Spidergawd – VI

© Spidergawd

von Mathias Keiber
Band: Spidergawd
Album: VI
Genre: Heavy Rock
Label: Crispin Glover 
Veröffentlichung: 10. Dezember 2021

Es ist mal wieder Zeit, die ganz große Keule auszupacken…

Ich habe früher fast so gern gelesen, wie ich Musik gehört habe und bis heute höre. Und weil ich streng genommen von Musik bis heute keinerlei Ahnung habe, also von Tonleitern und solchen Sachen, habe ich deutsche, englische und amerikanische Literatur studiert. Weil ich mit Englisch und Deutsch eigentlich immer ziemlich gut klarkam – und mit sonst nicht viel. Für die mündliche Abschlussprüfung in Amerikanistik fragte mich mein Prof, ob ich mir zu dem einen Thema, das ich vorgeschlagen hatte, noch „Fear and Loathing in Las Vegas“ von Hunter S. Thompson draufschaffen könnte. Das Buch habe nur 200 Seiten, sagte er. Ich sagte: „Ja.“ (Den Film habe ich bis heute nie gesehen.)

„Fear and Loathing in Las Vegas” ist bis zum heutigen Tag eines von nur zwei Büchern, das ich innerhalb eines Tages gelesen habe. Und es ist das einzige Buch, aus dem ich zu jeder Tages- und Nachtzeit eine mehrzeilige Passage zitieren kann. Diese:

Music has always been a matter of Energy to me, a question of Fuel. Sentimental people call it Inspiration, but what they really mean is Fuel. I have always needed Fuel. I am a serious consumer. On some nights I still believe that a car with the gas needle on empty can run about fifty more miles if you have the right music very loud on the radio.

Was den Autor des Zitats vom Autor dieser Rezension unterscheidet: Ich glaube nicht, dass ich jemals etwas zu Wort bringen werde, das so sehr meiner Identität entspricht, wie das, was Hunter S. Thompson über sich schreibt, bzw. den Charakter, den er in seinem eigenen Buch spielt. Kurzum: Musik ist mein Kraftstoff!

Was für mich noch über dem Zitat steht, sind die Musiker, die genau diesen Kraftstoff liefern. Es gibt viele, die mich antreiben. Aber nur wenige, die mich so mitten ins Herz treffen, dass ich mich mit ihrer Musik voll und ganz identifiziere.

Clutch ist die erste Band, die mir dazu einfällt. Und Greenleaf die zweite. In beiden Fällen war es ein Album, das ich über Wochen oder Monate hinweg pausenlos hörte. Und die dritte? Unter noch aktiven Bands sind das mittlerweile wohl Spidergawd. (Horisont haben ja bereits ihre Auflösung bekannt gegeben.)

Aber bei Spidergawd ist es nicht wegen dieses einen Albums, wie bei Clutch oder Greenleaf. Es ist eher ein Prozess gewesen. Weil „VI“ jetzt das dritte Album der Band infolge ist, das mich mit dem ersten Song ins Herz trifft — und mich für den Rest der Spielzeit gefühlt Bäume ausreißen lässt. Weil es mir sagt:

„Hey! Ich bin wie Du! Ich will, dass mir die Welt gehört! Aber nur, weil ich sie Dir dann schenken kann!“

Es sind die Texte und der Gesang, die mich das fühlen lassen. Genauso sind es die vor Spielfreude überschäumenden Instrumente. Am allermeisten aber ist es wohl das Songwriting. Denn obwohl hier jedes Bandmitglied – insofern ein musikalischer Laie wie ich das zu beurteilen vermag – richtig was auf dem Kasten hat, drängelt sich keiner in den Vordergrund. Alle geben alles für den Song. Für jeden Song!

Keine Ahnung, lieber Leser, ob die Musik von Spidergawd zu Dir genauso spricht wie zu mir. Aber ich will Dir trotzdem ans Herz legen: Liebst Du Roggenroll, liebst Du die Spielfreude der ersten beiden Maiden-Alben, gib Spidergawd eine Chance! Mit Album Nummer „VI“ der Band hast Du die bisher beste.  

10 von 10 HELLFIRE-Punkten.

Trackliste

  1. Prototype Design
  2. Running Man
  3. At Rainbow’s End
  4. Yours Truly
  5. Black Moon Rising
  6. Oceanchild
  7. Narcissus Eye
  8. Disidentity
  9. Morning Star

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2 Kommentare

  1. Ich komme mit dem testosteronschwangeren Gesang von Per Borten leider irgendwie nicht mehr klar, aber unabhängig davon: Was für eine wundervolle Rezension!

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