Geschrieben von Marco Gräff
Band: The Hirsch Effekt
Album: Kollaps
Genre: Artcore / Progressive Metal
Plattenfirma: Long Branch Records / SPV
Veröffentlichung: 08.05.2020
Mit dem 2017er Album „Eskapist“ konnte die Hannoveraner Band THE HIRSCH EFFEKT bis auf Platz 21 der offiziellen Deutschen Albumcharts vorstoßen. Was mich doch ein wenig verwunderte, ist der von der Band gespielte Stil alles andere als leicht verdaulich und schon gar nicht charttauglich. Aber der Erfolg sei ihnen gegönnt und auch ich konnte dem Album vor drei Jahren so einiges abgewinnen.
Nun liegt es an KOLLAPS, dem mittlerweile fünften Album der 2008 gegründeten Krach-Kapelle, diesen „Erfolg“ fortzusetzen und weiter an ihrer Bekanntheit zu schrauben. Selbstverständlich sind sich die drei Jungs ihrem ureigenen Stil größtenteils treu geblieben, vermischen auf unnachahmliche Art verschiedenste Metal Stilrichtungen mit Pop, Jazz, Elektro und sogar Rap. (siehe Noja). Und doch muss man bemerken, dass die zehn Titel, die namentlich dem Ikea-Katalog entsprungen sein könnten, deutlich zugänglicher sind als noch zuletzt.
Die früher oftmals wirren Wechsel von Tempo, Rhythmus, Lautstärken und Stil allgemein, kommen nicht mehr ganz so oft und unvorhergesehen ums Eck. Irgendwie ist mehr Fluss in den Songs, die meist fließend ineinander übergehen. Das merkt man schon bei der schon recht klassischen Prog Nummer Kris gleich zu Beginn. Nach verhaltenem Beginn sucht man Wutausbrüche vergeblich, schon fast versöhnlich startet das Album.
Das ändert sich mit Noja. Etwas Black Metal, typischer Wahnsinn und ein englischsprachiger Rap Part. Gewöhnungsbedürftig. Bei Deklaration und noch mehr bei Allmende schnuppern wir am Progressive Death Metal, wobei letzterer die deutlich bessere Figur macht – inkl. Blastbeats. Und ein paar Djents finden sich auch ein. Das folgende Domstol spielt dann wieder herrlich verrückt. Ruhig, langsam, schnell und wahnsinnig. So wie man THE HIRSCH EFFEKT kennt.
Und während Moment passenderweise Gelegenheit zum Innehalten und Nachdenken bietet, genießen wir mit Torka, der jüngsten Videoauskopplung, einen spannenden Ausritt in die Welt des Post Rock. Sehr angenehm. Elektronischer wird es anschließend mit Bilen, und auch wieder progressiver. Kollaps, das Titelstück dagegen bleibt relativ lange ruhig und gezügelt, erst die letzten 90 Sekunden werden dynamischer und sind deutlich von angeschwärztem Death Doom gezeichnet. Den Abschluss bildet die Indie Rock Nummer Agera, die mit Kinderchor und Streichern überrascht und einen leicht dramatischen Schlusspunkt hinter die verbliebenen 50 Minuten setzt.
So ganz der große Wurf ist der Band mit KOLLAPS diesmal nicht gelungen. Das Album ist wie eingangs erwähnt deutlich zugänglicher als zuletzt, doch so einen Hit, abgesehen vielleicht von Allmende, suche ich vergeblich. Das fünfte Album von THE HIRSCH EFFEKT wird sicher die Fans der Band begeistern, der ein oder andere neue Fan wird sicher auch dazu kommen. Doch leider kann das Trio die neuen Songs zur Zeit nicht live präsentieren, denn dort bekämen so einige Nummern noch mal bestimmt eine ganz andere Dynamik.
von mir gibt es 7,5 von 10 Hellfire-Punkten
Tracks:
01 – Kris
02 – Noja
03 – Deklaration
04 – Allmende
05 – Domstol
06 – Moment
07 – Torka
08 – Bilen
09 – Kollaps
10 – Agera
Line-Up:
Nils Wittrock – Vocals, Gitarre
Ilja Lappin – Vocals, Bass
Moritz Schmidt – Drums
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