Saltatio Mortis – Zirkus Zeitgeist ohne Strom und Stecker

Geschrieben von Marco Randel

Band: Saltatio Mortis

Album: Zirkus Zeitgeist ohne Strom und Stecker

Plattenfirma: Vertigo Berlin

Veröffentlichung: 27.11.2015

 

Das Jahr von Saltatio Mortis muss sehr anstrengend gewesen sein. Die Spielleute brachten ihren Zirkus Zeitgeist unter die Massen. Einige sagen es ist nicht mehr Saltatio Mortis, da es nichts mehr mit dem Mittelalter, Legenden oder Sagen zu tun hat. Mag wohl stimmen, aber sie haben das gemacht, was Spielleute seit eh und jeh machen. Offen die Probleme der Zeit ansprechen.

So haben sie sich dem verschieben von Bits und Bytes gewidmet, was unter dem heutigem Bankensystem zu verstehen ist. Mit des Bänkers neue Kleider sprechen sie offen darüber, dass heute kein Geld mehr von A nach B getragen wird, sondern per Mausklick Millionen  transferiert werden können. Wer früher in Geldscheinen baden wollte wie Dagobert Duck, muss heute wohl mit der Festplatte von Rechenzentren vorlieb nehmen.

Die Totentänzer setzen sich auch viel mit dem Thema Krieg und dessen Folgen auseinander. Mit „Nachts weinen die Soldaten“ gedenken sie gefallenen Soldaten im ersten Weltkrieg und in „Todesengel“ geht es um das Verzeihen grässlicher  Taten im zweiten Weltkrieg. Dem Todesengel von Ausschwitz zu verzeihen erfordert sicher viel Mut und dennoch hat es Eva Mozes Kor getan. Die Geschichte hinter diesem Lied  und auch die Person Eva Mozes Kor wurde in einer bewegenden Ansprache auf der Zirkus Zeitgeist Tour von Lasterbalk erzählt.

Man könnte meinen, eine Band will die bestmögliche Stimmung auf ihren Konzerten, jedoch scheuen Saltatio Mortis nicht davor auch traurige Sachen zur Ansprache zu bringen und das ist ganz stark. Auch „Augen zu“ und „Erinnerung“ sind nicht grad die fröhlichsten Lieder und dennoch waren sie im Set auf der Tour enthalten. Man merkt den Folklern an, dass ihnen kein Thema zu unangenehm ist und alles wird zur Sprache gebracht und genau so ist es gut.

Die Spielleute sind ja im Laufe eines Jahres auch auf dem Mittelalter Phantasie Spektakulum zu finden. Nun ist es dort ja Brauch, ohne elektronische Instrumente zu spielen und so kamen sie dazu, den Zirkus auch akkustisch auferstehen zu lassen. Ganz im Stile der Spielleut natürlich nicht einfach, den ursprünglichen Sound akkustisch umzusetzen, sondern auch für einige Neuerungen zu sorgen. Ohne Strom und Stecker bietet aber auch einen Einblick in die Spielfreude der Band. „Willkommen in der Weihnachtszeit“ wurde so mit einem Reggeabeat gespielt, was die Kritik an der nur noch konsumorientierten Weihnachtszeit noch größer erscheinen lässt.

Beim „Todesengel“ gibt es eine Frauenstimme, welche die Geschichte hinter dem Lied einem noch näher bringt. 13 der 17 Tracks des Zirkus Zeitgeist haben sie auch in akkustischem Sound präsentiert und nun kann jeder seine Lieblingsversion finden. Jeder Version des Zirkus Zeitgeist ist mit einer Bonus CD ausgerüstet. Beim „normalen“ Zirkus dürften sich anlässlich des 15. Bandgeburtstags, 15 Bands  an den Saltatio Mortis Songs versuchen. Sie bilden mal eine andere Sichtweise auf die  Songs und sind auch für eingefleischte Saltatio Mortis Fans durchaus hörbar.

So wurde der „Prometheus“ von Mr. Hurley und die Pulveraffen auf die hohe See verlegt und Subway to Sally zählt von sieben auf „IX“. Bei Ohne Strom und Stecker gibt es nun das „Fest der Liebe“ als Bonus. Hier covern die Spielleute „Last Christmas“ und „Morgen Kinder wird’s was geben“ auf ihre Art und Weise. Recht lustig anzuhören, wie ein jedes Jahr in Dauerschleife laufendes Lied wie „Last Christmas“ mit den Instrumenten der Spielleute und der Stimme von Alea klingt.

Noch zusätzlich gibt es zwei neue Tracks, geschrieben von Lasterbalk. Mit „Als die Waffen schwiegen“ geht es thematisch zurück in den ersten Weltkrieg. Weihnachten in Flandern, eine Stille Nacht mit Waffenruhe und Frieden. Da stellt sich die Frage warum nicht immer so. Der zweite Track ist „Alle Jahre wieder“,  ein eigentliches Kinderlied wird zur weiteren Kritik an der Weihnachtszeit. Textlich wird auch oben beschriebenes „Last Christmas“ auf die Schippe genommen. Dieses Fest des Kaufrauschs stirbt wohl nicht mehr aus. Ewig währt Knecht Ruprecht, Wham und Santa Claus.

In den Booklets sind viele Danksagungen zu lesen und ich möchte mich hier auch mal bei der Band bedanken und zwar für zwei wundervolle Werke. Das Jahr dürfte nicht das leichteste in der Bandgeschichte gewesen sein. So viel bringt nicht jeder, noch dazu in der Qualität, in einem Jahr zustande.

 

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