Scarfold – Unstoppable

© Scarfold

Geschrieben von Katja Maeting
Band: Scarfold
Album: Unstoppable
Genre: Hardcore
Plattenfirma: 10-54 Records / Dedication Records (nur Deutschland)
Veröffentlichung: 04. April 2019

Ganz ehrlich? Eigentlich hing mir Hardcore gerade so richtig zum Halse raus und ich hatte null Ambition, in den nächsten Wochen eine Review zu einer Hardcore Scheibe zu schreiben. Nun ja, scheint ähnlich gut zu funktionieren wie dieses Ding mit der Diät, sonst wären wir jetzt nicht hier 😉 Auf ausdrückliche Empfehlung hab ich mich dann doch dem neuen Album von Scarfold gewidmet und die Jungs sind definitiv die Ausnahme von jeder Regel und das in jeder Hinsicht. 

Das 2015 gegründete Quartett legt mit „Unstoppable“ erstaunlicherweise sein Debütalbum vor, was man bei dem hier vorhandenen abwechslungsreichen Sound und der Kreativität nicht unbedingt vermuten würde. Vielleicht liegt dies aber auch im stabilen Line-up begründet, denn hier verfolgen vier Freunde von Anfang an zusammen ihre Idee von Hardcore, entsprechend stimmig kommt das Ganze dann auch rüber. Dass sie vorher schon zwei EPs veröffentlicht haben, hat der Sound-Findung natürlich auch nicht geschadet und so liefern die Kanadier mit „Unstoppable“ ein ziemliches Glanzstück ab, welches genau meinen Geschmack trifft. Die volle Härte des Hardcore, aber ohne stumpf zu werden. Aggressiv, aber nicht übersteuert, druckvoll, aber nicht dumpf scheppernd – hier haben alle Beteiligten genügend Können, um sich im besten Licht zu präsentieren.

Und das tun sie direkt schon beim Opener „The Revenge Of Reality“, denn hier wird Härte durch sauberes, druckvolles Riffing erzeugt, anstatt stumpf loszuprügeln. Der Song baut sich nach kurzem Intro zu einer kurz-knackigen, im oberen Mid Tempo angesiedelten Nummer auf, die schon mal sehr bestimmt ihren Weg freiräumt. Der Titeltrack „Unstoppable“ schraubt dann das Tempo erstmal kräftig nach oben und die Shouts des Frontmanns halten das Tempo locker und kraftvoll mit. Zwischendurch wird im Chorus mal kurz die Geschwindigkeit abgesenkt, aber nur um aggressiven neuen Schwung zu holen und die fetten Gang-Shouts setzen dazu an den richtigen Stellen die Betonungen.  „It’s Over“ präsentiert sich als dynamische Nummer, die immer wieder mit neuen Ideen überrascht. So lockern kurze melodische Andeutungen der Gitarre den Druck stellenweise minimal auf, dafür schieben an anderer Stelle dezente Beatdown-Andeutungen umso kräftiger nach.

„Devolution“ ist hingegen eine schleppend-wuchtige Mid Tempo Nummer, die rein instrumental überzeugt und fette Riffs kaskadenartig aus den Boxen drückt. „Swallow“ kommt dafür schon fast mit Überlange daher, ohne das der Track langatmig wird. Hier nehmen sich Scarfold die Zeit, dass Fundament der Wall Of Sound rhythmisch auszubetonieren, bevor dann die Soundwalze gekrönt von variantenreichen Shouts über den Hörer hinwegbrettert. „The Descent“ überrascht als Ausklang des Albums mit leicht apokalyptischen, emotionalen Klavierklängen, dezent von Streichern untermalt und schlägt einen leichten Bogen zum Beginn des Albums.

Mich haben Scarfold mit ihrem Debütalbum definitiv überzeugt, denn „Unstoppable“ vereint alle Merkmale des Hardcore zu einem Album mit Herz und Seele. Die Jungs haben einen Haufen Stärken, die sie hier perfekt herausstellen und selbst mir wieder Appetit auf Hardcore machen – zumindest wenn er auf diesem Level daherkommt. Hier trifft instrumentales Können und Ideenreichtum auf einen Sänger, der statt stumpfem Gebrülle facettenreiche Shouts einsetzt und so noch ein bisschen mehr aus den Songs herausholt. Wer die Jungs mal live erleben möchte: im Mai kommen Scarfold für ein paar Shows nach Deutschland – übrigens eine der wenigen Gelegenheiten, sich dieses geniale Album als CD zu sichern, denn in Deutschland gibt es „Unstoppable“ nur bei den Konzerten oder exklusiv bei Dedication Records zu kaufen. Eine Investition, die sich für jeden Fan von gutem Hardcore lohnt. 

Von mir gibt es 9 von 10 Hellfire-Punkten

Trackliste:
01 – The Revenge Of Reality
02 – Unstoppable
03 – By Any Means
04 – It’s Over
05 – Removed
06 – Devolution
07 – Far Gone
08 – Denied
09 – Swallow
10 – The Descent

Weitere Infos:
Scarfold bei Facebook

 

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