Schicksalsalben unseres Teams: Svens metallische Schritte hinter dem Eisernen Vorhang

In den letzten Jahren haben wir unseren Lesern kurz vor Jahresende hintergründige Einblick in unser Team gegönnt, indem wir uns gegenseitig interviewt haben.
Irgendwann sind die wichtigen Dinge gesagt und weitere Interviews untereinander liefen in Gefahr, unsere Leserschaft zu langweilen.

Deshalb haben wir dieses Jahr in der Vorweihnachtszeit beschlossen, Euch unter dem Titel Schicksalsalben zu zeigen, welche Alben uns derart stark beeinflusst haben, dass unser weiterer Weg im Bereich Hard ‚n‘ Heavy fortlaufen musste.

 

Svens abenteuerlicher Start in Sachen Metal hinter dem eisernen Vorhang. Aus der DDR mit Umwegen über Budapest zum internationalen Metal.

Die große Überschrift lautet: „Schicksalsalben“, aber ob das Schicksal oder doch eher mein damaliger und auch teilweise heute noch bestehender Freundeskreis mich zum Metal geführt hat, wäre zu überprüfen. Aufgrund des doch schon fortgeschrittenen Alters bei mir, sind die Erinnerungen teilweise verblasst oder hinter einem nebligen Berg in Transsilvanien verschwunden bzw. verstecken sich.

 

Es war also einmal ein Jugendlicher im zarten Alter von 15 Jahren, so vermute ich begann es, der durch seine Klassenkameraden und Freunde doch sehr schnell in die unterschiedlichsten Sparten des Metal eingeführt wurde, noch mit weniger Haaren auf dem Kopf als in den folgenden Jahren und seinen eigenen Geschmack suchte und auch fand.

 

Mein metallischer Kreis hörte von Deep Purple, Led Zeppelin, Rainbow, The Who bis hin zu Scorpions vieles und einiges davon war mir geschmacklich zu „sanft“, wobei meiner eher Exodus, Testament, Overkill, Iron Maiden, Accept, AC/DC, Manowar, Metallica, Judas Priest und vor allem, da ich dem Schwarzen, dem Düsteren zugewandt war, Venom, Bathory, Mayem, Morgoth, Sodom, Kreator, Destruction, Hellhammer/Celtic Frost oder auch Running Wild, Grave Digger und Helloween umfasste. Ich betone, wir reden hier von den Achtziger Jahren, in deren Beginn viele der Bands ihr dunkle Seite hatten und so verspeiste ich u.a. „Walls Of Jericho“, „Welcome To Hell“, „Heavy Metal Berakdown“, „Bathory“ und „To Mega Therion “ regelmäßig, aber auch „Exoten“ wie Loudness aus Japan. Diese spielten zwar „weichgespülten“ Hair-Metal, aber schon da merkte ich, dass ich mich öffnen und erweitern kann……..grins.

 

Die Jahre vergingen, ich wurde siebzehn (17), die Haare waren nun prachtvoll gewachsen und das Jugendzimmer wurde eigenhändig und ohne vorherige Absprache mit Bildern von Kiss, Venom und Iron Maiden umgestaltet (Stecknadeln für die Wand, Klebstoff für die Tür kamen zum Einsatz) und nicht nur diese Tatsachen trieben meine liebe Mutti (Gott habe sie selig!), immer wieder in den elterlichen Wahnsinn.

 

Da ich aus der ehemaligen DDR komme, waren natürlich Radiosendungen mit der entsprechenden musikalischen Besetzung Pflichtabende für meinen Recorder und mich und so wurde am Mittwochabend im elterlichen Wohnzimmer um Ruhe gebeten, wenn die entsprechende Sendung lief und ich mit meinem Mikro aufnahm. Es war immer ein Abenteuer, denn ich hatte auch Momente, wo man sehnsüchtig auf Accepts „Balls To The Wall“ warte, er kam und jemand von der Familie nieste. Super! Klar, hatte nicht jeder so eine Aufnahme, aber keine wollte sie auch…..jedenfalls nicht so.

 

Die ersten Original-Kassetten mit metallischem Ursprung erlangte ich in einer Tagesreise nach Budapest. Das Geld reichte immer nur für hin, für zurück, schnell in einem bekannten Metalladen einzukaufen und ab in die Heimat. So kam ich dann abends stolz mit Overkills „Feel The Fire“ und „Taking Over“, Bathorys „Under The Sign Of Black Mark“ und Sodom`s „In The Sign Of Evil“ nach Hause.

Die erste Platte in meinem Regal, war Slayers „Hell Awaits“, die ich für 140 DDR-Mark von einem Kollegen kaufte und wie den heiligen Gral behandelte.

 

Als Ossi prägten mich auch einheimische Bands wie Formel 1 oder Biest, zu deren Konzerten man immer abenteuerlich reiste. Vermutlich 1987, fuhr ich mit einem Freund (ich weiß nicht mehr wie) nach Rietz-Neuendorf/Brandenburg in einen Gasthof wo Biest, mitten in der Pampa spielte. Keiner wusste nach dem Ende des Konzertes wo wir schlafen und so sprach uns ein Mädel an, die uns dann mit zu sich und ihren vielen Geschwistern mitten im Armeespeergebiet nahm (dort stand das Haus) und die Nacht auf dem Fußboden in der Küche verbrachten. Es war Gastfreundschaft pur und ein Erlebnis zugleich, nach einem zweistündigen Konzert mit jeder Menge Haarbewegungen meinerseits.

 

Es gab für mich mehr als nur ein Album, was mich immer wieder begeistert hat. Besonders hängen geblieben sind aber Kreators „Pleasure To Kill“, Sodoms „Agent Orange“ oder auch Metallicas „Right The Lightning“. Heute höre ich alles schon erwähnte und zusätzlich sogar die Bands, die mir damals zu weich waren. Tja, da hat das Schicksal wohl doch noch mal zugeschlagen.

 

 

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