Geschrieben von Marco Gräff
Band: Suicide Commando
Album: Forest of the impaled
Plattenfirma: Out Of Line
Veröffentlichung: 21.07.2017
Seit 30 Jahren zählen sie zu den Pionieren und Trendsettern des härteren Electro-Genres. Im Sommer 1986 von JOHAN VAN ROY gegründet, wurde der Name SUICIDE COMMANDO durch diverse Demotapes sehr schnell ein Begriff. Mit dem 1994 erschienen, ersten offiziellen Album „Critical Stage“, wurde man bald zu einer der populärsten und wichtigsten Gruppen der Szene. Johan Van Roy setzte sich immer zum Ziel, die dunkle Seite der Menschheit mit peitschenden Beats, dunklen, atmosphärischen Synthesizer-Klängen und einem faszinierend-psychotischen und unnachgiebig-aggressivem Gesangsstil zu vertonen.
Seitdem erschuf der Belgier zahlreiche Club-Klassiker wie „See you in hell“, „Hellraiser“, „Dein Herz meine Gier“ oder „Death curses all pain“. Platten wie „Mindstrip“, „Axis of evil“ und „Bind, torture, kill“ finden nicht selten den Weg auf Plattenteller der Szene-DJs.
Vier Jahre nun nach dem letzten Album „When evil speaks“ kehren SUICIDE COMMANDO nun mit FOREST OF THE IMPALED aus der Hölle zurück. Die Erwartungen waren hoch, schon 2015 wurde die erste Single THE PAIN THAT YOU LIKE in einer limitierten Auflage von 999 Stück veröffentlicht. Dass es nun so lange dauerte bis das Album hinterher kam, hatte unter anderem gesundheitliche Gründe des Masterminds.
Und ich bin überrascht, denn im Gegensatz zu den letzten Veröffentlichungen, in denen das Tempo immer weiter anzog, schaltet Johan Van Roy hier gleich mehrere Gänge zurück. Dabei hat die Musik nichts von ihrer dunklen, bösen Aura verloren. Im Gegenteil.
Gleich der Opener THE GATES OF OBLIVION beginnt zögerlich, Mönchsgesang trifft Kindergeschrei. Dann haut der Bass aus den Boxen, hart und direkt in die Magengrube. Der Gesang ist stark verzerrt und so wabert der Song unheilvoll durch den Raum um gegen Ende doch noch an Fahrt aufzunehmen. „Come to me, come to me, let the evil come to me“ dringt unaufhaltsam in mein Gehör. Böse, dunkel, intensiv.
Mit MY NEW CHRIST hat man einen weiteren potentiellen Club Hit geschaffen, der einem sofort in Bewegung bringt. TOO FAR GONE und DEATH LIES WAITING sind etwas langsamere Stücke, die sich auch gut auf den Alben MINDSTRIP oder AXIS OF EVIL gemacht hätten.
Mit THE PAIN THAT YOU LIKE werden die „Beats Per Minute“ (BPM) ein erstes Mal richtig zahlreich. Wem die Stimme bei dem bereits bekannten Club-Hit bekannt vorkommt, irrt sich nicht wenn ihm die EBM-Legende FRONT 242 in den Sinn kommt. Kein geringerer als „Jean Luc De Meyer“ stand hier mit am Mikro.
POISON TREE ist ein regelrechter Stampfer der auch das Zeug hat, die Tanzfläschen der dunklen Clubs zu füllen. THE DEVIL überrascht dann erneut. Die Ur-Version erschien bereits 1991 auf dem Tape „Into the grave“ bzw. 1999 auf dem CD-Release „Chromedioxyde 1“. In der heutigen Version klingt der Song zeitgemäßer, die deutschen Vocals machen den Song noch bedrohlicher. Nur die Melodie in der Bridge ist verdächtig nah dran am Song „Wreath of barbs“ von „Wumpscut“.
Mit den Stücken CHASM OF EMPTINESS und CRACK UP gehen SUICIDE COMMANDO erneut weit zurück in der Band Geschichte. Ohne Zweifel könnten beide Songs auf den Alben „Critical stage“ oder „Stored Images“ sein.
SHIZ(O)TOPIA klingt sphärisch, lädt beinahe zum Träumen ein. Ähnlich dem Song „Repent or perish“ vom letzten Album. Mit WE ARE TRANSITORY beschließt ein wirklich abwechslungsreiches, überraschendes Album. Hier hat der Bass noch mal besonders viel Kraft. Erneut drückt es dermaßen aus den Boxen, dass einem fast schwindelig wird. Dazu ein teuflischer Gesang der jetzt schon wieder Lust auf weitere, neue Songs macht.
Fazit: SUICIDE COMMANDO gehen mal einen Schritt zurück. EBM trifft auf Endzeit-Elektro. Am Ende dann doch nicht ganz so verwunderlich, wenn man an die Vintage Shows im Jahre 2014 zurückdenkt. Auf jeden Fall eines der intensivsten und dunkelsten Alben der jüngeren Band Geschichte. Und beileibe kein schlechtes!
Tracks:
1 – The Gates Of Oblivion
2 – My New Christ
3 – Too Far Gone
4 – Death Lies Waiting
5 – The Pain That You Like (feat. Jean Luc De Meyer)
6 – Poison Tree
7 – The Devil
8 – Chasm Of Emptiness
9 – Crack Up
10 – Schiz(o)topia
11 – We Are Transitory
Line-up:
Johan van Roy – Gesang, Texte, Programmierung
Weitere Infos:
Offizielle Homepage
Suicide Commando auf Facebook
Suicide Commando bei Out Of Line
Videoclip zu DIE MOTHERF***ER DIE