Nakkeknaekker. Bei dem Namen erwartet man eher Pirate Metal ala Alestorm. Hier sind aber 5 ganz junge Dänen am Werk, die im Old School Death Metal unterwegs sind.
Und wieder Melodic Death Metal, allerdings deutlich melodischer und mit ordentlich Grooves. Diesmal aus Deutschland, genauer gesagt aus Aalen, in Form von Parasite Inc. Der Vierer mit Kai Bigler an der Klampfe und am Mikro ist bereits seit 2007 unterwegs, hat aber erstaunlicherweise bislang nur 3 Scheiben produziert.
Storm Seeker kommen aus Deutschland und rein namentlich würden sie auch gut in das übliche Metalgenre passen. Doch Pustekuchen, der Fünfer aus Düsseldorf / Neuss hat sich ganz dem Folk Metal, besser dem Pirate Folk Metal zugetan und so gibt anstelle von harschen Gitarren mit Fabienne eine Dame an der Drehleier / Blockflöte und ein Akkordeon von Tim Braatz. So etwas funktioniert auf dem Rockharz prima und sie werden ordentlich abgefeiert. Hier und da sieht man einige tänzerische Einlagen, die man eher aus irischen Pubs kennt.
Mit Knife hat sich das Marburger Quartett einen ziemlich coolen und passenden Namen für eine im traditionellen Speed und Black Metal angesiedelte Band ausgesucht. Zwei Demos, eine EP und 2 Scheiben, die letzte bei Napalm Records kreiert, stellen das bisherige Vermächtnis dieser ganz jungen, in 2019 gegründeten Band, dar.
Sehr krass ist nun der stilistische Wechsel zu den Hauptstädtern von Coppelius, die sich mit Schlagzeug, Kontrasbass, Cello und Klarinette dem Metal verschrieben haben. Wesentliche Köpfe des Ensembles sind Max Copella und Compte Caspar (beide jeweils Gesang, Klarinette und Cembalo), die vom singenden Bastille, ausgestattet mit Zylinder, bedient werden. Das Theaterstück, wo hier und dort mal gefächelt, mal gepudert oder auch der Klingelhut umgeht macht ordentlich Jux und Laune und Laune und ganz nebenbei wird sehr ordentlich musiziert.
Ich hatte es eingangs schon erwähnt. Mittlerweile ziehen sich sehr dunkle Wolken am Himmel zusammen und scheinbar rast eine Sturm- und Gewitterfront auf das Festivalgelände zu. So sind Mystic Prophecy vorläufig die letzte Combo, die den Acker beehren. Sie liefern schnörkellosen, deutschen Power Metal mit kräftigen Heavy Einflüssen und sind der Ausnahmeshouter Roberto Dimitri Liapakis, die beiden Gitarristen Markus Pohl und Evan K (seit 2017), Frau Joey Roxx am Bass (heuer nicht dabei) und Hanno Kerstan an den Drums. Man ist seit der Jahrtausendwende unterwegs, mit einem Dutzend LPs sehr fleißig und das erfolgreichste Album „Metal Division“ erreichte in 2020 Platz 20 der Deutschen Charts. Während die Hardrocker / Metaller noch auf der Bühne agieren, wird wegen der Unwetterwarnung bei nun folgend zunächst leichtem Regen das Gelände geräumt, was erstaunlich zügig und ruhig über die Bühne geht. Natürlich gibt es hier und da Zweifel bei den unwissenden Festivalbesuchern, ob der Notwendigkeit der Räumung. Die Veranstalter sind allerdings bei diesen Vorhersagen dazu verpflichtet und agieren hier richtig gut.
Es ist schade, dass die drei nachfolgenden Bands, nämlich Nestor, Avatarium und Darconian der Räumung zum Opfer fallen und tatsächlich ersatzlos gestrichen werden, wenn man auch darauf hofft dann selbige im nächsten Jahr zu sehen. Nachdem die Gewitterzelle und der zwischenzeitlich heftige Regen ohne weitere Zwischenfälle (Gott Sei Dank) vorbei gezogen ist, werden die Bühnen ab etwa 18:00 Uhr und damit mit Orden Ogan wieder freigegeben.
Orden Ogan kommen aus Arnsberg und wurden 1996 von Sebastian „Seeb“ Levermann gegründet. „Final Days“ von 2022 war das siebte und bislang erfolgreichste Album der im Power Metal / Folk Metal angesiedelten Sauerländer. Für Seeb ist es ein leichtes das Publikum nach der unfreiwilligen Pause auf seine Seite und zum Rocken zu bringen. Nach dem Opener „F.E.V.E.R.“ folgt das neue „Conquest“ vom aktuellen Album „The Order of Fear“, wozu er schnippisch anmerkt, dass die Songs des neuen Albums noch nicht so eingespielt wären und fügt hinzu: „Wenn wir verkacken, gehen wir von der Bühne. Und wenn wir wiederkommen, tut ihr so, als wäre nichts passiert.“ Beim neuen „Moon Fire“ bindet er das Publikum mit rechtsseitig „Fire“ und linksseitig “Moon“ ein, wobei sich zuletzt genanntes bei der Crowd eher wie ein „Muh“ von einer Kuh anhört. Weiter gerockt wird dann mit „Gunman“ und „The Order of Fear“.
Björn „Speed“ Strid ist Sänger von Soilwork. Die Melodic-Death-Metal-Band aus Helsingsborg in Schweden ist zusammen mit In Flames, At The Gates oder Dark Tranquility prägend für das Genre. Die Jungs sind in fantastischer Verfassung, geben richtig Gas und werden vom Publikum mehr als abgefeiert. Hier sind echte Freaks am Werk, die ihr Handwerk mehr als verstehen. Dennoch wirkt die Show nie stilisiert sondern kann mitnehmen und rundweg überzeugen.
Thomas Lindner ist verantwortlich für Gesang, Akkordeon und die Akustikklampfe bei den Folkrockern Schandmaul aus München, musste sich aber lange Zeit einer Krebsoperation unterziehen und blieb daher der Bühne fern. Heute kehrt er zurück, spricht bewegend von seinem Leiden und der geglückten Operation, die ihm allerdings seine Stimme lädierte. So begnügt er sich mit der Akustikklampfe und hat als Vocalisten Macro Klingel und Alea der Bescheidene von Saltatio Mortis geladen. Das Liedgut wie „Hexeneinmaleins“, „Traumtänzer“, „Bunt Und Nicht Braun“ (wie treffend formuliert), „Der Teufel…“, „Knüppel aus dem Sack“ oder „Walpurgisnacht“ findet ganz viele Anhänger und es wird mitgesungen, mitgetanzt und hier und da einfach nur umärmelt.
Mit Judas Priest dürfte die bislang größte und berühmteste Metalband das Rockharz beehren. Sie sind zusammen mit Iron Maiden, Saxon und einigen weiteren Begründer des NWOBHM und damit prägend für die gesamte Metalszene. Sechs Jahre nach dem bislang erfolgreichsten Album „Firepower“ kehren sie 2024 mit „Invincible Shield“ zurück. Das Album löst weltweit Begeisterungsstürme aus und schafft es auch in Deutschland auf Platz 1 der Charts. Ein Konzert von Judas Priest zu beschreiben ist wie Eulen nach Athen tragen. Hangeln wir uns also an der Setlist entlang und lassen die Namen der Songs ihre Magie versprühen. Nach dem Intro „War Pigs“ von Black Sabbath kommen die Jungs zu „Invincible Shield Tour Anthem“ auf die Bühne und wir erblicken alle dieses magische Priest-Kreuz, was mittig oben die Bühne ziert und für tolles Licht während der ganzen Show sorgt. Nach dem raschen „Panic Attack” folgt dann mit “You’ve Got Another Thing Comin’” der erste Klassiker, gefolgt von „Rapid Fire“ und dem unvergleichlichen „Breaking the Law“. Back to the old times mit „Riding on the Wind”, “Devil’s Child”, “Sinner” und endlich die gewohnten, damals noch gehassten Synthis bei “Turbo Lover”. Mit „Invincible Shield” gibt es dann den Titeltrack vom neuen Album, ehe man mit „Victim of Changes“ bis in das Jahr 1976 und dem Album „Sad Wings of Destiny“ zu den ganz frühen Roots zurückkehrt. „The Hellion / Electric Eye“, „Hell Bent for Leather” und “Living after Midnight” beschließen dann die grandiose Songauswahl.
Nach den britischen Heroen gibt es, wie immer, die Danksagung des Veranstalters mit versammelter Helfertruppe an die treuen Festivalgänger und Fans, ehe selbiger dann zu den abschließenden Bands überleitet, die da noch Hypocrisy, Lordi und Faun sind. Ich liebe Pain, das Sideprojekt von Peter Tägtgren. Die meisten kennen ihn aber als Shouter / Growler und Gitarristen von Hypocrisy, wo er mit Mikael Hedlund am Bass und Reidar Horghagen an den Drums, bereits seit 1991, anfangs als Seditious, unterwegs ist. Natürlich hat sich im Laufe der Zeit das Line Up mehrfach geändert. Sogar Gary Holt war mal live mit dabei. Stilistisch sind wir im Death Metal mit dunklem Touch, der nicht ganz meiner Kragenweite entspricht, unterwegs. Während Peter bei Pain noch gut zu sehen und zu fotografieren war, zelebrieren die Death Metaller ihre Show im Nebelgewand und bei grottenschlechtem Licht.
Auch zu den finnischen Lordi wird das Licht nicht wirklich besser. Die Rocker nur auf ihre Maskerade sowie ihren Megahit und Grand Prix Eurovision Hit „Hard Rock Hallelujah“ zu reduzieren, zeugt von sehr wenig Musikverständnis. Die Nordgestalten um Obermonster Mr. Lordi, den Bassisten Hiisi, den Gitarristen Kone, der seit 2022 den vormaligen Amen ersetzt, die Keyboarderin Hella und Drummer Mana, mit 2012 neben Mr. Lordi, fast am längsten dabei stehen einfach für richtig geile und direkt ins Blut übergehende Rocksongs. Heute gibt es unter anderem: Hug You Hardcore, It Snows in Hell, Wake the Snake, natürlich Who’s Your Daddy? und dann die Feger Devil Is a Loser, Would You Love a Monsterman? und Hard Rock Hallelujah.
Müde und kaputt mache ich mich mit den letzten Songs auf den Heimweg und überlasse die nachfolgenden Faun den hartgesottesten. Die Combo kommt wie Schandmaul ebenfalls aus München, sind im mittelalterlich angehauchten Pagan Folk unterwegs und die schon erwähnte Frau Birgit Muggenthaler-Schmack war hier Gründungsmitglied und bis 2001 dabei. Oliver „SaTyr“ Pade ist ebenfalls Gründungsmitglied, Sänger und Kopf der Band und zudem für allerlei Instrumente verantwortlich.
Ich kann mich nur zu den Vorjahren wiederholen. Trotz inzwischen zahlreich besuchter Festivals, die Einzigartigkeit dieses Open Airs im Harz bleibt bestehen. Nirgendwo kann man mehr Bands sehen, genießen und das in wirklich familiärer und lockerer Atmosphäre. Als Liebhaber des klassischen Rocksounds, des Pagan- und des typischen Heavy Metal bin ich mal wieder voll auf meine Kosten gekommen. Meine Highlights für das Rockharz 2024 heißen Pain mit dem genialen Peter Tätgren, Spidergawd mit dem tollen Saxophon, die deutschen Paganmetaller von Varg, natürlich die Headliner Hammerfall, Kreator und Dimmu Borgir mit jeweils tollen Shows, viel Pyro und spektakulären Bühnenaufbauten und an dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankschön für die Engagements von Bruce Dickinson und meinen Metalgötter von Judas Priest.
Der Run auf die Tickets ist bereits in vollem Gange und es sollen bereits 50% der Karten weg sein, während für das nächste Jahr unter anderem bereits POWERWOLF, HEAVEN SHALL BURN, GLORYHAMMER, ASENBLUT, WARKINGS, DARK TRANQULITY, OVERKILL, VADER oder SODOM bestätigt sind. Unter https://www.rockharz-festival.com/ erfahrt ihr, wie gewohnt, alle Neuigkeiten rund um das Festival.