Alle Jahre wieder…. ist es soweit, dass Hellfire-Team scheut keine Mühen, euch die Adventszeit mit einem „Special“ zu verkürzen. In diesem Jahr präsentieren wir euch ein paar, von vielen womöglich längst vergessene Bands und deren Alben, für die sich unsere Redakteure bis heute begeistern. Viel Spaß damit…
Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Green Jellÿ
Album: Cereal Killer Soundtrack
Genre: Rock, Punk, Metal
Plattenfirma: Zoo Entertainment
Veröffentlichung: 05.03.1993
Es war einmal, vor langer langer Zeit, in einem weit entfernten Land, eine Gruppe Namens Green Jellö, die sich redlich mühte, als selbstbezeichnete „schlechteste Band der Welt“ ihre musikalischen Ergüsse auf den Rest der Menschheit loszulassen, mit – wenig verwunderlich – eher mäßigem Erfolg. Nach dem bereits eine Dekade seit ihrer Gründung verstrichen war, hatten die Mitglieder eines Tages einen Geistesblitz: sie wollten ein reines Video-Musik-Album veröffentlichen, ohne dass es die Mucke in physischer Form zu erwerben gab. Mit dieser Idee traten sie beim BMG-Tochterlabel Zoo Entertainment auf den Plan, die sie sofort unter Vertrag nahm.
Das Videoalbum „Cereal Killer Soundtrack“ verbreitete sich stetig im Untergrund und verkaufte sich letztlich über 100.000 Mal. Auch ein lokaler Radiosender in Seattle trug maßgeblich zum Durchbruch bei, als dieser den Song „Three Little Pigs“ eigentlich nur als Scherz spielte, die Telefone des Senders daraufhin aber nicht mehr stillstanden. Dies wiederum veranlasste das Label, eine EP mit vier Songs von Cereal Killer… zu veröffentlichten, was besagten Track zu einem Hit werden ließ, dass dazugehörige Stop-Motion-Claymation-Musikvideo lief auf MTV (damals noch eine große Nummer) in Dauerrotation.
Durch den Erfolg von „Three Little Pigs“ veröffentlichte die Band im März 1993 „Cereal Killer Soundtrack“ dann doch auf CD. Der Name musste zwischenzeitlich nach einem Markenrechtsstreit mit The Kraft Heinz Company, die unter dem Namen Jell-O u.a. Wackelpudding auf den Markt bringt, in Green Jellÿ geändert werden.
Das Album an sich ist ein kruder Mix aus Punk, klassischem Metal, Funk Metal, House und Reggae. Wenn man sich die aberwitzigen und verrückten Videos zu den Songs dazu anschaut, könnte man das Ganze auch als tongewordenen Irrsinn bezeichnen, denn die Texte sind genau wie die Videos völlig hirnverbrannt.
Beispiel gefällig? „Obey The Cowgod“ ist eine Hommage an „Beefcake The Mighty“, den Bassisten der Band Gwar, der Green Jellÿ einst beigebracht hat, wie sie ihre Latexkostüme herstellen. „Three Little Pigs“ ist eine Nacherzählung des klassischen Märchens „Drei kleine Schweinchen“, allerdings in einer modern-abstrusen Version, in der Rambo am Ende den großen bösen Wolf erlegt. Der Titeltrack handelt von Müslimaskottchen, die in den Krieg ziehen, wobei der FruitLoops-Tukan alle anderen Maskottchen abschlachtet! „Anarchy In The U.K.“ ist ein quasi-Cover der Sex Pistols, wobei sich die Green Jellÿ Version mit Familie Feuerstein und deren Heimat Bedrock (im Original) befasst. Und „House Me Teenage Rave“ enthält einen viereinhalb Minuten dauernden Dialog mit eindeutig zweideutigem Inhalt, unterlegt mit House Music.
Auf musikalischer Ebene funktioniert die erste Hälfte des Albums am besten, gekrönt von „Electric Harley House (Of Love)“, einem Song, der mit einer „Battle Hymn“ ähnlichen Einleitung startet und sich dann zu einem recht simplen, aber genialen klassischen Metal Song mit Ohrwurm Potential wandelt. Bei einer einst in Los Angeles gegründeten Band mit einem dänischen Drummer hielt sich die Begeisterung allerdings in Grenzen und verklagte Green Jellÿ, denn das Basisriff im Solopart ähnelte zufällig einem ihrer wenigen Hits, was zur Folge hatte, das MTV das Video nicht mehr spielte und bei der Wiederveröffentlichung von „Cereal Killer …“ das Riff aus dem Song herausgeschnitten wurde.
Für den Rest der Scheibe braucht der gemeine Metaller wahlweise eine enorm große Toleranz-Zone, eine gehörige Portion schrägen Humors oder reichlich Alkohol, am besten natürlich alle drei Dinge zusammen. Egal, trotz oder gerade wegen ihrer Skurrilität funktioniert die Scheibe für mich damals wie heute. Wer über Bands wie Nanowar Of Steel lachen kann, sollte sich „Cereal Killer Soundtrack“ einfach mal gönnen, am besten mit visueller Untermalung.
Green Jellÿ existieren übrigens nach wie vor und haben erst vergangenes Jahr eine neue Scheibe („Garbage Band Kids“) herausgebracht. Ebenso sei erwähnt, dass zu den bemerkenswerten früheren Mitgliedern die späteren Tool-Mitglieder Danny Carey und Maynard James Keenan gehörten, die beide in den frühen 90er Jahren Teil der Green Jellÿ Familie waren.
„And the moral of the story is: A band with no talent can easily amuse Idiots with a stupid puppet show!“ Amen!
Trackliste:
- Obey The Cowgod
- Three Little Pigs
- Cereal Killer (Edit)
- Rock-N-Roll Pumpkihn
- Anarchy In The U.K.
- Electric Harley House (Of Love)
- Trippin‘ On XTC
- Misadventures Of Shitman
- House Me Teenage Rave
- Flight The Skajaquada (Edit)
- Green Jellÿ Theme Song
Mehr Infos:
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Video zu „Three Little Pigs“
Video zu „Electric Harley House (Of Love)“