Shields – Life In Exile

© Shields

Geschrieben von Katja Rohloff
Band: Shields
Album: Life In Exile
Genre: Melodic Hardcore
Plattenfirma: Long Branch Records
Veröffentlichung: 20. April 2018

Das neue Album  der britischen Hardcorer Shields steht unter dem großen Schatten des tragischen Todes von Gitarrist George Christie. Die Nachricht von seinem Selbstmord schockte Anfang des Jahres nicht nur die Core-Community. „Life In Exile“, das neue und erste Album der Londoner Formation ist somit so etwas wie das musikalische Vermächtnis eines viel zu kurzen Lebens. 

Shields gehören zu den Bands, die ich bisher immer aus dem Augenwinkel mitbekommen habe, aber mit denen ich mich noch nicht näher befasst habe. Umso erstaunter war ich, dass die Briten erst seit 2012 als Band aktiv sind, verfügen sie doch über eine beachtliche Fanbase. Aber wenn man sich den Weg der fünf Musiker anschaut, ist es eigentlich nur logisch. Schon 2013 veröffentlichten sie im Eigenvertrieb ihre erste EP und tourten damit unermüdlich durchs Vereinigte Königreich. „Guilt“, die zweite EP, folgte im April 2015 und führte die Band in den nächsten zwei Jahren auch aufs europäische Festland und zu diversen Festivals.

2018 folgte der Plattendeal mit Long Branch Records und die Veröffentlichung des ersten Albums „Life In Exile“, die verdiente Belohnung für die unermüdliche Arbeit. Vergleicht man die letzte EP mit dem neuen Album, haben Shields einen unglaublichen Schritt nach vorn gemacht, und schon damals waren sie nicht schlecht. Aber sie haben in den vergangenen Jahren ein Gespür dafür entwickelt, wie sie die melodischen Anteile ihrer Musik konkreter und pointierter setzen müssen, um ihren Songs einen klarer definierten Charakter zu verleihen. Auch der Gesamteindruck hat sich deutlich verbessert, neigten die älteren Stücke doch in ihren Einzelelementen manchmal auch zur Beliebigkeit.

Die beiden vorab veröffentlichten Singles „Black Dog“ und „It’s Killing Me“ sind dabei ein guter Querschnitt durch das klangliche Portfolio von Shields. „Black Dog“ rast mit rhythmischer Härte voran, Shouts und Screams dominieren und der ganze Track strahlt eine pulstreibende Hektik aus und geht auch in den cleanen, melodisch eher minimal unterlegten, Chorus-Passagen kaum auf die Bremse. „It’s Killing Me“ weist hingegen eher Metalcore-Charakteristika auf, legt den Schwerpunkt auf eine eingängige Melodie und einen hohen Anteil an Clean Vocals und erinnert mich in den verspielten Gitarren-Parts manchmal an Alazka, geht aber in den Strophen deutlich härter voran.

Shields schaffen es immer wieder, ihre Hörer zu überraschen. Was melodisch anfängt, wird zu einem hardcorebetonten Brett, lockert den Druck dann wieder etwas in den Refrain-Wiederholungen und wechselt zum Ende hin sogar nochmal den Grundrhythmus („In The Grey“). „Delilah“ brettert hingegen hart durch vier Minuten Spielzeit und befriedigt die Erwartungshaltung nach melodischen Einsprengseln nur teilweise. 

Beim Blick auf die Trackliste kam mir der Ausdruck „Aokigahara“ ungut bekannt vor. Google bestätigte mir dann diesen Eindruck, handelt es sich dabei doch um den sogenannten Selbstmord-Wald in Japan. Der Titel des vorhergehenden Interludes bezeichnet die geographischen Koordinaten dieser Stätte. Und nicht nur durch dieses eigene Intro setzt sich der Track vom Rest des Albums ab. Hier fließen dem Hörer Melodie und Härte zeitgleich entgegen, der melodische Cleangesang wird durch treibenden Rhythmus unterlegt, während die gutturalen Parts teils durch eine melodische Instrumentierung unterlegt sind. Stilistische Exkursionen Richtung Djent etc. inklusive. Mit dem Wissen um die Geschehnisse habe ich hier den Eindruck: Ein Song, so zerrissen wie die menschliche Seele.

„Life In Exile“ ist ein Album geworden, das alle Freunde des melodischen Hardcore ansprechen dürfte. Shields wissen genau, welche Klangelemente auch als Gegensätze ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Ein schönes Denkmal für einen Musiker, der von Familie, Freunden und Fans gleichermaßen vermisst wird. Gerade wenn man auf die Texte achtet, hat man öfters auch mal einen fetten Kloß im Hals, aber Schmerz ist, zum Glück, vergänglich, Musik bleibt für immer. Und dieses Album wird allen Fans dieser musikalischen Richtung Freude bereiten.

Trackliste:
01 Intimacy
02 Black Dog
03 In The Grey
04 Upside Down
05 White Embers
06 It’s Killing Me
07 Delilah
08 Love Is Dead
09 Mother
10 Sibling
11 N35.E138
12 Aokigahara

Line-up:
Joe Edwards – Vocals
Sam Kubrick – Vocals / Guitar
George Christie – Guitar
Lawrence Welling – Bass
Alex Rayner – Drums

Weitere Infos:
Shields bei Facebook

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