Mit dem Hellfire Quick5 Interview versuchen wir dem Leser möglichst interessante Infos aus den Musikern rauszukitzeln, ohne dass sie sich seitenlangen Fragen/Antworten hingeben müssen. Wir vom Hellfire bemühen uns, (mehr oder weniger) kurz und prägnant im Rahmen von 5 Fragen zu agieren (manchmal kann eine Frage auch gedoppelt oder getrippelt sein); dem Musiker obliegt es, nach seinem Gutdünken zu antworten: kurz und knapp bis hin zu ausschweifend und umfangreich.
Heute stellt sich die amerikanische Band Seven Spires unseren Quick5-Fragen.
HF: Zunächst mal Gratulation zu eurem klasse Album Debüt. Nachdem ich „Solveig“ einige Mal gehört hatte, fiel es mir schwer eure Musik irgendeiner Kategorie zuzuordnen. Letztlich habe ich sie in meiner Rezension irgendwo zwischen Symphonic-Metal und Melodic-Death-Metal eingestuft. Seid ihr mit dieser Einstufung einverstanden oder wie würdet ihr den Lesern eure Musik beschreiben, und was sind eure musikalischen Einflüsse?
SeSp: Symphonic Metal und Melodic Death Metal hört sich gut an, vielleicht mit einem Schuss Symphonic Black Metal. Unsere musikalischen Einflüsse sind ziemlich breit gefächert – alles von Dimmu Borgir und Kamelot bis hin zu Edward Elgar (Anm.: britischer Komponist, u.a. „Pomp & Circumstance March No.1“) und Hans Zimmer (Anm.: Filmkomponist, z.B. „König der Löwen“). Der Sound von Seven Spires ist sehr düster, majestätisch, mal verspielt, mal total krank.
HF: Eure erste EP erschien bereits 2014. Warum hat es drei weitere Jahre gebraucht euer Debüt-Album zu veröffentlichen?
SeSp: Es hat eine ganze Weile gedauert bis sich das jetzige Lineup gefestigt hat – dies war ein Grund der Verzögerung, und ein entscheidender Grund war auch, dass das Mixing so lange gedauert hat. Das Mixing und Mastering des Albums haben Sascha Paeth und Miro Rodenberg von Avantasia übernommen, und genau zu der Zeit wurde Avantasias „Ghostlights“ veröffentlicht, dadurch waren sie mit der Tour und allen mit dem Album zusammenhängenden Aktivitäten gebunden. Davon abgesehen sind wir von ihrer Arbeit am Album begeistert.
HF: Besonders beeindruckt war ich von Adrienne’s sehr variabler Stimme. Ich konnte zunächst kaum glauben, das da immer dieselbe Person hinterm Mikrofon steht. War dieser sehr abwechslungsreiche Gesang von Anfang an als Stilmittel geplant oder hat sich das erst während der Studioarbeit herauskristallisiert? Hast Du, Adrienne, eine spezielle Methode Deine Stimme zu trainieren?
SeSp: Ich habe zwar ein sehr intensives Gesangs-Training, aber soweit es Metal betrifft, habe ich mir alles selbst beigebracht. Ich habe alles von klassischem Opern- und Theater Gesang bis hin zu Speech Level Singing (Anm.: funktionale Stimmbildungsmethode) studiert, ironischerweise haben sich meine Death Growls ausgerechnet durch den klassischen Gesangsunterricht verbessert. Die verschiedenen Arten des Gesangs sind vermutlich beim Komponieren in den vielen Unterkategorien des Metal entstanden. Das war so nicht geplant, es war aber auch nicht so, das wir gesanglich eine „Nur klarer Gesang“ oder „Beauty And The Beast“ Band sein wollten. Schreien hat etwas sehr befreiendes, und damit kann man eine breitere und intensivere Palette an Emotionen rüberbringen.
HF: Ein wenig irritiert war ich von der etwas kryptischen Inhaltsangabe eures Albums, demnach erzählt „Solveig“ die Reise einer verlorenen Seele durch eine düstere, dämonische, neuviktorianische Unterwelt, deren Fokus vor allem auf Eskapismus, Tod und Dekadenz liegt. Könnt ihr das zugrunde liegende Konzept ein wenig näher erläutern?
SeSp: Der Handlungsrahmen des Albums ist eine sonnenlose, neo-viktorianische Unterwelt, welche von einem alten Dämon beherrscht wird. Die verlorene Seele, die Du erwähnt hast, trifft diesen Dämon zu Beginn des Albums („Encounter“), und tauscht
im Cabaret Of Dreams seine Freiheit gegen ewiges Glück ein („Choices“/“Closure“). Schließlich lernt sie die viel dunklere Seite des Dämons und dessen Hintergrund kennen, und versucht um jeden Preis der Unterwelt zu entfliehen.
Aber, wie entkommt man einem Pakt, in dem man seine Seele verkauft hat und aus dem es keinen Ausweg gibt, nicht einmal durch den Tod?
HF: Habt ihr geplant die Geschichte, die eure Songs erzählen, auf der Bühne auch visuell umzusetzen, und wann haben wir Gelegenheit euch in Deutschland live zu sehen?
SeSp: Es wäre cool, eine Live-Version von Solveig auf die Bühne zu bekommen – das Album wurde so geschrieben, das die Geschichte nur von der Band allein erzählt werden kann, statt als ausgewachsenes Musical oder einer anderen Art der Bühnen-Produktion. So in der Art, vielleicht ergänzt um ein paar Elemente auf der Bühne um die Unterwelt Atmosphäre zu betonen, wäre ein guter Anfang. Wir hoffen nächstes Jahr wieder über den großen Teich zurückzukehren, und bestimmt machen wir dann auch Halt in Deutschland.
HF: Danke für das Interview, ich wünsche euch viel Erfolg für die Zukunft.
Interview: Klaus Saalfeld
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