Sabaton – The Interview To End All Interviews

(c) Tim Tronckoe

English Version below!

Sabaton sind seit über zwanzig Jahren im Geschäft, aber erst mit ihrer letzten Scheibe „The Great War“ gelang ihnen der Sprung auf den ersten Platz in den deutschen Albumcharts. Und auch wenn die für März geplanten Shows im Rahmen der „The Tour To End All Tours“ gecancelt werden mussten, wird das neue, am 04.03.2022 erscheinende neue Album „The War To End All Wars“ mit Spannung erwartet. Wir hatten im Vorfeld der Veröffentlichung die Gelegenheit, Schlagzeuger Hannes van Dahl ein paar Fragen zu stellen. Quasi The Interview To End All Interviews 😉

 

HF: Da euer neues Album erst in einigen Wochen veröffentlicht wird, wie würdet ihr euren Fans die Entwicklung von „The Great War“ zu „The war to end all wars“ beschreiben? Seid ihr möglicherweise bestimmte Dinge bewusst anders angegangen als bei euren vorherigen Scheiben?

Hannes: Als jemand, der sich selbst ständig kritisch hinterfragt, wenn es um das Schreiben von Songs geht, wird es immer Dinge geben, die man an vorherigen Veröffentlichungen ändern oder verbessern möchte. Für mich ist „The War To End All Wars“ eine musikalische Reise, die ich mir gerne anhöre. Die Geschichten, die wir nicht auf „The Great War“ unterbringen konnten, aber das Gefühl hatten, dass sie einen Song verdienen, sind auf dem neuen Album, und von Anfang bis Ende fühlt es sich an wie eine echte Heavy Metal-Achterbahn. Für mich ist es eines der abwechslungsreichsten und dynamischsten Alben, die wir gemacht haben, vom härtesten und brutalsten Song, den wir gemacht haben bis hin zum fröhlichsten.

 

HF: Beide genannten Scheiben behandeln den ersten Weltkrieg. Hattet ihr von vornherein geplant, zwei Alben zu diesem geschichtlichen Ereignis zu machen – und falls ja, war ein Doppelalbum keine Option – oder hat sich dies erst später ergeben?


Hannes: Wir hatten einfach das Gefühl, dass es zu viele Geschichten gibt, die noch nicht erzählt wurden, und dass man nur so viel auf ein Album packen kann, dass es für den Hörer immer noch interessant ist, also war der natürliche Schritt, den großen Bruder zu schreiben.

 

HF: Wie muss man sich die Auswahl der Themen für eure Songs vorstellen? Entscheidet ihr gemeinsam welche Geschichten Einzug in eure Songs erhalten oder hat ein Bandmitglied das letzte Wort? Gibt es Themen, die ihr gerne behandeln würdet, deren Umsetzung sich aber bislang nicht realisieren ließ?

Hannes: In dieser Band fließen so viele Ideen ein, und wir sind auch unseren Fans sehr dankbar, die uns immer wieder Geschichten, Ideen und historische Ereignisse schicken, von denen wir noch nichts gehört haben oder über die wir nur sehr wenig wissen. Vieles davon wurde zu einem Song auf einem Album. Es ist ein ständiger Balanceakt, dafür zu sorgen, dass die Musik oder der Song der Geschichte gerecht wird. Es gibt eine Menge Geschichten, die wir noch nicht gemacht haben, die aber in der Ideenkiste für die Zukunft liegen.

 

HF: Gibt es Ideen/Songs, an denen ihr im Zuge der Entstehung zu „The war to end all wars“ gearbeitet habt, die es aber letztlich nicht aufs Album geschafft haben? Falls ja, werden diese ggf. zu einem späteren Zeitpunkt nochmal aufgegriffen?

Hanes: Das Songschreiben ist ein steter Prozess. Normalerweise kommt die Musik zuerst, wir schreiben das ganze Jahr über, die ganze Zeit ein bisschen, sogar auf Tour. Jeder bringt ein „Reise“-Studio mit, für den Fall, dass sich eine Idee auftut. Und dann geht es darum, das Thema auszuwählen und sicherzustellen, dass die Musik der Geschichte oder dem Thema gerecht wird.

 

HF: In euren Songs behandelt ihr ausschließlich geschichtliche Ereignisse. Was hat euch dazu gebracht Geschichte auf diese Art zu vermitteln und transparent zu machen (Stichwort Sabaton History Chanel)?

Hannes: Ich würde sagen, das kommt von Anfang an von Joakim und Pär, die ein echtes Interesse an Geschichte und allem, was dazugehört, haben. Wenn man wirklich leidenschaftlich an etwas interessiert ist, ist es einfacher, sich inspirieren zu lassen und darüber zu schreiben. Als ich als Neuling in diese Band kam, war ich nicht besonders an Geschichte interessiert, obwohl ich es immer für sehr wichtig hielt, sie nicht zu vergessen. Ich war total inspiriert, als ich die Geschichten hörte, und da Leidenschaft funktioniert, färbt sie ab, und jetzt bin ich viel mehr dabei und finde es sehr interessant.

 

HF: Habt ihr aufgrund der vorherrschenden Kriegsthematik nicht die Befürchtung, man könne euch als „radikale Band“ anprangern? Habt ihr diesbezüglich bereits negative Erfahrungen gemacht? Und wie geht ihr mit dem Gegensatz zwischen Kriegsthematik einerseits und „Noch-Ein –Bier“ Party Stimmung auf euren Konzerten andererseits um?

Hannes: Ich kann verstehen, dass die Leute das Paradox finden, aber die Texte sprechen für sich selbst. Geschichte ist Geschichte, ob man sie mag oder nicht. Außerdem interessiert sich nicht jeder für den geschichtlichen Teil der Band, manche Leute wollen einfach nur Bier trinken und eine Heavy Metal Show sehen, und das ist genauso möglich. Wenn Du tiefer in die Geschichte einsteigen willst, kannst Du einfach weitermachen, Lyrics, Sabaton History Channel etc.

 


HF: Was würdet ihr Kritikern entgegnen, die die Meinung vertreten, alle eure Alben würden sich im
Prinzip gleich anhören und keine Weiterentwicklung aufweisen? Nehmt ihr von (negativen) Kritiken überhaupt (noch) Notiz?

Hannes: Ich würde sagen, ihre Kritiken klingen im Grunde alle gleich und zeigen keine Entwicklung, aber hey, wenn es das ist, was sie denken, ist das völlig in Ordnung. Eine schöne Sache, die man sich merken sollte: man muss nicht auf sie hören und jeder hat ein Recht auf seine eigene Meinung 🙂

 


HF: Während eurer Tour 2008 hat Joakim zum Track „Rise of Evil“ seinerzeit das Publikum gefragt, ob sie wüssten worum was es geht. Glaubt Ihr, dass eure Fans mehr auf die Musik achten als auf die Texte? Gibt es Themen/Schicksale in euren Songs, die euch besonders Nahe gehen?

Hannes: Ich persönlich denke, dass es so oder so in Ordnung ist. Manche Leute wollen einfach nur Bier trinken und ein Heavy Metal Konzert sehen, andere interessieren sich mehr für die Geschichten und die Geschichte hinter dem Song. Und wenn du willst, kannst du auch tiefergraben, im Zeitalter von Wikipedia und dem Sabaton History Channel ist alles da!

 

HF: Ihr habt im vergangenen Jahr mit „Livgardet“, „Steel Commanders“ und „Defence Over Moscow“ drei Non-Album Tracks veröffentlicht. Was könnt ihr uns zur Entstehung dieser Songs sagen? War es keine Option, diese Songs vielleicht als Bonus Tracks mit aufs Album zu packen?

Hannes: Das war das perfekte Zeitpunkt, um an Songs zu arbeiten, die wir schon lange machen wollten, aber nicht unbedingt die Zeit hatten, sie vollständig umzusetzen, mit Videos, Artwork usw. Wenn es eine positive Sache an dieser Pandemie gibt, dann ist es vielleicht die, dass wir etwas mehr Zeit haben, um Videos und eigenständige Tracks zu produzieren. Normalerweise ist es bei unseren 100-180 Shows im Jahr ein heikler Balanceakt, was wann zu tun ist.

 

HF: Danke, dass Du Dir die Zeit genommen habt und weiterhin alles Gute!

Interview: Klaus Saalfeld/Bernd Kröninger


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(c) Christian Ripkens

English Version:

Sabaton have been in the business for over twenty years, but only with their last disc „The Great War“ they managed to jump to the top of the German album charts. And even though the shows planned for March as part of „The Tour To End All Tours“ had to be canceled, the new album „The War To End All Wars“, which will be released on 04.03.2022, is awaited with excitement. We had the opportunity to ask drummer Hannes van Dahl a few questions in the run-up to the release. So to say the interview to end all interviews 😉

 

HF: Since your new album will be released in a few weeks, how would you describe the evolution from „The Great War“ to „The war to end all wars“ to your fans? Did you possibly consciously approach certain things differently than on your previous discs?

Hannes: As a constant “self critic” when it comes to writing songs there will always be things you want to change or improve from previous releases. To me, The War To End All Wars is such a musical journey to listen to, the stories we couldn’t fit on The Great War, but felt needed their songs are there and from start to finish it feels like a real heavy metal rollercoaster. To me it’s one of the most diverse and dynamic albums we’ve done, from the heaviest most brutal song we’ve done to the most cheerful one.

 

HF: Both albums deal with the First World War. Did you plan from the beginning to make two albums about this historical event – and if so, was a double album not an option – or did this come up later?

Hannes: We simply felt that there were to many stories untold, there’s only that much you can fit on one album and still keep it interesting to the listener, so the natural step was to write the big brother.

 

HF: How should one imagine the selection of themes for your songs? Do you decide together which stories will be included in your songs or does one band member have the last word? Are there any topics that you would like to deal with, but whose realisation has not been possible so far?

Hannes: There are so many ideas flowing in this band, and we´re also so thankful to our fans that keeps sending in stories, ideas and historical events that we’ve haven’t heard about or know very little about. Many of which has ended up being a song on an album. The everlasting balance of making sure the music or the song does the Story justice. There are a ton of stories we haven’t done yet, that are in the box of ideas for the future.

 

HF: Are there any ideas/songs that you worked on during the making of „The war to end all wars“ that didn’t make it onto the album in the end? If so, will they be taken up again at a later date?

Hannes: The process of writing songs is a constant, Usually the music comes first, we write throughout the year, all the time a little bit, Even on tour. Everybody brings a “touring” studio in case ideas pops up. And then the puzzle of choosing the topic and making sure that the music does the story or theme justice.

 

HF: In your songs you only deal with historical events. What made you convey history in such a way and make it transparent (cue Sabaton History Chanel)?

Hannes: I’d say this comes from the beginning from Joakim and Pär, with a genuine interest in history and all that comes with it, if you’re truly passionate about something it’s going to be easier to be inspired and write. For me coming in to this band as a novice, I wasn’t all that very interested in History, though I always found it to be very important not to forget, I got totally inspired hearing the stories, and as passion works, it rubs off, and now I’m a lot more into it and find it very interesting.

 

HF: Aren’t you afraid of being denounced as a „radical band“ because of the prevailing war topic? Have you already had negative experiences in this respect? And how do you deal with the contrast between the war theme on the one hand and the „still-beer“ party atmosphere at your concerts on the other?

Hannes: I can understand people seeing it as a paradox, but the lyrics speaks for themselves. History is history, whether you like it or not. And Also, not everyone is in to the history part of the band, some people just want to drink beer and watch a heavy metal show, and thats possible as well. If you want to dig deeper into the stories, you can just go ahead, lyrics, Sabaton History channel etc.

 

HF: What would you say to critics who think that all your albums sound basically the same and don’t show any development? Do you (still) take notice of (negative) critics?

Hannes: Id say their critic basically sounds all the same and don´t show any development, but hey, if thats what they think that’s totally fine. One beautiful thing to remember, you dont have to listen to it and Everyone is entitled to their own opinion 🙂

 

HF: During your tour in 2008 Joakim asked the audience if they knew what the track „Rise of Evil“ was about. Do you think your fans pay more attention to the music than to the lyrics? Are there themes/fates in your songs that are particularly close to you?

Hannes: To me personally I think it’s fine either way, some people just want to drink beer and see a heavy metal concert, some people are more interested in the stories & history behind the song. And then you can totally dig deeper if you want to, in the age of wikipedia & Sabaton History channel it’s all there!

 

HF: Last year you released three non-album tracks: „Livgardet“, „Steel Commanders“ and „Defence Over Moscow“. What can you tell us about the genesis of these songs? Was it not an option to put these songs on the album as bonus tracks?

Hannes: This was the perfect timing to work on songs we’ve been wanting to do for a long time, but necessarily didn’t have time to fully do, with videos, artwork etc. If there’s one positive thing with a pandemic, it’s perhaps that, a little more time to produce videos and stand alone tracks. Usually with our 100-180 shows a year its a delicate balance of what to do, and when. 

 

HF: Thank you for taking the time and all the best for the future.

(c) Sabaton

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