Geschrieben von Michi Winner
Band: Sons Of Apollo
Album: Live With The Plovdiv Psychotic Symphony
Genre: Hard Rock / Progressiv Rock
Plattenfirma: Inside Out Music
Veröffentlichung: 30. August 2019
Sons Of Apollo war mir bisher nur dank der Rezensionen über Jeff Scott Soto ein Begriff. Diese Supergroup hat aber auch noch einen anderen Helden meiner Jugend zu bieten: Billy Sheehan. Back in the 90s waren Mr. Big und auch Guns N‘ Roses für mich das Maß aller Dinge. Ich freue mich daher schon auf die kommenden zwei Stunden.
Das Live-Album ist mit 24 Tracks ein richtiges Monster, das mit einem Track von über 11 Minuten startet. Zur Einstimmung gibt es das komplette Into und viel vom Publikum zu hören. Hier legte man offenbar Wert darauf, dass Live-Feeling richtig einzufangen. So ganz begeistert bin ich jedoch nicht, das ist schon sehr progressiv, wird aber im Verlauf etwas besser mit mehr Härte und klareren Linien. Auch das Folgende „Signs Of Time“ ist mir noch zu verschnörkelt und mit seinen gewundenen Melodiebögen eher auf der experimentellen Seite des Rock angesiedelt. Mir ist das, insbesondere durch die verzerrten Bässe und die ausufernden Keys, zu anstrengend, vor allem über fast 7 Minuten. Im Vergleich zu den beiden Alben, die Jeff Scott Soto im Laufe des letzten Jahres mit anderen Projekten hervorgebracht hat, ist das bisher noch sehr schwach, aber ich habe ja noch 22 Tracks vor mir.
Während der Songs hört man vom Publikum kaum etwas, dafür sind Gitarren- und Bassspuren um so dominanter. Die Stimme von Soto kann sich zwar dennoch durchsetzen, ist aber vom Gesamtklang her weit von einer Studioaufnahme entfernt. Schön ist hingegen, dass offenbar nicht allzu viel geschnitten wurde und auch die Interaktionen mit dem Publikum das Ganze immer wieder auflockern, was besonders bei den Solo-Teilen der einzelnen Bandmitglieder auch nötig ist. Ich finde in die Länge gezogenen Soli schon schwierig, wenn ich auf einem Konzert bin, auf Platte ist es alles andere als besser. Viele der Songs wirken auf mich, als hätte man einen normalen Track mal eben um die Hälfte gestreckt, um sich Live mehr austoben zu können.
Eine weitere Besonderheit dieses Album ist das Konzert an sich. Es bestand aus zwei Sets, eines „Standard“ und einmal mit Orchester und Chor. Das Orchester des Plovdiv hat sich extra hierfür in Anlehnung an den Albumtitel der Sons of Apollo in „Ploviv Psychotic Sympony Orchestra“ umbenannt. Bei „Kashmir“ kann ich das erste Mal bewusst das Orchester ausmachen. Ich will gar nicht ausschließen, dass es auch schon vorher zu hören war, aber durch die komplexen Melodien und die zahlreichen Colorationen des Themas innerhalb eines Songs, ist es so schon schwer gewesen einzelne Komponenten zu identifizieren.
Ich muss sagen, dass mir „Kashmir“ bisher am besten gefällt. Satter Sound, viel Volumen und tolle Arrangements. Das kommt dadurch auch nicht halb so progressiv rüber wie die ersten Tracks. Bei „Gates Of Babylon“ relativiert sich dieser Eindruck zwar etwas, aber dennoch bin ich von der Kombination mit dem Orchester echt angetan, auch der Chor gibt dem Song eine ganz andere Tiefe als den bisherigen. Da hat sich die Arbeit, die ein solches Konzert erfordert, auf jeden Fall gelohnt. Hörenswert ist auch „Comfortably Numb“, ein Pink Floyd Cover, dass es nur auf der Audio-CD gibt. Soto hält seine Stimme hier an der kurzen Leine, um dem Original näher zu kommen, dennoch hört man immer wieder deutlich diese unterdrückte Power und Emotion, die der Song auch erfordert. Der Wechsel zu „The Show Must Go On“ ist schon sehr drastisch und hier kommt Sotos Stimme endlich voll zur Geltung und kann alle Power und Facetten zeigen. Ich verstehe, warum er so ein Fan von Queen-Songs ist, seine Stimme ist wie gemacht dafür.
Während ich im ersten Teil noch arge Probleme mit Sons Of Apollo und ihren Interpretationen hatte, so bin ich im zweiten Teil voll auf der Seite der Jungs, auch wenn hier nach wie vor die Live-Stimmung während der Songs kaum wahrzunehmen ist.
Für reine Hard Rock Fans ist diese Scheibe wohl nur bedingt geeignet, da sie doch sehr viele Prog-Elemente enthält, aber Fans der ersten Platte von Songs Of Apollo und der Kombination von Orchestern und Rock sollten auf jeden Fall rein hören.
Von mir gibt es 6,5 von 10 Hellfire-Punkten.
Trackliste:
- God of the Sun
- Signs of the Time
- Divine Addiction
- That Metal Show
- Just Let Me Breathe
- Billy Sheehan Bass Solo
- Lost in Oblivion
- JSS Solo Spot: The Prophet’s Song / Save Me
- Alive
- The Pink Panther Theme
- Opus Maximus
- Kashmir
- Gates of Babylon
- Labyrinth
- Dream On
- Diary of a Madman
- Comfortably Numb
- The Show Must Go On
- Hell’s Kitchen
- Derek Sherinan Keyboard Solo
- Lines in the Sand
- Bumblefoot Solo Spot
- And the Cradle Will Rock
- Coming Home
Line-Up:
Mike Portnoy: Drums, Vocals
Derek Sherinan: Keyboards
Billy Sheehan: Bass
Ron „Bumblefoot“ Thal: Guitar, Vocals
Jeff Scott Soto: Vocals
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