The Atlas Frame – Luminescence

© The Atlas Frame

Geschrieben von Katja Rohloff
Band: The Atlas Frame
Album: Luminescence
Genre: Metalcore/Post-Hardcore
Plattenfirma: unsigned
Veröffentlichung: 06. Mai 2018

Durch mehr oder weniger passende Stilmixe oder Experimente aufzufallen ist einfach. Das positiv hinzukriegen, ist schon schwieriger. Aber sich mit den klassischen Elementen seines Genres einen individuellen Sound zu erspielen, ist eigentlich die wahre Leistung. Und die vollbringen The Atlas Frame aus der Schweiz auf ihrem Debüt-Album „Luminescence“ schon ziemlich gut. Hier wird höchstens mal auf der eh nicht sehr undurchlässigen Grenzmauer zwischen Metalcore und Post-Hardcore spaziert, aber Effekthascherei haben die Jungs definitiv nicht nötig.

Im März 2016 traten The Atlas Frame das erste Mal in Erscheinung, zwei Monate später spielten sie bereits ihr erstes Konzert. Zumindest ihr erstes Konzert in dieser Formation, denn die Qualität ihrer selbstbetitelten Debüt-EP, welche ebenfalls 2016 erschien, zeigt deutlich, dass hier keine Neulinge am Werk waren. Und das Anfang Mai diesen Jahres erschienene Debüt-Album „Luminescence“ beweist, dass The Atlas Frame stetig bereit sind, sich weiterzuentwickeln. Zum einen aus eigenem Antrieb, zum anderen aufgrund äußerer Umstände, denn zwischen EP und Album musste die Band zwei Besetzungswechsel verkraften. 

Auf „Luminescence“ kommt der Sound der Band noch fokussierter rüber als auf der EP, mit mehr Gefühl dafür, wie The Atlas Frame klingen soll und kann und der Fähigkeit, die eigenen musikalischen Schokoladenseiten hervorzuheben. Und davon haben die fünf Jungs einige zu bieten. Sei es nun das Talent für schöne Melodien, das Wissen, welche Mischung aus Eingängigkeit und Härte funktioniert und nicht zuletzt zwei geniale Stimmen mit Wiederkennungswert, die mit- und gegeneinander agieren können. 

Der Opener „Melody Of Hearts“ spielt direkt mit dem Reiz der Gegensätze. Schöner Clean Gesang legt sich über eine mitreissende Gitarrenmelodie, ein sich in jedem Refrain wiederholendes Motiv. Den Gegenpol bilden in den Strophen die gegrowlten und geshouteten Parts, die entsprechend rhythmusbetonter und mit einem dissonanter angelegten Riff untermalt werden. Seinen besonderen Charakter erhält der Song aber vor allem durch das „Duell“ der Sänger. So wird eine Strophe maßgeblich durch das Zusammenwirken von cleanem und gutturalem Gesang geprägt und der letzte Chorus wird durch Shouter Remo übernommen. 

Während „Windmill“ nach einem harten Einstieg das Tempo in den Strophen hoch hält, mit entsprechend druckvoller instrumentaler Untermalung zu den aggressiv angelegten Uncleans, lockert der melodisch einfach gehaltene Chorus die Klangdichte nur minimal auf und erst das mit einem weitläufigen Gitarren-Solo angelegte integrierte Interlude nimmt etwas den Fuß vom Pedal. „Not Perfect“ arbeitet dann mit einem im Post-Hardcore wurzelnden Grundsound, der allerdings immer wieder durch das emotional aufgeladene Zusammentreffen der beiden Sänger überlagert wird. Entsprechend wechselt die instrumentale Darstellung zwischen filigraner Melodiebetonung und schlagzeugdominierter Härte.

Auf „The World’s Elite“ hat sich Kevin Rauber, Frontmann von Anthem For A Dying Day, als Gast verewigt, was dem härtesten Song des Albums gut zu Gesicht steht. Wuchtig druckvolle Riffs geben dem Track einen herausstechenden Charakter, der schon einen Hauch von Djent mit sich bringt. „In Exile“, der letzte Song des Albums legt die Betonung wieder mehr auf die Post-Hardcore Seite im Sound von The Atlas Frame und entwickelt in seiner balladenhaften Ausrichtung eine unglaubliche Intensität.

Wer einfach Metalcore mag, statt krampfhaft auf künstliche Sub-Genres zu bestehen, die eh meistens nur auf dem Papier Bestand haben, der sollte The Atlas Frame definitiv antesten. Bands wie Alazka oder Annisokay , die über zwei talentierte Sänger verfügen und bei denen cleane und gutturale Parts deshalb gleichberechtigte Anteile haben, können hier durchaus als Referenzwert dienen, auch wenn The Atlas Frame einen ganz eigenen Stil hat.

Trackliste:
01. Melody Of Hearts
02. Windmill
03. Constructor
04. Not Perfect
05. Seven Deadly Sins
06. Jealousy
07. Interlude
08. Unsung Heroes
09. Struggle & Pain
10. The World’s Elite
11. Isolated Shell
12. My Redemption
13. In Exile

Line-up:
Remo – Unclean-Vocals
Luke – Clean-Vocals / Rhythm-Guitar
Jannis – Lead-Guitar
Silvan – Bass
Beni – Drums

Weitere Infos:
The Atlas Frame bei Facebook
Website von The Atlas Frame

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