Geschrieben von Marco Gräff
Band: Swallow The Sun
Album: When a shadow is forced into the light
Genre: Melancholic Death Doom Metal
Plattenfirma: Century Media
Veröffentlichung: 25.01.2019
Ich liebe Alben, die Gänsehaut verursachen. Nicht, wenn sie herzlich schrecklich klingen. Nein, wenn sie nahe gehen und berühren. Zwar gibt es nicht viele solcher Meisterwerke, doch die wenigen, die ich dazu zähle, berühren mich auch nach vielen Jahren immer noch. Alben mit Tiefgang, Message und herausragenden Songs.
WHEN A SHADOW IS FORCED INTO THE LIGHT hat das Zeug, bald hinzu gezählt zu werden. Das siebte Album der finnischen Death Doom Band SWALLOW THE SUN ist an Traurigkeit und Emotionalität kaum zu überbieten. Es ist das Werk eines verzweifelten Mannes, der seinen geliebten Partner verloren hat. War das direkte Vorgänger Album, bzw. die drei, („Songs from the North I, II & III“) von Schweden’s alten Wäldern beeinflusst, hat sich Bandkopf Juha Raivio diesmal all seine Trauer, den Schmerz, den Verlust und die Wut von der Seele geschrieben.
„Jedes Wort und jede Note, die ich geschrieben habe, habe ich für Aleah geschrieben“, so Juha Raivio „Und über meinen eigenen Kampf, seit sie gegangen ist. Der Albumtitel, WHEN A SHADOW IS FORCED INTO THE LIGHT, kommt von Aleah’s eigenen Worten: „Wenn ein Schatten ins Licht gedrängt wird“. Und genau das musste ich tun. Mich selbst aus den Schatten drängen. Ich war ein ziemlicher Einsiedler im Wald für zweieinhalb Jahre. Mein Leben sammeln um dieses Album zu schreiben. Ich überlasse es lieber der Musik und den Texten, meine Geschichte zu erzählen.“
Man kann sich also nur schwer vorstellen, was in so einem Kopf in diesen Situationen vorgeht. Ein grobe Vorstellung vermittelt die im Vorfeld veröffentlichte EP „Lumina Aurea“. Der dunkelste und schmerzvollste Song in der Geschichte der Band. Ein schwerfälliger, zermallmender Funeral Doom Song, den Raivio eigentlich nie in seinem Leben schreiben wollte. Für ihn ist es eine offene, blutend schwarze Wunde aus den letzten zwei Jahren seines Lebens. Doch auch ein Weg, seinen Frieden mit dem Verlust zu machen, und ein Zeichen, das Liebe stärker ist als der Tod.
Auf dem Album WHEN A SHADOW IS FORCED INTO THE LIGHT sucht man im Gegensatz zum Vorgänger-Dreifach-Album Songs von diesem Kaliber vergebens. Viel mehr klingt es wirklich so, als hätte Bandkopf Raivio seinen Frieden gemacht. Was aber nicht heißen soll, dass hier alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Im Gegenteil. Schon der erste Song, der Titeltrack, ist ein trauriges, Gänsehaut verursachendes Meisterwerk, wie es dann leider auch nur Finnen verstehen zu erzeugen. Und es bleibt nicht bei einem Song dieser Klasse.
Es ist erstaunlich, wie emotional und glaubwürdig Sänger Mikko Kotamäki die sehr persönlichen Songs seines Gitarristen rüber bringt. Egal ob mit zarter, klarer Stimme oder mit herzzereißenden Screams und Growls. Man fühlt den Schmerz, die Trauer versucht einen zu ummanteln. Die satte Produktion und die Streicherarrangements verstärken diese Wirkung deutlich. Dazu das Albumcover. Definitiv nichts für schwache Gemüter. FIRELIGHTS, STONE WINGS, CLOUDS ON YOUR SIDE oder das abschließende NEVER LEFT. Alles tief emotionale Songs, die eine berühren und zum Nachdenken animieren. Nicht seinem ärgsten Feind möchte man diesen Schmerz wünschen, der zu solchen Songs geführt hat.
Auf einer starken Platte mit herausragenden Songs stechen für mich neben dem Titelsong noch ein weiterer besonders hervor. UPON THE WATER. Für mich jetzt schon einer der Songs des Jahres. Auf unnachahmliche Weise verbindet dieses Meisterwerk Härte mit Gefühl, Wut mit Trauer. Eindringlich steigert sich der Song zu einem kurz vor dem platzenden Ventil. Die wiederkehrende Textpassage „I want you to bury me“ lässt mir auch nach zehnfachem Hören immer noch die Gänsehaut hochkommen. Saustark!
Mit WHEN A SHADOW IS FORCED INTO THE LIGHT haben SWALLOW THE SUN ihr Meisterwerk abgeliefert. Wenn auch ein sehr trauriges. Gab es früher Death Doom mit melodischem Einschlag und Ausflügen in den Black Metal, bietet das neue Album melancholischen, düsteren und traurigen Death Doom wie ihn heute vielleicht nur noch ‚Paradise Lost‘ und ‚My Dying Bride‘ hinbekommen. Ich bin begeistert über eine derart großartige Platte, auch wenn man Juha Raivio wünschen möchte, er hätte nie diese Songs schreiben müssen. Es kommt so gut wie nie vor, aber
von mir gibt es 10 von 10 Hellfire-Punkten
Tracks:
- When A Shadow Is Forced Into The Light
- The Crimson Crown
- Firelights
- Upon The Water
- Stone Wings
- Clouds On Your Side
- Here On The Black Earth
- Never Left
Line-Up:
Mikko Kotamäki – Vocals
Matti Honkonen – Bass
Juuso Raatikainen – Drums
Jaani Peuhu – Keys & Vocals
Juho Räihä – Guitar
Juha Raivio – Guitar & Keys
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