Mit dem Hellfire Quick5 Interview versuchen wir für unsere Leser möglichst interessante Infos aus den Musikern rauszukitzeln, ohne dass sie sich seitenlangen Fragen/Antworten hingeben müssen. Wir vom Hellfire bemühen uns dabei, (mehr oder weniger) kurz und prägnant im Rahmen von 5 Fragen zu agieren (manchmal kann eine Frage auch gedoppelt oder getrippelt sein); den Musikern obliegt es, nach ihrem Gutdünken zu antworten: kurz und knapp bis hin zu ausschweifend und umfangreich.
Diesmal sprachen wir mit Emil, Bassist und Sänger von Step By Step aus München, die gerade ihr neues Album „Point Of Safe Return“ auf den Weg bringen.
HF: Ich hab’s versucht, aber eure Entstehungs- und Bandgeschichte ist für jemanden, der sich in der Münchner Musikszene nicht auskennt, so verwirrend wie manche Patchwork-Familien. Bitte einmal für unsere Leser und mich die Zusammenfassung, wie Step By Step entstanden ist und wer Step By Step heute ist.
Emil: Hehe…ja, das kann ich gut verstehen. Entstanden ist das Ganze eigentlich 2009, kurz nach der Auflösung unserer vorherigen Band Angry Youth. Damals waren wir Kiddies, teilweise gerade mal 16 Jahre alt und hatten unterschiedliche Vorstellungen von einer Band, zudem war einer der Gitarristen aus Deutschland weggezogen. Für mich war jedoch von Anfang an klar, dass ich weiter Musik machen möchte. Also habe mich mit unserem Sänger Yannick (mit dem ich zuvor auch schon bei Friendly Fire gespielt hatte) einfach mal zum jammen und basteln an neuen Songideen getroffen. Anfangs haben wir uns mit ein paar neuen Leuten im Proberaum zusammen gesetzt, doch es hat irgendwie nie so wirklich gepasst. Es ist eben einfach ein Unterschied, ob man mit quasi Fremden musiziert, oder mit Freunden, mit denen man seine komplette Jugend verbracht hat. Doch wie das Leben so spielt….nach und nach haben wir uns wieder gefunden – als Persönlichkeiten wie auch als Band – und heute spielen drei Leute bei SBS, die damals schon bei Angry Youth zusammen auf der Bühne standen, was auch Teil der Namensgebung war. Ich bin jedenfalls sehr glücklich mit der aktuellen Besetzung. Für mich ist Step By Step eigentlich genau dasselbe, was es schon vor fast 10 Jahren war: 5 gute Freunde, die einfach gerne zusammen Musik machen und der Welt zeigen wollen, dass München nicht nur aus versnobten Yuppies oder konservativen CSU-Wählern besteht und in dieser Stadt nicht nur die Blasmusik ertönt, die man von einem gewissen Volksfest kennt.
HF: Ihr habt in eurem schon ziemlich langen Lebenslauf ja auch so einige Lücken, Zeiten in denen man von euch nichts gehört hat, nicht nur was Veröffentlichungen angeht. Was war da los?
Emil: Das klingt ja schon fast wie ein Satz, den ich bei Vorstellungsgesprächen von so manchem Arbeitgeber gehört habe 😉 Aber natürlich hast du Recht. Nun, man stellt sich das Bandleben als Hörer wahrscheinlich immer einfacher vor, als es wirklich ist – vor allem bei kleinen, unbekannten Bands. Jeder von uns muss ganz normal arbeiten gehen, um sich das Leben in München halbwegs finanzieren zu können und hat auch ein Privatleben abseits der Band. Zudem gab es seit Bestehen zwei Besetzungswechsel, die einen immer krass zurückwerfen – gerade wenn man, wie wir, nicht „irgendwen“ in der Band haben will. Wir haben eigentlich nie aufgehört, an neuen Songs zu arbeiten, haben keine Pause genommen oder ähnliches. Doch wenn dich noch keiner kennt, ist es schwer. Schwer, Teil von auswärtigen Shows zu sein. Da suchen die Locations natürlich eher Bands, die die Hütte voll machen und man erhält selten eine Antwort. Neue Studioaufnahmen kosten Geld – Geld, das kleine Bands nicht haben. Die Leute sind es gewohnt, ihre Spotify App zu öffnen und täglich mit tausenden Künstlern bombardiert zu werden. Künstler, auf die sie nur kommen, da diese ein Label oder ohnehin einen gewissen Bekanntheitsgrad haben und sie ihnen daher angezeigt werden. Da spricht nicht der Neid oder sonst was aus mir – eigentlich nur der Realismus. Es gibt so viele sehr gute Künstler, die dadurch einfach nicht wahrgenommen werden, was ich sehr schade finde. Es liegt meistens nicht am Willen, sondern an den Möglichkeiten. Sich als Band zu etablieren, ist harte Arbeit. Alles was wir bisher erreicht haben – seien es Aufnahmen, Konzerte, Merchandise oder Designs – wir haben alles selbst gemacht oder durch Hilfe von Freunden und Bekannten, worauf ich sehr stolz bin.
HF: Nachdem ihr jetzt gewissermaßen über Jahre an „Point Of Safe Return“ gearbeitet habt: hattet ihr irgendwann mal den Punkt erreicht, wo ihr überlegt habt, alles hinzuschmeissen in Sachen Album? Wie hält man da die Motivation aufrecht?
Emil: Puh. Auch da kann ich dir sagen: es war ein richtig hartes Stück Arbeit. Für uns war nach den zwei vorherigen EPs, die wir demomäßig bei nem Kumpel aufgenommen haben, klar: das Album muss krachen! Gerade weil man so lange nichts von uns gehört hat. Dann standen wir erst Mal vor der Frage, wie wir das überhaupt bewerkstelligen können, denn für richtige Studioaufnahmen fehlte uns schlichtweg das Geld. Und so kamen wir auf den Jakob vom The Engine Studio, die regionalen Bands portables Studioequipment für einen echt guten Deal zur Verfügung stellen. Jedoch hatte keiner von uns bisher wirklich eine Ahnung vom Recording, das muss man dann nämlich logischerweise selbst machen. Also habe ich Stunden (oder eher Wochen) vor irgendwelchen YouTube-Tutorials verbracht und in unzählige Aufnahmen reingehört, wie andere Künstler die Spuren legen und eine Aufnahme fett wird. Dann haben wir uns erstmal an einer Pre-Production versucht, ob das Ganze überhaupt Sinn macht und diese Jakob vorgelegt. Als der sein Go! gab und meinte, wir könnten gleich noch in dieser Woche die Drums bei denen im Studio aufnehmen, da diese noch von einem anderen Projekt aufgebaut waren, haben wir nicht lange gezögert und losgelegt. Alles weitere – Gesang, Gitarren, Bass oder Gangshouts – wurde dann entweder im Proberaum, bei meinen Eltern im Keller oder in meiner Bude über knapp ein Jahr hinweg aufgenommen, was wahrscheinlich nicht nur die Band viele Nerven gekostet hat, haha. Und natürlich kommt man da auch mal an den Punkt, wo man die Schnauze voll hat. Nicht immer spielt das Equipment (gerade wenn man kein Profi ist) oder auch der Musiker so mit, wie sich das alle wünschen würden. Viele Kippen, Kaffee und schlaflose Nächte später ist das Album dann aber doch im Kasten und das hält im Endeffekt die Motivation aufrecht. Diese Platte war unser aller Wunsch. Zudem war es für mich auch ein spannender Prozess, zu hören, wie sich die Songs immer weiter zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Jakob hat dann gemischt und das Ergebnis kann sich in meinen Augen wirklich sehen lassen, gerade wenn man den Weg dorthin und die Umstände kennt. Der Moment, wo du das erste Mal alle fertigen Songs am Stück in Ruhe durchhörst, lässt einen den Rest vergessen. Ich hoffe einfach, dass man all die Arbeit, Wut und Liebe, die wir in „Point Of Safe Return“ gesteckt haben, auch raushören kann.
HF: Das Album ist ja nun eigentlich fertig zum Release. Betonung auf eigentlich. Gerade habt ihr den Titeltrack „Point Of Safe Return“ als dritten Song und das Cover-Artwork veröffentlicht. Wie sieht es denn mit einem Release Datum aus und wird es das Album nur digital oder auch in physischer Form geben?
Emil: Für uns war von Anfang an klar, dass wir es auch in physischer Form rausbringen wollen – und zwar auf Vinyl. Gerade das erste Album. Es macht einfach einen riesigen Unterschied, eine Platte auch wirklich in Händen halten zu können: das Cover zu sehen, die Texte zu lesen und evtl. auch eine gewisse künstlerische Botschaft in das Artwort einbauen zu können, die Interpretationsfreiraum lässt – anstatt sie einfach nur zum Streamen online zu stellen. In der heutigen Zeit legen viele keinen Wert mehr darauf, uns ist das jedoch wichtig. Aber auch dazu fehlten uns die Möglichkeiten, daher mussten wir erneut kreativ sein. Also haben wir das „Step By Step Launch Team“ gestartet. Dabei hat jeder die Möglichkeit, uns durch den Kauf von einmalig gedrucktem Merchandise zu unterstützen, dem ein Code zum Download des kompletten Albums vor dem tatsächlichen Release beiliegt. Die gesamten Einnahmen werden ausschließlich dazu verwendet, mit dem Versprechen, dass jeder Unterstützer beim Kauf einer Platte – wenn wir es schaffen, sie mit Hilfe des Launch Teams zum „Abschuss“ bereit zu machen – eine von uns angefertigte Special Edition erhält, quasi ein Unikat. Für Vinyl-Sammler eine ziemlich coole Nummer, behaupte ich. Aktuell gibt es jedoch tatsächlich eine neue Option, die wir aber erst besprechen müssen 🙂 Mehr dazu geben wir in Kürze auf unserer Seite bekannt….
HF: Zum Abschluss muss ich dann doch mal gemein werden. Welcher Song auf „Point Of Safe Return“ ist dein Liebling und warum? Und welchen eurer Songs würdest du aussuchen, um jemandem Step By Step vorzustellen?
Emil: Ach, so gemein find ich das gar nicht, jeder hat wahrscheinlich seinen heimlichen Favoriten. Ich würde sagen, mein Liebling ist „Doubts“. Den habe ich von der Mucke bis hin zum Text eigentlich komplett geschrieben und er ist eben sehr persönlich. Zudem passt er auf „Point Of Safe Return“ wie die Faust aufs Auge, obwohl er schon vorher fertig war. Es geht im Endeffekt darum, niemals aufzugeben und sich nicht einreden zu lassen, dass man gewisse Dinge nicht schaffen oder erreichen kann. Wenn man weiß was man will, an sich glaubt und alles dafür tut, dann schafft man es auch. Und das trifft für mich persönlich perfekt auf den Prozess dieses Albums zu.
Und um uns jemandem vorzustellen, würde ich wohl „Backbite“ wählen. In diesem Song ist alles vereint, was uns ausmacht: Härte, Schnelligkeit, Groove, Melodie und doch noch diese gewisse Note Eingängigkeit, die den Sound nicht langweilig werden und viele Leute sagen lässt „Das ist zwar eigentlich gar nicht meine Mucke, aber….“
HF: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen euch für die Zukunft alles Gute und vor allem viel Erfolg mit eurem neuen Album.
Emil: Danke dir für das nette Interview und die Möglichkeit, ein bisschen was über die Platte und uns erzählen zu dürfen 🙂
Interview: Katja Maeting
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