Skylight und Mirrorplain in Mülheim a. d. Ruhr – ein geniales Double-Feature

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Geschrieben von Katja Rohloff / Photos by Carola Eckert

Hörsaal A – Mülheim a. d. Ruhr Was als netter Ausflug in meine Heimatstadt gedacht war, resultierte letztendlich in einem meiner persönlichen Konzerthighlights des Jahres. Aber der Reihe nach.

Da ich Mirroplain schon seit Erscheinen ihres Debütalbums „Path Of Salvation“ (hier geht’s zur Rezension) auf meiner Wishlist für einen Live Auftritt hatte, lag ein Besuch des Konzertes am 18.11.2017 im Hörsaal A nahe, zumal mir Mirrorplain-Sänger Christian Döring das Event mit Stichworten wie „familiäre Atmosphäre“ und „kleine, ganz besondere Location“ schmackhaft gemacht hatte. Als Fan der vielbeschworenen Wohnzimmer-Atmosphäre war ich natürlich sofort begeistert und so ging es mit Redaktionskollegin Michi Winner am Samstag zurück nach Hause in den Ruhrpott.

Mit dem großspurigen Hinweis „Ich weiß wo das ist, ich hab‘ da früher um die Ecke gearbeitet“ hatte ich erst einmal alle Unterstützungsangebote bei der Location-Suche abgelehnt, aber die Kombination aus Regen und Kälte führte recht schnell dazu, dass der Besuch aus dem Sauerland eine kleinlaut gewordene Redakteurin und Begleitung einsammeln kam. Tröstend war da nur die Tatsache, dass wir nicht die einzigen orientierungslosen Schafe waren. Der Hörsaal A hat sich das Label „Geheimtipp“ in mehr als nur einer Hinsicht verdient. Aber auch Wohnzimmer-Atmosphäre kann man nicht perfekter definieren, handelt es sich doch um einen liebevoll eingerichteten und erstaunlich großen Proberaum mehrerer Bands, der gleichzeitig als Veranstaltungsraum für Konzerte der besonderen Art dient. Hier wurde man auch als Neuling herzlich begrüßt und so warteten wir gespannt (und entspannt auf dem Sofa ), was Skylight und Mirrorplain für eine Show bieten würden.

IMG_7230Die beiden befreundeten Bands hatten für den Abend auf die üblichen Gepflogenheiten gepfiffen und kurzerhand aus der traditionellen Rollenverteilung „Support und Main Act“ ein Double-Headliner-Event gemacht und so starteten Skylight aus Meinerzhagen gegen 20:15 Uhr mit einem Full Set. Schon nach den ersten Tönen des Openers „Victim“ war festzuhalten, dass a) der Sound im Hörsaal A erheblich besser ist als in so manch größerer Location, b) die fünf Jungs viel Spaß auf der Bühne haben und c) das Zuhören auch verdammt viel Laune macht, denn Skylight können definitiv was und zwar mitreißenden Melodic Metal. Der wuchtige Sound und die Vocals von Frontmann Gerrit Eckert sind live verdammt beeindruckend und beim Songwriting haben Skylight definitiv ein Händchen für Catchyness, denn jeder Song sorgte sofort für Begeisterung beim Publikum. Die Setliste wurde dabei von einer Mischung aus den Songs des aktuellen Albums „Asylum“ (u.a. „Inside The Walls“, „Resurrection“) und neuem Material wie „Morning Sun“ und „Fall“ dominiert. Letztere gaben schon einmal einen vielsprechenden Ausblick auf das zur Zeit in Arbeit befindliche neue Album. Dass hier seit elf Jahren nicht nur Bandkollegen, sondern Freunde zusammen Musik machen, zeigte sich spätestens als Sänger Gerrit den fünften Song des Abends mit „Bitter End“ ankündigte, aber alle „Dreams Collide“ vom zweiten Album „Nemesis“ anstimmten… alle bis auf Gitarrist Thomas, der jobbedingt die letzte Bandprobe verpasst hatte und nun eiskalt erwischt wurde. Nach einem kurzen Panikmoment schaffte er es dann aber doch souverän durch den Song und konnte anschließend mit dem Rest der Band und dem Publikum auch herzlich über den gelungenen Scherz lachen. Mit „Lost In Souls“ beendeten Skylight dann nach knapp 1,5 Stunden ihr reguläres Set, aber die sofort einsetzenden Zugabe-Rufe, auch von den durchgehend mitfeiernden Mitgliedern von Mirrorplain, brachten die Jungs für zwei weitere Songs zurück auf die Bühne. Beim ersten Song, einem Cover des Axel Rudi Pell Songs „Snake Eyes“ holten sich die Jungs Unterstützung durch die Gitarristen von Mindgame hinzu, denn schließlich sind Gerrit und Hendryk schon die zweite Musikergeneration in der Familie Eckert und so sorgte die ältere Musikerriege dafür, dass der Sound des Gitarrenvirtuosen entsprechend umgesetzt wurde. Die zweite Zugabe bestritt der Nachwuchs dann alleine, aber genauso mitreißend.

Das perfekte Fazit für den Auftritt von Skylight zog der Mirrorplain-Frontmann anschließend mit den Worten: „Das war schon mal ein Ausrufezeichen, jetzt müssen wir uns anstrengen, damit wir kein Fragezeichen hinterlassen.“ Besser kann man es einfach nicht sagen. Beim redaktionsinternen Duell, wer sich das aktuelle Album von Skylight zur Rezension sichert, zog ich dann leider den Kürzeren, so dass ihr demnächst die Meinung meiner Kollegin über „Asylum“ auf unserer Seite lesen könnt.

IMG_7314Mirrorplain hatten es dann noch eine Runde kuscheliger auf der kleinen Bühne, hat sich die Band doch seit Tourbeginn dauerhaft um ein weiteres Mitglied in Form von Gitarrist Jan Ackerschott verstärkt. Definitiv eine gute Wahl, denn schon nach einem Auftritt kann man sich Mirrorplain nur schwer ohne den Mann an der Rhythmusgitarre vorstellen. Angespornt durch die Darbietung ihrer „Vorband“ und begeistert angefeuert durch Publikum und insbesondere die Mitglieder von Skylight, eröffneten die gutgelaunten Jungs aus Finnentrop ihr Set mit dem hochmelodischen „Fortune“, bei dem sich die Zuschauer schon erstaunlich textsicher präsentierten und so den mit einer Erkältung kämpfenden Sänger Christian unterstützten. Beim anschließenden, deutlich rockigeren „Mirrorplain“ wurde dann auch ausgiebig geheadbangt, was angesichts von Raumtemperatur und -größe für die Kondition und Koordination aller Beteiligten spricht. Das knapp 90 minütige Set wurde selbstverständlich vom Debütalbum „Path Of Salvation“ (u.a. „Eternal Jack“, „Unsought“) dominiert, aber zwischendurch gab es dann doch ein paar Ausflüge in die immerhin auch schon gut sechsjährige Bandhistorie und so kamen Newbies  wie ich in den Genuss von „Million Miles“ von der 2014 erschienenen EP „Reflection“ als dritten Song des Abends. Der ständige Schlagabtausch zwischen den Bandmitgliedern und auch die gutgelaunte Interaktion mit dem Publikum zeugten vom Spaß, den die Jungs von Mirrorplain auf der Bühne haben, egal wie klein oder groß diese ist. Definitiv eine willkommene und wohltuende Abwechslung von den durchchoreografierten Performances, die andere Formationen lieblos abspulen. Highlight des gesamten Auftrittes war auf jeden Fall der spontane Umbau eines Songs zu einem Duett, bei dem die Sänger von Mirrorplain und Skylight auch ohne Probe erstaunlich harmonisch zusammen agierten. Solche Momente machen ein Konzert einfach unvergesslich. Ihr reguläres Set beendeten die Sauerländer mit ihrer zweiten Single „Salvation“, mit der sie den Hörsaal A nochmal richtig rockten. Die lautstark geforderte Zugabe lieferten Mirrorplain dann mit einer weiteren Perle der Bandgeschichte in Form von „Inject The Death“ von der Demo-EP, bei dem sich auch Keyboarder Kevin Ax mal kurzzeitig vom Basecap trennte und in die rhythmischen Kopfbewegungen einstimmte. Ergänzt wurde die Zugabe um eine spontane Improvisation des Blink-182 Hits „All The Small Things“ bei der das Publikum so begeistert mitging, dass der zwischenzeitliche Textmangel des Mannes am Mikrofon kaum aufgefallen wäre, hätte dieser nicht lachend zugegeben, dass ihm da eine Strophe fehlt. Aber Bandkollegen und Zuschauer halfen gerne aus und so endete ein genialer Konzertabend in einer gutgelaunten Party. Auch Mirrorplain haben definitiv ein Ausrufezeichen gesetzt im Hörsaal A.

Wer mal wieder Lust auf talentierte Bands hat, echten Spaß und authentische Musiker auf der Bühne erleben möchte, dem empfehle ich dringend einen oder mehrere der folgenden Termine. Es lohnt sich!

Tourdaten Skylight:
08.12.17 Lüdenscheid – Panoptikum
09.12.17 Kierspe – Weihnachtsmark (Akustik-Set)

Tourdaten Mirrorplain:
24.11.17 Oberhausen – Helvete
25.11.17 Herdorf – Rattenloch
01.12.17 Bonn – Rock und Pop Zentrum
16.12.17 Weringhausen – Schützenhalle.
06.01.18 La Chauee – Mets (FR)
24.02.18 Pooca Bar – Hamburg
10.03.18 Café de Meister – Gelen (NL)
19.05.18 Clochard – Hamburg

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