Geschrieben von Kirstin Albrecht
Band: Tarja Turunen
Album: In The Raw
Plattenfirma: Earmusic (Edel)
Veröffentlichung: 30. August 2019
Eine Review zu schreiben ist für mich persönlich immer wie das aufregende Entdecken eines neues Restaurants. Du weißt nie, welche Köstlichkeit der lokale Speisedealer dir auf den Teller drapiert. Und genauso aufregend ist das Entdecken oder vielmehr Erleben eines neuen „Tarja Soile Susanna Turunen“ Stücks. Das Eintauchen in eine neue frische Szene auf der bisher sehr vielseitigen und lebendigen Reise durch die musikalisch weite Welt der Sopranistin.
Seit nun fast exakt einem Jahr begleitet mich das Meisterwerk „Act2“ aus der Feder der durchaus begabten Finnin und als ich das goldene Cover des aktuellen Schmuckstückes „In The Raw“ öffne, ist es für mich ein aufregendes und belebendes Gefühl, welche Kreation aus der Welt der Tarja, die durchweg reich an Kreativität, handwerklichem Können und Herzblut ist, sich jetzt wohl diesmal auf dem drehenden Plattenkarussel den Weg in meine Ohren bahnt. Wird es an den bisherigen Erfolg anknüpfen und die treue und stetig wachsende Fangemeinde wieder magisch in seinen Bann ziehen?
Der erste Track „Death Promises“ beginnt sich schonmal mit den ersten starken Gitarrenriffs kraftvoll und kompromisslos in meine Venen zu schieben… die gewohnt stilbewusst und unvergleichbare Stimme Tarja Turunens wird hierbei begleitet vom Schweden Björn Ove „Speed“ Strid und läd ein auf eine neue Reise durch die verschiedensten Klangkulissen, welche die Rock-Kultur zu bieten hat. Denn genau das wird auch im nächsten Song „Godbye stranger“ mehr als deutlich, in welchem sich die führend klare starke finnische Stimme Tarjas mit der temperamentvollen Untermalung der italienischen Cristina Scabbia vereint. Zusammen mit rohen peitschenden Gitarren, verschmelzen alle Elemente zu einem fein geschliffenen edlen Schmuckstück.
Und so reihen sich die unterschiedliche Facetten und Rhythmen mit zielsicherer Präzision wie verschieden geformte kunstvolle Glieder einer Kette stimmig aneinander. Jedes Stück glänzt in seiner einzigartigen Natürlichkeit und Form wie ein leuchtendes mineralisches Element, welches im Licht mal hell und dennoch auch mit scharfen Kanten bedrohlich erscheinen kann.
Vom emotionalen und feinfühligen Track „You and I“ bis hin zur rauhen „Spirits oft the sea“ Reise, ergibt das nunmehr siebte Album eine verspielte aber dennoch bemerkenswert stimmige Kombination aus der rohen Dynamik dunkler und schwerer Stimmungen und der vergoldeten klassischen klaren Stimme Tarja. Dazu die verschiedensten Untermalungen von mystisch bis hin zum feinsten groben Metal Ohrenschmaus, nimmt Tarja den Hörer mit auf eine unglaubliche Reise voll Abenteuer und Emotionen. Getragen mit der Leichtigkeit der unverwechselbaren Stimmenakkrobatik der Künstlerin.
Kraftvoll und verletzlich zugleich, spiegelt das Album „In The Raw“ die tiefe Leidenschaft einer Künstlerin dar, welche seit Beginn ihrer Karriere eine sehr lebendige Palette an Kunstwerken erschaffen hat und nun eine sehr persönliche Seite, begleitet mit donnernden Gitarren und aggressiven Drums in dieses Album verarbeitet. Der musikalische rohe und nackte Blick unter die Maske, eröffnet einen faszinierenden aber dennoch sehr intimen Moment ihrer Solokarriere. Tarja selbst bleibt sich hierbei dem Motto treu “Turn of the lights, volume up and dive into the show!”
Von mir gibt es 9 von 10 Hellfire-Punkten.
Tracklist:
- Dead Promises (with Björn “Speed” Strid)
- Goodbye Stranger (with Cristina Scabbia)
- Tears In Rain
- Railroads
- You And I
- The Golden Chamber: Awaken / Loputon yö / Alchemy
- Spirits Of The Sea
- Silent Masquerade (with Tommy Karevik)
- Serene
- Shadow Play
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