Mit dem Hellfire Quick5 Interview versuchen wir dem Leser möglichst interessante Infos aus den Musikern rauszukitzeln, ohne dass sie sich seitenlangen Fragen/Antworten hingeben müssen.
Wir vom Hellfire bemühen uns, (mehr oder weniger) kurz und prägnant im Rahmen von 5 Fragen zu agieren (manchmal kann eine Frage auch gedoppelt oder getrippelt sein); dem Musiker obliegt es, nach seinem Gutdünken zu antworten: kurz und knapp bis hin zu ausschweifend und umfangreich.
Am 08. Juni erschien GODDESS OF SILENCE (Review) der Ingelheimer Band THE COLD ROOM. Hierzu nahm sich Gitarrist Marc die Zeit, Rede und Antwort zu stehen. Viel Vergnügen:
HF: Hallo Marc. Wie ich schon in meiner Review zu Eurer neuen EP GODDESS OF SILENCE schrieb, die fünf Songs darauf kamen in der Art etwas unerwartet für mich. Zum einem der Zeitpunkt war überraschend, da man lange nichts von Euch gehört und auch die musikalische Entwicklung ließ mich erst mal mit Fragezeichen zurück. Allein am neuen Sänger Steffen kann es ja nicht liegen. Wie kommt’s? Wie und wann sind die Songs entstanden, und gab es während des Prozesses Ereignisse / Erfahrungen, die das Schreiben beeinflusst haben? Es sind ja nicht gerade fröhliche Songs geworden, und gerade Du hast ja momentan eher keinen Grund zu trauern, wenn ich das mal so sagen darf.
Marc: Hallo Marco, erstmal vielen Dank für das Interesse an unserer Musik. Ich fürchte ich muss zur Beantwortung deiner Fragen etwas weiter ausholen.
Der Zeitpunkt hat vermutlich nicht nur dich überrascht. Wir haben eigentlich nie geplant eine derart lange „Pause“ einzulegen, doch aufgrund der Tatsache, dass wir fast ein Jahr auf Sänger suche waren, hatten wir darauf leider keinen Einfluss. Aber wir waren natürlich trotzdem nicht untätig.
Die Songs sind bis auf eine Ausnahme nach dem Release unserer ersten EP entstanden und nachdem sich die Wege mit unserem alten Sänger getrennt hatten. „The Richest in the Graveyard“ ist der einzige Song, welchen ich bereits vor der ersten EP geschrieben habe. Irgendwie hat der stilistisch damals aber nicht wirklich gepasst, weswegen er erstmal auf meiner Festplatte verstaubt ist. „A Godful Darkness for a Light“ war der einzige Song, welchen wir im Vorfeld schon mit unserem alten Sänger aufgenommen haben. Nachdem unser neuer Sänger eingestiegen ist, haben wir angefangen neue Songideen zusammen auszuarbeiten. Dabei hat er vor allem die Texte und Gesangsmelodien beigesteuert und mir dabei geholfen, die Songs zwecks Eingängigkeit etwas zu „entschlacken“, also vielleicht hier und da mal ein paar Takte zu streichen.
Durch den frischen Impuls habe ich dann noch drei neue Songs geschrieben und wir waren uns eigentlich sehr schnell einig, dass wir das Ganze so schnell wie möglich jemandem zeigen möchten. Daher beschlossen wir eine zweite EP zu veröffentlichen. Bezüglich der Stimmung der Songs kann ich dir versprechen, dass man bei The Cold Room auch in Zukunft keine fröhlichen Songs hören wird. Das ist schlichtweg der Tatsache geschuldet, dass keiner von uns gerne fröhliche Musik hört. Wir ziehen unsere Inspiration zum Glück vor allem aus dem Hören anderer Musik, Natur, Filmen oder auch mal dem aktuellen Weltgeschehen, sodass wir nicht auf eigene Schicksalsschläge als Quelle der Inspiration angewiesen sind.
HF: Ihr habt ja etwas länger nach einem neuen Sänger gesucht. Der ja auch zu Euch passen muss. Und dann stellt Ihr Steffen vor, den Ihr a) schon länger kennt, und b) sogar aus der selben Stadt kommt. Zufall oder Fügung? Und hatte er noch nennenswerten Einfluss auf den Klang des Albums? Wie im Review erwähnt, macht gerade das Zusammenspiel zwischen Stimme und Leadgitarre den „neuen“ Sound aus.
Marc: Die Sängersuche lief wirklich ziemlich lange, was vorallem einer Tatsache geschuldet war: Marco (der alte Sänger, Anm.d.Redaktion) hat wirklich tiefe Fußabdrücke hinterlassen. Mit ihm hatten wir das einzigartige Glück, einen Sänger zu haben, welcher wirklich richtig gut growlen kann und zusätzlich noch gut clean singt. Das gibt es nicht oft und wurde auch während seiner Zeit bei uns zu einem festen Trademark der Band. Dies wollten wir daher auf jeden Fall beibehalten. Die wenigen Sänger, die es generell in unserem erweiterten Umfeld gibt, können selten beide Gesangsstile vereinen. Zusätzlich war uns auch die persönliche Chemie enorm wichtig.
Eines Tages hat sich Steffen wie aus dem Nichts auf unsere Annonce gemeldet und Interesse bekundet. Uns fiel es wie Schuppen von den Augen, da wir ihn schon ziemlich lange, wenn auch eher flüchtig, kannten. Wir haben damals mit unseren vorherigen Bands öfter mal Konzerte zusammen gespielt und auch so traf man sich immer mal auf Konzerten. Aber wir hatten ihn schlichtweg nicht auf dem Schirm. Umso besser wurde es dafür. Wir waren schnell auf einer Wellenlänge bezüglich unserer Vorstellungen und Erwartungen und stimmlich war auch alles gut, auch wenn es schon in eine andere Richtung ging als die alten Sachen. Steffen hat seinen musikalischen Hintergrund eher in der „Core-Ecke“, was aber letztlich einen ganz neuen Impuls und eine neue Klangfarbe der Musik beisteuerte.
Das hatte einen enormen Einfluss auf den Klang des Albums, denn es hat mich zusätzlich auch nochmal dazu gebracht, dass ich die bereits geschriebenen Songs überarbeitete, damit es noch besser passt. Dieser Prozess hat sich meiner Meinung nach wirklich gelohnt.
HF: Wie zufrieden seid Ihr diesmal mit den Aufnahmen und dem Klang der Scheibe? Und darf man sich bald auf das erste Full Length Album freuen, auf der vielleicht ja sogar Songs der ersten EP einen neuen Auftritt bekommen?
Marc: Wir sind allesamt sehr zufrieden mit dem Klang der neuen EP. Die Aufnahmen und das Mixing liefen wieder in Eigenregie, wobei wir hier natürlich seit dem letzten Mal nochmal deutlich mehr Erfahrung hatten. Auch war der Aufnahmeprozess dieses Mal deutlich entspannter, da ich aus Zeitgründen alle Gitarren und den Bass im Alleingang aufgenommen habe. Streicher, Synthies und Drums sind dieses Mal aus Zeitgründen programmiert, wobei dies dem Sound meiner Meinung nach keinen Abbruch tut. Unser Bassist hat die EP wie beim letzten Mal gemixt, einzig das Mastering haben wir dieses Mal an Kai Stahlenberg vom Kohlekeller Studio (Powerwolf, Benighted, Eskimo Callboy, …) abgegeben, da das einfach nochmal enorm viel am Gesamtsound ausmacht.
Bezüglich eines Full Length Album kann ich mitteilen, dass das defintiv geplant ist. Genug Songs für dieses Album sind bereits vorhanden, aber wir wollen erst noch die Reaktionen zu unserer neuen EP abwarten, bevor wir hier konkret planen. Eine Albumproduktion ist ein erheblicher Kostenaufwand, zumal wir hier weniger in Eigenregie machen wollen. Inwieweit es alte Songs auf dieses Album schaffen, kann ich aktuell noch nicht abschätzen. Einen alten Song haben wir aber bereits in neuem Gewand aufgenommen, welcher das ist verrate ich aber natürlich noch nicht, es soll ja eine Überraschung werden.
HF: Schauen wir mal weiter in die Zukunft. Was steht an? Neue Songs will man spielen, am besten Live. Gibt es Planungen, ausgewählte Gigs, vielleicht sogar eine Support Tour? Immerhin habt Ihr nun zwei EPs mit starken Songs. Und von Konzerten von „Jovian Spin“, weiß ich wie gerne gerade Du (Marc) auf der Bühne stehst.
Marc: Aktuell steht hauptsächlich die Planung von neuen Konzerten an, sowie die Verbreitung unserer Musik. Dieses Mal haben wir von Anfang an dafür gesorgt, dass man unsere Musik auf allen bekannten Kanälen (Spotify, Bandcamp, Amazon, etc.) kostenfrei hören und downloaden kann. Auch spielen wir aktuell mit dem Gedanken ein neues Musikvideo zu drehen.
Derzeit sind wir in der Planung von neuen Konzerten, eine Tour oder konkrete Konzerttermine stehen aktuell leider aber noch nicht an. Wir hoffen, dass wir noch ein paar Shows im Herbst spielen können.
HF: Was war eigentlich die Idee, die 2011 hinter der Bandgründung stand? Und wo seht Ihr THE COLD ROOM in fünfzehn Jahren?
Marc: Eine konkrete Idee gab es glaube ich gar nicht. Wir haben damals in einer ähnlichen Konstellation wie heute bei EMORION gespielt und ich habe nebenbei angefangen Songs im Stile von Bands wie Katationia zu schreiben. Ich wusste am Anfang nicht mal, ob das ganze jemals auf die Bühne soll, daher hab ich mir auch viel Zeit für Songwriting und Recording genommen, es hat ja einfach niemand auf uns gewartet. 2013 und 2014 habe ich dann meine Mitstreiter gefunden und uns war schnell klar, dass wir unsere Musik auf die Bühne bringen wollen, da es einfach schade wäre, wenn man unsere Musik nur auf Platte hören kann.
Die Frage, wo wir uns in 15 Jahren sehen, ist gar nicht mal so leicht zu beantworten. Ich hoffe, dass es uns in dieser oder ähnlicher Konstellation noch gibt und das man die eigene Diskographie um ein paar Alben erweitern konnte und dass man vielleicht regelmäßiger größere Konzerte spielt als heute.
HF: Dann danke ich für die Zeit und wünsche im Namen des Hellfire der gesamten Band viel Erfolg und zahlreiche Gigs! Hoffe man sieht sich bald.
Interview: Marco Gräff
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