Geschrieben von Michi Winner
Band: Schattenmann
Album: Epidemie
Genre: NDH
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 05. Juli 2019
Noch nie habe ich eine Epidemie so sehr herbeigesehnt wie diese. Meine ersten Erfahrungen mit Schattenmann liegen schon lange zurück. Als Vorband für die Heldmaschine haben sie mich direkt umgehauen. Die EP lief bis zum erscheinen des ersten Albums bei mir in Dauerschleife und auch das Album hat mich begeistert. Nun kommt frischer Stoff für meinen Player und ich bin gespannt.
„Schattenland“ ist eine wuchtige NDH-Nummer, die noch eine Spur härter aus meinen Kopfhörern schallt als die älteren Songs. Besonders Franks Stimme scheint noch mehr Volumen gewonnen zu haben. Während andere Bands in diesem Genre eher für ihre überzogenen Texte bekannt sind, bietet Schattenmann zwar düstere Texte, aber mit viel Tiefgang ohne gekünstelt zu wirken. Zum Beweis empfehle ich „F.U.C.K.Y.O.U.“, das melodisch schon fast soft klingt, aber eine deutliche Botschaft ohne Übertreibungen rüber bringt. Wer es ein wenig komplexer mag, ist beim folgenden „Schlag Für Schlag“ gut aufgehoben, passend zum Text sind hier ein paar Gothicelemente mehr mit eingeflossen.
Die Anfangseuphorie verfliegt so langsam und mein Immunsystem entwickelt Antikörper gegen diese Epidemie. Bei genauem Hinhören fällt mir immer öfter auf, wie ähnlich die Songs zum Teil denen von Oomph! klingen. Wahrscheinlich liegt das an den Keyboard-Samples, die die Songs zwar mehr nach Gothic, aber eben auch weniger hart klingen lassen. Da war mir die Rauheit der letzten Platte lieber. Deutlich wird das für mich unter anderem bei „Wahrheit oder Pflicht“ bei dem ich zumindest im Chours einen richtigen Knall erwartet hatte, aber für NDH-verhältnisse bleibt es recht soft.
Besser gelungen finde ich den Wechsel zu mehr Druck und Emotion bei „Ruf der Engel“, welches mich auch mit seinem Text komplett in seinen Bann zieht. Ich komme nicht umhin hier parallelen zu „Gekentert“ zu sehen, was schlicht an der Emotionalität liegt, diese Fähigkeit Härte und tiefe Gefühle zu verbinden ist für mich eine klare Stärke von Schattenmann und etwas, das im Bereich NDH so bisher nur in absoluten Ausnahmefällen und nie in dieser Qualität zu finden war.
Um euch nicht mit Abhandlungen über jeden einzelnen Track vom Genuss des Albums abzuhalten werde ich mich jetzt auf nur noch zwei Stücke beschränken, die mir besonders ans Herz gewachsen sind. Das ist zum einen „Schwarz = Religion“, weil es mir aus der Seele spricht und mit gutem Industrialsound und viel Drive aus meinen Boxen dröhnt. Diese Härte und Rauheit habe ich weiter oben vermisst. Zum guten Schluss dann noch eine Ballade „Nadel und Faden“. Hier geht es sehr ruhig und getragen zu Werke, der Fokus liegt einzig auf Franks Stimme mit sanften Gitarren bis im Chorus die Botschaft mit mehr Power und Nachdruck an den Hörer gebracht wird. Diese Wechsel sind perfekt gelungen.
Diese von vielen schon herbeigesehnte Album ist das Warten auf jeden Fall Wert und ein heißer Anwärter auf meine Top 10 2019.
Von mir gibt es 9 von 10 Hellfire-Punkten!
Trackliste:
- Schattenland
- F.U.C.K.Y.O.U.
- Schlag für Schlag
- Epidemie
- Wahrheit Oder Pflicht
- Ruf Der Engel
- Kopf Durch Die Wand
- Schwarz = Religion
- Gewissen
- Darkroom
- Nadel Und Faden
- Phantom
Line-Up:
Frank Herzig (Gesang)
Jan Suk (Gitarre)
Luke Shook (Bass)
Nils Kinzig (Drums)
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