Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: The Night Flight Orchestra
Album: Aeromantic
Genre: Classic Rock
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 28.02.2020
Soilwork Fronter Björn Strid und sein Nachtflugorchester setzen zum fünften Mal zum Anflug auf die Clubs dieser Welt an. War selbige laut Titel seines Vorgängers nicht immer genug, so sind sie diesmal wieder auf die Erde zurückgekehrt, oder zumindest in eine Höhe von 10.000 Fuß über der Erde, mit einer luftgetragenen Seifenoper über den unausweichlichen Herzschmerz, die endlose Sehnsucht, das sinnlose Schwelgen in Nostalgie und die gelegentlichen Augenblicke der Euphorie, die man erlebt, wenn man immer wieder dorthin geht, wo man hätte hingehen sollen, dorthin reist, wo man hätte sein sollen.
Auch wenn diese eigentümliche Beschreibung der neuesten Scheibe vielleicht etwas abgehoben klingt, so präsentieren sich die Schweden auf „Aeromantic“ gewohnt bodenständig, denn spätestens mit ihren letzten beiden Werken „Amber Galactic“ und „Sometimes The World Ain’t Enough“ scheinen die Skandinavier die für sie passende Ausprägung des Classic Rock gefunden zu haben, welche die besten Elemente der siebziger und achtziger Jahre aufnimmt und sie in eine zeitgemäße Form transformiert.
Was aber kann „Aeromantic“ denn nun?
Der sich langsam steigernde Beginn von „Servants Of The Air“ lässt Großes erwarten, und tatsächlich startet der Song äußerst schwungvoll und energiegeladen und erinnert in den Strophen ein wenig an den formidablen „Sometimes…“ Opener „This Time“, lediglich dank des etwas sperrigen Refrains zieht die Nummer hier knapp den Kürzeren. Fehlte es dem Einstieg noch ein wenig an Eingängigkeit, so ist „Divinyls“ geradezu gespickt mit Hooks. Der locker flockige Rocker mit leichter Disco Schlagseite dürfte für reichlich Bewegung auf den Tanzflächen sorgen.
Bereits die ersten Synthie Klänge von „If Tonight Is Our Only Chance“ lassen aufhorchen, und spätestens beim Chorus dieses gediegenen Schmachtfetzens dürfte jedem klar sein, welche große schwedische Legende mit vier Buchstaben hier Pate gestanden hat. „This Boy’s Last Summer“ rockt wieder ein wenig mehr, ohne einen gewissen Grad an cheesiness zu unterschreiten, und das groovige „Curves“ könne glatt als Toto-Tribute durchgehen. Bei „Transmission“ wird er Disco Faktor wieder hochgefahren, die melancholisch wirkende Nummer erweist sich als absoluter Ohrwurm und dürfte auch die hartnäckigste Motte aus der angestaubten Schlaghose schütteln.
Auf dem Titeltrack darf dann endlich mal die Luftgitarre ausgepackt und ordentlich abgerockt werden, während das ähnlich flotte „Taurus“ problemlos als musikalischer Zwilling von „Gemini“ durchgeht. Auch beim abschließenden „City Lights And Moonbeams“ zitieren sich die Jungs – plus die beiden Annas – selbst, weist der Refrain doch eine gewisse Ähnlichkeit zu „Turn To Miami auf. Würde man so etwas wie einen Prototyp eines NFO Songs benennen wollen, so wäre „Dead Of Winter“ sicherlich ein mehr als geeigneter Kandidat. Der Song ist geprägt von opulenten Synthie-Klängen, dezenter Gitarren Untermalung und einer catchy Melodielinie und deckt somit eindrucksvoll die gesamte Bandbreite des Nightflightschen Soundspektrums ab.
Trotz vereinzelter Schwächen in der zweiten Albumhälfte ist „Aeromantic“ abermals ein absolut hörenswertes Classic Rock Album geworden, bei dem sich höchstens die Frage stellt, ob weniger – sprich zwei/drei Songs – vielleicht mehr gewesen wäre. Stattdessen hätte ich mir das im vergangenen Jahr veröffentlichte „Satellite“ als Beigabe gewünscht.
Von mir gibt es 8 von 10 Hellfire-Punkten
Trackliste:
- Servants Of The Air
- Divinyls
- If Tonight Is Our Only Chance
- This Boy’s Last Summer
- Curves
- Transmissions
- Aeromantic
- Golden Swansdown
- Taurus
- Carmencita Seven
- Sister Mercurial
- Dead Of Winter
- City Lights And Moonbeams
Line Up:
Björn Strid: Vocals
Sharlee D’Angelo: Bass
David Andersson: Guitar
Jonas Källsbäck: Drums
Sebastian Forslund: Guitar, Percussion, Special FX
Anna Brygård and Anna-Mia Bonde: Backing Vocals
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