The Alligator Wine – The Flying Carousel (EP)

© The Alligator Wine

Geschrieben von Katja Maeting
Band: The Alligator Wine
Album: The Flying Carousel (EP)
Genre: Vintage Rock
Plattenfirma: Century Media
Veröffentlichung: 25. Januar 2019

WTF??? – so mein erster Gedanke, als ich den Pressetext zur EP von The Alligator Wine las. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mir „The Flying Carousel“ schon fünf Mal angehört, aber vor lauter Hörspaß war mir irgendwie gar nicht aufgefallen, dass The Alligator Wine keine Gitarren in ihrem Line up haben. Zugegeben, die Idee ist nicht neu (Danke an Kollegin Michi für die Erinnerung an InLegend), aber für eine Rock Formation schon ziemlich außergewöhnlich. 

Die Band wurde 2016 gegründet, hat sich wohl nach einem Song von Screamin‘ Jay Hawkings benannt und bereits im Gründungsjahr eine Demo-EP mit dem Titel „Swamp Arena“ veröffentlicht. Eigentlich ist The Alligator Wine nur ein Duo, das multi-instrumental agieren kann und auch stimmlich ein gutes Doppel spielt. Klanglich würde ich ihnen einen blues-inspirierten Retro-Rock attestieren, den sie in jedem Lied neu interpretieren und immer wieder für (positive) Überraschungen gut sind. Eine dieser Überraschungen ist, dass „The Flying Carousel“ physisch nur auf Vinyl veröffentlicht wird – aber irgendwie auch konsequent und stilecht, denn dieser Sound feiert einfach die Hochzeit des Plattenspielers und tollen Rocksounds. 

Eröffnet wird dieser Reigen vom Titeltrack, der sich sofort als mitreissende und verdammt tanzbare Rock-Nummer erweist – ohne das auch nur eine Saite gespielt wird. Statt Gitarren- gibt es hier Orgel-Riffs, die sich ins Ohr schrauben und als Leitmotiv immer wieder in den Vordergrund schieben. Dazu locker-treibende Drums und eine Stimme, die nahtlos zwischen samtigem Blues und leichtem Dirty Rock wechseln kann. Als Orientierungswert würde ich das Ganze als eine 2:1 Mischung zwischen dem Retro Rock Sound von Bands wie The Virginmarys und dem eingängigen Radio-Rock von The Revivalists beschreiben. Wer diese Bands kennt, sollte hier auf jeden Fall mal reinhören.

„Dream Eyed Little Girl“ gibt dem Synthesizer deutlich mehr Lebensraum, dazu gesellt sich organischer Percussion-Sound und bildet das instrumentale Grundgerüst für die hier in den Fokus gerückte Stimme. Insgesamt eine sehr melodische, analog gestaltete Rock-Nummer, die statt harter Riffs lieber weiche Melodiebögen einbaut, entspannt fließend agiert und mich zwischendurch an neuere Triggerfinger-Songs denken lässt. Mit „Reptile“ zeigen sich The Alligator Wine auf Überlänge, ohne das es langweilig wird. Eine intensive Nummer, die progressive Exkursionen der Orgel zum Aufbau des Spannungsbogens nutzt. Hier stehen diesmal die instrumentalen Gedanken in der Betonung, textlich ist der Song eher schlicht und lebt von der Refrain-Wiederholung. Stattdessen werden die Strophen von der Orgel gewissermaßen gesungen und diese vermag auch ohne Worte Bedeutung zu vermitteln. 

The Alligator Wine beweisen, dass man auch mit neuen Ideen durchaus konservative Puristen begeistern kann. Wer Rock im Vintage-Gewand mag, muss hier reinhören. Der Sound des Duos macht soviel Bock, da vermisst man die Gitarren wirklich nicht. 

Von mir gibt es 9 von 10 Hellfire-Punkten.

Trackliste:
01. The Flying Carousel
02. Dream Eyed Little Girl
03. Reptile

Line-up:
Thomas Teufel – Drums, Vocals & Percussion
Rob Vitacca – Vocals, Organ & Synthesizer

Weitere Infos:
Website von The Alligator Wine
The Alligator Wine bei Facebook
The Alligator Wine bei Instagram

 

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.